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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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mir nämlich, dass meine Mutter sie nach den Ereignissen von 1996 hasste. Meine Mutter erfuhr nach Bruchsahls Tod, dass Madeleine von der Entführung erfahren und nichts unternommen hatte und dass sie dadurch eine Mitschuld an Johannas Tod trug. Doch auch meine Mutter konnte nichts weiter unternehmen. Ich war bereits für den Mord an Bruchsahl verhaftet worden. Wenn sie redete, wäre auch noch ihre zweite Tochter, Madeleine, ins Gefängnis gegangen. Welche Mutter will das schon? Dann war da ja auch noch Rebecca, ein Pflegefall. Ich nehme an, meine Mutter war trotz allem verzweifelt, weil ihre eine Tochter eine Mitschuld am Tod des Kindes ihrer anderen Tochter trug. Wahrscheinlich hat sie sich deshalb nie wieder bei mir gemeldet. Wie sollte sie mir gegenübertreten? Was sagen?«
    »Und Ihre Schwester?«
    »Die beiden Frauen waren in dem Turm und haben dort Johanna gefunden, als sie gerade ihren Anfall bekam. Sie haben
Bruchsahl benachrichtigt. Doch dann starb Johanna, und das bedeutete, die beiden wären wegen Beihilfe angeklagt worden. Außerdem gab es noch die so genannten emotionalen Gründe.«
    »Christine hat geschwiegen, weil sie Thomas Hart liebte und er das Kind für eine gemeinsame Zukunft entführt hatte? Ihre Schwester hat geschwiegen, weil Christine ihre engste Freundin war?«
    »Ja, und weil Christine schon einmal einen Selbstmordversuch unternommen hatte und psychisch labil war. So in der Art muss es gewesen sein. Bruchsahl entschloss sich zunächst zum Schweigen, weil er meine Halbschwester liebte und sie heiraten wollte. Als er Johanna tot in den Armen hielt, wusste auch er, dass beide Frauen wegen Beihilfe ins Gefängnis gehen würden, schon allein, weil sie die Polizei nicht benachrichtigt hatten und niemals beweisen konnten, dass sie nicht von Anfang an eingeweiht waren. Hätte man Madeleine verhaftet, wäre Rebecca ins Heim gekommen. Ich nehme an, auch das war ein Grund, weshalb Madeleine geschwiegen hat, und Bruchsahl eben auch. Die Ereignisse ließen sich nicht rückgängig machen, doch ihre und Rebeccas Zukunft konnten sie retten.«
    »Dann kamen Sie ins Spiel.«
    Ich nickte. »Thomas Hart muss trotz allem gedacht haben, Bruchsahl wäre als Arzt eine Schwachstelle und würde früher oder später umkippen. So hat er mich auf Bruchsahl gehetzt und dafür gesorgt, dass ich den Brief an einem Mittwoch bekam. Sie haben recht. Er folgte mir, und als ich Bruchsahl nicht erschoss, tat er es selbst. Ich präsentierte mich ihm als Täterin auf einem Silbertablett. So hat Thomas Hart es Christine, Madeleine und meiner Mutter verkauft: Ich hätte Bruchsahl auf dem Gewissen.«
    »Aber die müssen doch gewusst haben, dass ein anonymer Brief Sie auf Bruchsahls Spur geschickt hat.«
    »Das kam doch in der Berichterstattung kaum vor. Meine Schwester war nicht besonders intelligent. Nur meine Mutter
hat es sich zusammengereimt. So ging sie zu Thomas Hart und nahm ihm das Geld ab. Meine Mutter wusste immer, dass ich niemals jemanden ermorden könnte. Das ist mir klar. Sie hatte nur keine Beweise.«
    »Diese Kaltblütigkeit trauen Sie ihr zu? Dass Sie zu Hart ging und ihn erpresste?«
    »Ja«, sagte ich. »Meine Mutter war tatsächlich mitunter kaltblütig. Peter Plotzer hatte ihr Leben zerstört und ebenso das ihrer großen Liebe Johann Paulsen, und egal, ob sie sich in der DDR irgendwie mit meinem Vater und mir eingerichtet hatte. Sie war schwer depressiv, hatte Schuldgefühle, und sie hat sich 1989 ein zweites Mal an diesen Mann verkauft, um ihrer ersten Tochter und ihrer kranken Enkelin Rebecca eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Weshalb sollte sie sich das Geld nicht holen, das ihre andere Enkelin, nämlich Johanna, mit dem Leben bezahlt hatte?«
    »Weshalb musste sie jetzt sterben?«
    »Vor ein paar Monaten erfuhr Christine, dass sie einen inoperablen Tumor hat. Ich glaube, das war der Auslöser für Thomas Hart, um sich das Geld wieder zu beschaffen. Er wollte damit Christines Traum erfüllen und ihre letzten Monate in Kalifornien finanzieren. Meine Mutter ahnte, dass sie in Gefahr war, und auch Josey und ich. Hart hatte bereits einmal ein Kind entführt. Weshalb sollte er es nicht wieder tun? Sie hatte ja sogar recht. Deshalb war sie die letzten Monate in Hamburg. Sie hat mich und meine Tochter bewacht. Vielleicht hat er ihr sogar gedroht, und sie hat sich in dieses Hotel abgesetzt. Sie suchte immer noch nach Beweisen, dass ich unschuldig war.«
    »Aber er muss Ihre Mutter getroffen haben.«
    »Eben. Ich

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