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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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schläfst du nicht?«
    Sie beugte sich über ihn und legte ihm die Hand auf die Stirn. »Wie kann ich schlafen, wenn mein König ruhelos durch das Traumland wandert?«
    Er umfasste ihre Handgelenke, zog sie heran und küsste sie. »Stets sagte mir die Göttin, was ich zu tun hatte. Doch jetzt ist es still in mir, sie spricht nicht mehr. Es ist, als hätte ich ein dunkles Loch in meinem Herzen.«
    Â»Sei unbesorgt«, flüsterte Kubichi. »Du wirst die bösen Mächte besiegen …«
    Â»Fürchtest du dich nicht?«
    Er sah ihre Augen in der Dunkelheit aufleuchten. »Dein Wille ist gerade wie die Bahn eines fliegenden Sternes«, erwiderte sie ruhig. »Ich fürchte mich nicht, wenn du dich nicht fürchtest.«
    Ein merkwürdiges Geräusch, ein eigentümliches Wimmern kam von der Stelle her, wo der Alte lag. Kubichi hielt den Atem an und Susanoos Hand schloss sich um seinen Dolchgriff. »Ich werde ihn töten!«, stieß er hervor.
    Bei Morgengrauen legte sich der Wind. Wie gebauschte Segel zogen die Wolken über die Hügel, die die höheren Berggipfel umgaben. Als sich die Reiter auf den Weg machten, funkelte die Sonne wie ein bleicher Opal. Die Nebelstrudel lösten sich auf und die scharf gezackten Felsen ragten wie Metallsplitter in den gleißenden Himmel. Die Pferde trabten durch den weichen Schnee. Kijama zog den Alten, der mit einem Strick am Sattel angebunden war, erbarmungslos hinter sich her. Der Mann stolperte und wand sich, blau im Gesicht; seine Füße hinterließen hellrote Blutspuren. Susanoo beachtete ihn nicht. Er hatte nur ein Ziel vor Augen: Er wollte die Erzgrube noch vor dem nächsten Schneesturm erreichen. Eine harte, mühsame Arbeit stand ihm bevor. Die Erzstücke mussten zuerst sortiert, dann zerkleinert und aufbereitet werden. Dann erst konnten sie mit dem Schmelzprozess beginnen.
    Die Sonne brannte grell auf die Felsen, aber im Schatten hatten sich die Frostzähne des Winters fest ins Erdreich geschlagen. Die Pferde suchten unebene Stellen im Gelände, auf denen ihre Hufe nicht ausrutschen konnten. In zahlreichen Windungen führte der halsbrecherische Weg nach oben. Zu ihrer Seite erhob sich, alles überragend, der Akagama, der rote Berg. Von der Sonne geblendet, hob Susanoo seine Augen zum Gipfel empor. Er musste seine Macht anerkennen; doch zugleich spürte er die Herausforderung des Berges, die wie starker Wein in sein Blut drang.
    Der Pfad verlief durch Schneefelder und über Geröllhalden. Ein einziger Fehltritt konnte zum Sturz in die Tiefe führen und den sicheren Tod bedeuten.
    Â»Ich werde zu Fuß weitergehen«, entschied Susanoo plötzlich. »Man schlage ein Lager auf. Hauptmann Kijama, Ihr übernehmt die Verantwortung.«
    Â»Zu Befehl, Majestät!« Kijama sprang aus dem Sattel und rief seine Anordnungen. Während die Männer die Pferde versorgten, suchte Susanoo rasch einige Krieger aus, die ihn begleiten sollten. Seine Wahl fiel auf Inue und Tsuru, zwei jüngere Wachoffiziere. Beide waren kräftige, untersetzte Männer, die ihre Waffen gut zu handhaben wussten und sich nicht scheuten, Lasten zu tragen. Dazu kam Hokiji, der Befehlshaber seiner Leibgarde. Hokiji war groß gewachsen und arrogant in der Haltung. Er hatte tief eingefallene Wangen und schmale Augen.
    Unterdessen kauerte Masumi am Boden und knotete ihr Stirnband enger. Sie hörte, wie Susanoo als letzten Namen den von Eisai aufrief, und blickte flüchtig zu ihm hin. Sie war glücklich, dass Eisai mitgehen sollte. Er war sehr rücksichtsvoll ihr gegenüber und vermutlich sogar in sie verliebt. Gewiss, sie würde den Auftrag, den ihre Mutter ihr erteilt hatte, ausführen. Aber Eisais Gegenwart half ihr, nicht allzu viel daran zu denken. Als der junge Mann sie anlächelte, lächelte sie zurück, doch lag auf ihrem Gesicht ein abwesender Ausdruck. Sie hatte einen Teil ihres Selbst wieder verschlossen.
    Kubichi wartete, gelassen auf ihren Bogen gestützt. Ihr umherschweifender Blick fiel auf den Alten. Sie sah, wie seine entzündeten Mundwinkel höhnisch zuckten.
    Â»Alles wird sich erfüllen, was der Himmel androht«, kicherte er. »Es gibt nichts, was das Furchtbare abwenden kann …«
    Kubichi wandte kühl die Augen ab. Ihre Züge drückten fast kindliche Heiterkeit aus. Doch war ihr zumute, als säße eine Giftspinne auf ihrem Brustschmuck aus

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