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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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von den Herren, dass sie vorläufig noch davon absehen, ihn als Zielscheibe für ihre Pfeile zu missbrauchen!«
    Er gab einen Wink. Die Diener packten den bewusstlosen Ainu und schleppten ihn unter dem lauten Gelächter der Anwesenden aus dem Saal.

13
    N un?«, fragte Iri.
    Der Befehlshaber Oba verneigte sich. Sein pockennarbiges Gesicht war unbewegt. »Majestät, Eurem Befehl gemäß wurden dem Wilden zuerst Reinlichkeit und gute Sitten beigebracht. Es ging nicht ohne anfängliche Schwierigkeiten, aber wir haben ihn jetzt immerhin so weit gebracht, dass er sich täglich ins Badehaus begibt und seine Stammestracht gegen zivilisierte Kleidung austauscht. Auch wohnte er den Militärübungen bei. Wenn das Wetter günstig war und wir auf die Jagd gingen, nahmen wir ihn mit. Beim Schlingenlegen und Fallenstellen zeigte er erstaunliche Fähigkeiten. Die Pferde hingegen erschreckten ihn. In der ersten Zeit hatte er die eigentümliche Angewohnheit, den galoppierenden Reitern zu Fuß nachzufolgen.«
    Â»Interessant«, warf Iri ein. »Vermochte er das Tempo lange durchzuhalten?«
    Â»Ãœberraschend lange, Majestät. Unsereiner hätte schon längst seine Lungen ausgespuckt, während der Ainu erst anfing, außer Atem zu sein.«
    Â»Hm …«, brummte Iri und streichelte nachdenklich seinen Bart.
    Oba fuhr fort: »Inzwischen hat er seine Scheu überwunden und reiten gelernt, was ihm zweifellos großes Vergnügen bereitet.«
    Â»Hat er die Kurtisane wiedergesehen?«
    Â»Eurem Befehl entsprechend, Majestät, veranstaltete ich mehrmals ein Festessen, bei dem die Ehrenwerte Ama no Uzume uns mit ihren Musik- und Tanzdarbietungen entzückte.«
    Â»Wie hat sich der Ainu dabei verhalten?«
    Â»Majestät …« Oba blinzelte. »Mit Eurer Erlaubnis möchte ich sagen … er verschlang sie mit den Blicken!«
    Iri lachte schallend und Oba gestattete sich ein Lächeln.
    Â»Er hat inzwischen bessere Tischsitten angenommen und gelernt, den Wein mit Würde zu genießen. Seinen Gefolgsleuten gegenüber, die wir bewusst ihren Eigentümlichkeiten überließen, zeigt er sich neuerdings höchst distanziert. Offenbar betrachtet er sich als bevorzugt.«
    Â»Gut.« Iri nickte zufrieden. »Wir sind auf dem besten Weg. Teile dem Ainu mit, dass ich ihn auffordere, mich morgen auf die Vogelbeize zu begleiten.«
    Â 
    Den Kopf vorgestreckt, stoben die Pferde durch den Frühlingsschnee. Ihre Harnische glitzerten und klirrten. Die Reiter verteilten sich über den Hügelkamm. Die königlichen Banner flatterten in der klaren Luft, während die Falkner mit ihren verkappten Habichten und Jagdfalken vorausgaloppierten.
    Iri ritt Aka-Uma, das »Rote Pferd«, einen prachtvollen Fuchs, dessen Fell wie karminrote Seide glänzte. Auf seiner behandschuhten Faust saß Toso, sein Wanderfalke.
    Der König ließ die Vorreiter dem verschneiten Wald entgegensprengen, während er selbst seinen Hengst zügelte.
    Mit knapper Handbewegung befahl er Karas an seine Seite. Der junge Ainu saß gewandt und selbstsicher im Sattel. Nach Art der Tungusen hatte er das Haar hochgesteckt und zu einem Knoten gewunden. Sein Harnisch aus Bronzeplättchen funkelte über seinem Jagdgewand aus wattierter Seide und anstatt seiner Strohgamaschen trug er lederne Reitstiefel. Nur sein hellhäutiges, ebenmäßiges Gesicht unterschied sich von denen seiner Umgebung, denn weder das Kichern der Hofdamen noch die Sticheleien der Krieger hatten ihn dazu bringen können, seinen Bart abzuschaben. Iri betrachtete ihn amüsiert und voller Genugtuung. »Jetzt habe ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Er ist wie Wachs in meiner Hand …«
    Toso stieß ein Zischeln aus. Iri murmelte dem Falken einige beruhigende Worte zu und wandte sich dann lächelnd an Karas. »Ein herrlicher Tag, nicht wahr? Die Jagd wird heute einträglich sein.«
    Â»Die Sonne scheint schon warm«, erwiderte Karas. »Bald schmilzt der Schnee und ich werde zu meinem Volk zurückkehren.«
    Iri entging die Schwermut in seiner Stimme nicht. »Du warst zwei Monde lang mein Gast«, sagte er. »Bist du jetzt immer noch der Meinung, dass wir eine Schreckensherrschaft anstreben?«
    Karas blickte ihn freimütig an. »Es war gut für mich, deine Lebensgewohnheiten kennenzulernen und mich mit eigenen Augen von dem Glanz deines Hofes und den

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