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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Als Gast in meiner Festung hast du unsere Lebensgewohnheiten und unsere strategischen Absichten kennengelernt. Ich beauftrage dich, als königlicher Gesandter zu deinem Volk zurückzukehren und die Häuptlinge der Kotan von der Notwendigkeit eines Bündnisses mit mir zu überzeugen.«
    Â»Es ist eine große Ehre für mich.« Karas verneigte sich. »Was aber geschieht, wenn die Ottena sich weigern, Verhandlungen in Betracht zu ziehen?«
    Â»Dann gibt es Krieg.« Iris Augen blitzten hart auf. »Meine Kriegsschiffe und meine Reiterei werden die Aiu-Utari vernichten. Das Land wird unterjocht und die Überlebenden werden als Sklaven verschleppt.« Er schob die Unterlippe vor, trank schlürfend und hüllte sich in Schweigen.
    Karas setzte mit tiefem Atemzug sein Schälchen nieder. Er wusste, dass der König von ihm eine Antwort erwartete. »Stets hatte ich nur das Ziel vor Augen, mein Volk vor dem Schlimmsten zu bewahren und einer gesicherten Zukunft entgegenzuführen. Ich bin bereit, mich uneingeschränkt für den Frieden einzusetzen.«
    Iris Gesichtsausdruck veränderte sich. Er lächelte warm und gewinnend. »Ich habe Vertrauen zu dir. Es ist nicht leicht, sich ein gerechtes Urteil über jemanden zu bilden. Viele Menschen sinnen auf Verrat. Feinde bedrohen mich da, wo ich sie am wenigsten vermutet hätte …« Seine Stimme war leise und weich, wie es sonst nicht seine Art war.
    Karas betrachtete ihn bekümmert. »Es schmerzt mich«, sagte er freimütig, »Sorgen im Gesicht eines Königs zu erblicken.«
    Doch Iri schüttelte den Kopf. »Ein König ist stets einsam.« Er ließ neuen Tee einschenken und wechselte unvermittelt das Thema. »Kürzlich hast du mich über die Sterbensriten der Aiu-Utari unterrichtet. Wie steht es mit dir? Wer würde dich bei deinem Tod zum Heiligen Berg geleiten?«
    Karas antwortete ernst: »Diese Pflicht obliegt meiner Schwester Kubichi, denn meine Eltern sind schon lange in ihre Himmlische Heimat zurückgekehrt, und ich habe keine Gattin.«
    Iri strich gedankenversunken über seinen Bart. »Gesetzt den Fall, wir würden einen geheimen Pakt schließen und der Königin von Izumo die Nachricht deines angeblichen Todes überbringen lassen, würde sie sich dann auf die Reise begeben, um dir gegenüber ihre Pflicht zu erfüllen?«
    Karas war völlig überrascht. »Darüber besteht kein Zweifel, Majestät.«
    Iri nippte an seinem Tee. Er sprach wie zufällig und mit einer gewissen Zurückhaltung.
    Â»Nehmen wir mal an, ich würde auf diese Weise den Herrscher von Izumo dazu bewegen, seine Festung zu verlassen, und unterdessen meine Truppen im Gebiet des Kunne-Iomante konzentrieren; dann ließe sich eine Entscheidungsschlacht herbeiführen, und ich könnte meine gekränkte Ehre im Blut meines ärgsten Feindes rächen.«
    Karas erbleichte. »Dann aber würdest du meine Schwester ins Verderben stürzen!«
    Â»Sei ohne Furcht.« Iris Stimme klang feierlich. »Ich würde sie wie eine Königin ehren. Einst war sie meine Gefangene und ich bewunderte ihren Mut. Ich wäre kein Fürst, wenn ich nicht auch am Gegner die Größe zu schätzen wüsste.«
    Karas saß wie erstarrt da. Seine Augen, sein Gesicht verrieten den Sturm, der in ihm tobte. Er liebte seine Schwester; sein eigenes Leben jedoch liebte er noch mehr. Er erschrak vor dem Abgrund, der sich vor ihm auftat. »Verzeiht, Majestät, für solche Ränke kann ich mich nicht hergeben.« Seine Stimme zitterte. »Lieber will ich unter tausend Qualen den Foltertod erleiden, als meine Schwester verraten!«
    Doch Iri, milde lächelnd, erwiderte: »Du hast recht. Verrat gereicht dir nicht zur Ehre. Ich bin der König, aber ich will auch dein Freund sein. Schwerwiegende Entschlüsse verlangen, Menschen in ungewöhnlicher Weise auf die Probe zu stellen. Du aber bist ein Mann ohne Falsch und wirst mich nicht enttäuschen …«
    Karas verneigte sich, stumm und aufgewühlt.
    Nach einer Weile brach der König mit müder Lässigkeit das Schweigen. »Ich sehe, meine Worte haben dich erregt. Da ist aber noch mehr. Was bedrückt dich? Sprich!«
    Â»Wäre mein Herz ein Stein«, seufzte Karas, »so würde ich es in einer mondlosen Nacht in einem Brunnen versenken …«
    Ein verstehendes Lächeln umspielte Iris Lippen. »Der

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