Im Zeichen der blauen Flamme
Vorteilen deiner Regierung zu überzeugen.«
»Dieses Land ist für unsere beiden Völker groà genug«, sagte Iri. »Unsere Errungenschaften könnten den Aiu-Utari von groÃem Nutzen sein.«
Karas seufzte. »Ich wünsche mir den Frieden, Majestät. Doch mein Vater war Azamaro, der Häuptling aller Häuptlinge. Er opferte sein Leben, um unser Volk zum Kampf zu ermutigen.« Sein Gesicht verkrampfte sich. »Die Sisamu 7 sind wie ein Meer rings um uns her und die Aiu-Utari sind wie ein Eiland inmitten der Fluten. Wenn wir keinen Widerstand leisten, werden wir überspült und fortgeschwemmt.«
»Nicht ich habe deinen Vater getötet«, erwiderte Iri gleichmütig.
Karasâ dunkle Augen glitzerten. »Aber der Mann, der das Zauberschwert führte, ist dein Verbündeter.«
»Der König von Izumo war einst mein Verbündeter.« Die Worte kamen langsam und nachdenklich über Iris Lippen. »Jetzt ist er mein Feind. Er hat mich gedemütigt und verraten.«
Karas blickte hasserfüllt vor sich hin. »Er hat meine Schwester betört. Seinetwegen verlieà sie ihr Volk und die Hütte unserer Väter ist vor Scham verdunkelt. Doch er leistete den heiligen Eid, der ihn vor meiner Rache schützt.«
»Welchen Eid?«, fragte Iri interessiert.
Karas zögerte. »Es ist mir nicht erlaubt, darüber zu sprechen. Doch du bist der König und ich dein Gast. So höre: Wir dulden es nicht, dass unsere Toten begraben werden. Wir tragen sie, in ein weiÃes Leinentuch gehüllt, auf den Nordhang des âºKunne-Iomanteâ¹, den Berg der Bären. Dort betten wir sie auf ein Gerüst aus Weidengeflecht und überlassen sie den heiligen Vögeln.«
Iris Stimme klang zerstreut. »Und welche Vögel sind das?«
»Ihr nennt sie die Geier und betrachtet sie mit Abscheu. Wir jedoch nennen sie die âºBoten des Himmelsâ¹, denn sie tragen die Seelen der Verstorbenen zum Nordstern hinauf. Ein jeder unseres Stammes verpflichtet sich in einem Ritual, seine verstorbenen Angehörigen den âºBoten des Himmelsâ¹ zu übergeben.«
Iri hielt die Augen halb geschlossen und lenkte sein Pferd im Schritt. »Und der Herrscher von Izumo unterzog sich diesem Eid?«
»Wenn nicht, hätte ihm meine Schwester nicht angehören können. Sie ist eine heilige Frau, die heiligste von allen. Die Bären gehorchen ihrer Stimme â¦Â«
Ein eigentümliches Geräusch kam über Iris Lippen. Karas warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Hatte der König gelacht?
Doch Iri sagte ganz ruhig: »Der Herrscher von Izumo hatte schon immer die Neigung, nur nach eigener Willkür zu handeln.«
»Majestät!« Der Falkentreiber zeigte auf ein Gebüsch. Iri zügelte sein Reittier, machte den Falken bereit, lockerte die Riemen seines Geschühs und streckte den Arm aus. »Geh!«, sagte er halblaut, und der Raubvogel erhob sich in die Luft. Ein Schneehase brach aus dem Unterholz hervor, setzte mit groÃen Sprüngen über den Hang. Toso verfolgte ihn mit schnellem Flügelschlag. Der Hase suchte einen Schlupfwinkel, doch schon schwebte der Falke über ihm und stieà dann machtvoll nach unten. Der Hase schlug einen Haken, versuchte in wilder Panik zu entkommen, bevor ihm der Falke seine Krallen in Kopf und Rücken schlug. Der Hase schrie schmerzvoll auf, wand und krümmte sich. Toso brach ihm das Rückgrat und der Hase sackte blutend in den Schnee. Der Vogel schüttelte sein aufgeplustertes Gefieder und krächzte zufrieden. Iri trabte heran und saà ab. Er streckte mit einem zischelnden Lockruf die Hand aus. Toso verlieà gehorsam seine Beute und nahm wieder auf seiner Faust Platz.
Iri zog die Bänder des Geschühs an, wobei er zynisch lächelte. »Was für ein Narr Ihr seid, König von Izumo! Ihr steht mir als Hindernis für meinen Siegeszug im Wege und stört meine innere Harmonie. Ich aber habe Zeit. Der Falke, der für mich Beute schlagen soll, muss zuerst an meine Faust gewöhnt werden. Dann werde ich ihn auf meinen Feind loslassen. Ein einziger Sturzflug, wie der von Toso, und er wird sein Opfer nicht verfehlen â¦Â«
Er hob den Hasen auf und schwang ihn grinsend in die Höhe. »Nun, Sohn des Nordsterns, wie gefällt dir die Jagd auf diese Weise?«
»Das ist sehr schlau, ein Tier für sich jagen zu lassen«, sagte Karas mit blitzenden Augen. »O
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