Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
interessiert gewesen, und außerdem war sie immer so beschäftigt, dass sie nur selten Zeit fand, sich neue Sachen anfertigen zu lassen. Jack hatte gesagt, sie solle sich von den Londoner Modistinnen verwöhnen lassen, doch bis dahin würde sie wie die Provinzlerin aussehen, die sie ja auch war.
Nun, daran war nichts zu ändern. Vielleicht würde es die Laune der Herzogin ja sogar verbessern, sich ihr überlegen fühlen zu können. Bis Abby sich gewaschen hatte, war die versprochene Zofe erschienen. Die tüchtige junge Lettie frisierte Abby und half ihr in ein schlichtes, dunkelblaues Kleid, das sie mit einem warmen italienischen Schal vervollständigte. Dann führte sie die Besucherin zu Celestes persönlichem Salon.
Auch wenn ihre Schwägerin nicht anwesend gewesen wäre, hätte Abby sofort gewusst, dass dieses Zimmer der Herzogin gehörte. Das zierliche, feminine Mobiliar, die Stoffe und Teppiche bildeten den perfekten Hintergrund für die schöne Celeste.
Sie erhob sich von ihrem Sekretär, als Abby eintrat. »Ich hoffe, eure Zimmer sind bequem genug?«
»Sie sind wunderbar. Wohnt Jack immer bei euch, wenn er hier in London ist?«
»Ja, aber leider ist er das nicht oft genug.« Die Herzogin ging zu einem kleinen Tisch, der mit einem silbernen Teeservice und einer Platte mit Gebäck gedeckt war. »Frayne House ist schon seit Jahren vermietet, da meine Mutter und ihr Mann nie in die Stadt kommen. Wie magst du deinen Tee?«
Also hatte die verwitwete Lady Frayne wieder geheiratet. Abby fragte sich, ob das der Grund sein mochte, warum Jack so ungern über das Zuhause seiner Kindheit sprach. Nachdem sie um Milch für ihren Tee gebeten und ein köstliches französisches Gebäckstück dazu genommen hatte, sprachen sie über ihre Reise von Leicestershire, bis die Herzogin ihnen Tee nachschenkte.
Des oberflächlichen Geredes müde, fragte Abby lächelnd: »Wird es nicht langsam Zeit für das Verhör, Celeste? Um die Sache zu vereinfachen, sage ich dir gleich, dass ich von guter Herkunft bin. Mein Vater, Sir Andrew Barton, ist Baronet und Eigentümer eines ansehnlichen Besitzes bei Melton Mowbray, mein Bruder kämpft als Offizier in Spanien, und ich habe eine Mitgift zu erwarten, die für Mitglieder des Landadels beträchtlich ist, einem Angehörigen des hohen Adels jedoch sicherlich gering erscheinen würde.« Sie gab noch ein Stück Zucker in ihren Tee und rührte ihn um. »Mit anderen Worten, Jack hätte eine wesentlich vorteilhaftere Partie machen können, und ich gestehe gern, dass er Besseres als mich verdient. Nichtsdestoweniger sind wir verheiratet. Ich hoffe, das bekümmert dich nicht allzu sehr, da Jack nicht wollen würde, dass du unglücklich bist.«
Die Herzogin hielt mitten in der Bewegung inne, bevor sie behutsam ihre Tasse wieder auf den Teller stellte. »Du bist bemerkenswert direkt, Abby. Das gefällt mir, obwohl du in der Gesellschaft vielleicht nicht so freimütig sein solltest. Ich gehe davon aus, dass du mich nicht belügen würdest, da alles, was du mir gesagt hast, sehr leicht nachzuprüfen wäre. Deshalb werde ich dir die einzig wirklich wichtige Frage stellen, und ich hoffe, dass du ehrlich darauf antwortest. Liebst du meinen Bruder?«
Das war nicht das, was Abby von einem so vollkommenen gesellschaftlichen Paradiesvogel erwartet hätte. Deshalb antwortete sie nicht sogleich, sondern rührte ihren Tee ein wenig länger als nötig um. »Ja«, sagte sie dann. »Und obwohl ich weiß, dass die Welt uns als ein sehr ungleiches Paar betrachten wird, schwöre ich, dass ich ihm eine gute Frau sein werde.«
»Ausgezeichnet!«, sagte die Herzogin mit einem erfreuten Lächeln, das sie schon gar nicht mehr so einschüchternd aussehen ließ. »Mein Bruder ist eine gute Partie und viel zu sorglos, um sich gegen trickreiche Debütantinnen und ihre sogar noch raffinierteren Mütter zur Wehr zu setzen. Wäre er in diesen letzten Jahren nicht in der Armee gewesen, könnte ich nur mit Schaudern daran denken, was für eine Art von Frau den Ahnungslosen zur Ehe verleitet hätte.«
Die Herzogin nippte nachdenklich an ihrem Tee. »Hätte er mich nach einer geeigneten Ehefrau gefragt, hätte ich ihm geraten, sich nach einer praktisch veranlagten Frau und einer auf wahrer Liebe gründenden Beziehung umzusehen. Aber genau das scheint er ja getan zu haben. Nicht umsonst wird er ›Lucky Jack‹ genannt.« Sie streckte Abby ihre Hand hin. »Willkommen in unserer Familie, Abby.«
Abby nahm die Hand der Herzogin,
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