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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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alle Termine abgesagt und sich frei genommen. Ich probierte es auf seinem Handy, doch auch dort hob niemand ab. Ich fuhr wie eine Verrückte. Ich achtete nicht auf Geschwindigkeitsbegrenzungen und hatte mehr Glück als Verstand, dass nirgends geblitzt wurde.
    Ein paar Kilometer vor Hamburg brach eine fade Wintersonne durch die dünne Wolkenschicht. Weit entfernt hörte ich hinter mir das jaulende Horn eines Polizeiwagens, der sich so seinen Weg durch den Verkehr bahnte. Das Heulen der Sirene kam näher, der Hund antwortete mit einem Jaulen, richtete sich hinter mir auf und schaute nach draußen, wie mir ein Blick in den Rückspiegel verriet. Er schien nicht nur Probleme mit Pferden zu haben.
    Ich achtete nicht auf den Polizeiwagen, bis er zum Überholen ansetzte und ich Mankiewisc in dem Audi erkannte. Dann waren sie auch schon vor mir und bremsten mich aus. Sie fuhren auf den Seitenstreifen. Ob ich wollte oder nicht, ich stellte die Warnblinkanlage an und folgte ihnen. Mein Rover kam hinter ihnen zum Stehen, während Mankiewisc aus dem Audi sprang, das Gesicht gerötet, die Brauen zusammengezogen.
    Er riss die Beifahrertür auf. »Das wollen Sie nicht allein hinkriegen«, keuchte er einen seiner Standardsätze und fiel neben mir auf den Sitz, während er auch schon die Tür zuschlug und der Hund hinter mir kläffte.
    Ich drehte mich zu ihm. »Aus, Erwin.« Es klang selbst in meinen Ohren scharf und aggressiv, doch das Kläffen verstummte zu meiner eigenen Überraschung, während der Hund mich mit seinen braunen Augen ansah, als wüsste er um meine Ängste.
    »Denken Sie doch mal nach.« Mankiewiscs Hand legte sich auf meine Schulter. »Was bringt es, wenn Sie zu den Plotzers fahren?«
    »Ich weiß es nicht.« Meine Stimme klang heiser und rau.
    Mankiewisc seufzte und zog die Hand zurück. »Kommen Sie wieder mit nach Horststätt.«

    »Ich kann nicht«, sagte ich. »Ich kann einfach nicht mehr rumsitzen und warten. Ich muss etwas tun.«
    Mankiewisc sah mich besorgt an. »Ich weiß, dass das schwer für Sie ist. Aber manchmal kann man nichts tun, nur warten. Das wissen Sie doch alles.«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich hatte das Gefühl, ganz nah an einem Abgrund zu stehen. Es bedurfte nur noch eines Schrittes, dann würde ich fallen. »Ich muss dorthin. Ich muss sie finden. Ich kann sie nicht länger sich selbst überlassen.«
    Einen Augenblick schwieg Mankiewisc neben mir. »Hören Sie«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie es nicht hören wollen, aber … Sehen Sie … Es ist möglich …« Er räusperte sich. »… Es ist möglich, dass auch Ihre Tochter nicht mehr lebt.«
    Ich bekam keine Luft. Ich riss die Tür auf, beugte mich hinaus und übergab mich, während der Hund hinter mir erneut zu kläffen begann.
    Als sich mein Magen beruhigt hatte und ich aufschaute, stand Mankiewisc vor mir und winkte dem Beamten, der aus dem Audi gestiegen war, wieder einzusteigen.
    »Hier«, sagte er und reichte mir ein blütenweißes Baumwolltaschentuch mit einer dunkelblauen Kante. Ich beugte mich ins Auto, kraulte hinter mir den Hund und sprach beruhigend auf ihn ein, bis er sich beruhigte. Dann kramte ich unter dem Beifahrersitz die Wasserflasche hervor, die noch von Josey dort lag. Sie war halb voll, doch das reichte mir. Ich spritzte mir das kalte Nass ins Gesicht und reinigte mich notdürftig.
    Als Mankiewisc sah, dass ich mich beruhigte, ging er nach vorn zu dem Audi und sprach mit dem Fahrer. Der Mann stellte das Blaulicht an, startete den Wagen und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Mankiewisc stieg wieder ein und sah mich fast hilflos an. »Sie sind ein ziemlicher Brocken«, sagte er schließlich, »und ich wünschte, ich könnte die richtigen Worte finden.«

    »Versuchen Sie es.«
    »Haben Sie David Plotzer angerufen und gewarnt?«, fragte Mankiewisc.
    Ich fuhr an, gab Gas und konzentrierte mich auf den Verkehr. Mankiewisc schwieg derweil, und Erwin legte sich wieder auf die Rückbank.
    »Das ist lächerlich«, sagte ich, als ich das Auto zwischen zwei LKWs hindurch auf die Mittelspur gefahren hatte. »Er hat damit nichts zu tun.«
    »Thomas Hart hat einen Komplizen«, sagte Mankiewisc neben mir in einem Ton, der keinen Zweifel aufkommen ließ. »Sie wissen es und wir auch.«
    »Josey war die ganze Zeit nicht in dem Dorf«, sagte ich. »Wir haben uns geirrt. Verstehen Sie? Sie war gar nicht dort.« Meine Stimme vibrierte.
    »Das vermuten wir inzwischen auch.«
    »Ich will nur sicher sein, dass sie nicht in

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