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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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dieselbe monotone Arbeit, ein Leben lang, nur um am Leben zu bleiben, ist doch sinnlos, oder? So sinnlos wie meine Maschinen. Ach, ich glaube, deswegen sind sie mir so lieb, weil sie wie Menschen sind.«
    Pit war tief beeindruckt. »Sie sind ja ein richtiger Philosoph, Herr Grünspan! Also, zumindest hören Sie sich so an!«

Ultraexopärtiargrünsupraspanisch mit Auweia-Effekt
    Möhre konnte nicht richtig zuhören, etwas lenkte sie schon die ganze Zeit ab. Seit sie stehen geblieben waren, fühlte sie, dass sie beobachtet wurden. Unruhig drehte sie sich nach allen Seiten um. Es war nichts zu sehen; aber doch, da war irgendetwas, hier, irgendwo um sie herum! Sie konnte es fühlen, so wie man die Blicke anderer in seinem Rücken spüren kann. Es war da, es wollte ihre Aufmerksamkeit erregen, es wollte, dass sie es bemerkte. Es war ihr, als würde eine Stimme zu ihr sprechen, sie locken, sie rufen. Die anderen schienen diese Stimme nicht zu hören, aber sie war da, schwirrte wie ein Schwarm Bienen in ihrem Kopf und zischte ihr ins Ohr: Hier bin ich, hier, komm zu mir, ich bin da!
    Möhre sprang aus der Wanne, sie wurde angezogen von etwas, das sie noch nicht kannte, das sie aber unbedingt sehen musste.
    Komm! Komm! Näher zu mir!
    Sie schloss die Augen und ließ sich von ihrer Eingebung leiten.
    Ich bin da! Geh weiter, weiter, hier bin ich.
    Möhre drehte sich um sich selbst und folgte der Anziehungskraft, dem unwiderstehlichen Befehl.
    Als sie die Augen öffnete, war sie überrascht, fast schon ein wenig enttäuscht. Was dort vor ihr lag, war nicht so großartig, wie sie erwartet hatte.
    Auf einem kleinen Sockel lag, sorgsam gebettet auf ein rotes Kissen, ein glänzender Kasten. Er war nicht groß, höchstens dreißig Zentimeter lang und halb so hoch und breit. Ein grünlich schimmerndes Licht umhüllte ihn und gab ihm etwas seltsam Magisches.
    »Was ist das?«, fragte Möhre erstaunt.
    »Das? Entzieht sich leider meiner Kenntnis!«, hörte sie Aurelius hinter sich antworten.
    »Ich habe es mal in einer Höhle gefunden und mitgenommen, weil es so schön leuchtet. Ich vermute mal, irgendeine Maschine. Ich nenne es einfach nur ›Das Artefakt‹, was nichts anderes heißt, als dass es offenbar nicht natürlichen Ursprungs und sehr alt ist und ich keinen blassen Schimmer habe, was man damit machen kann. Es liegt einfach da und ist ganz offensichtlich zu nichts nütze – also hat es einen Ehrenplatz bekommen!«
    Die anderen kamen näher und blickten den seltsamen Kasten an. Seine polierte Oberfläche war vollkommen glatt – mit einer Ausnahme: Oben war eine Vertiefung in der Form einer kleinen Hand eingelassen. Ein grüner Edelstein, der wie eine Sonne aussah, lag eingebettet in ihrer Innenfläche. Zwölf Strahlen gingen von dieser Sonne aus. Vier große und acht kleinere Strahlen, dargestellt durch Dreiecke, die den Kern umrahmten.
    Aurelius spuckte den Pfeifenstummel auf den Boden und trat die Glut aus. »Wenn Sie bitte wieder einsteigen möchten – es gibt noch viel zu sehen!«
    Aber die vier waren von dem kleinen, leuchtenden Kasten völlig in den Bann gezogen. Vorsichtig ließ Möhre ihre Hand darübergleiten. Er war warm, nicht heiß, nicht kalt, sondern so angenehm, als sei er lebendig. Und da war noch etwas Seltsames: Das Artefakt vibrierte! Wie ein leichtes Zittern, das den Apparat von Zeit zu Zeit überlief.
    »Herr Professor«, sagte Möhre leise, »was hat die Hand zu bedeuten?«
    »Wenn sie etwas größer wäre, würde ich tippen, dass sie so etwas wie ein Knopf zum Einschalten ist. Man legt die eigene Hand in die Vertiefung, und das Ding springt an. Das habe ich auch schon bei anderen Maschinen gesehen. Aber Sie sehen ja selbst, meine Hand ist viel zu …«
    »Meine Hand würde passen!«, unterbrach ihn Möhre und hielt sie Aurelius unter die Nase.
    Der Professor sah Möhres Hand an, blickte auf die Vertiefung und wieder auf die Hand.
    »Oh, ich Riesenross – natürlich, natürlich –, ich hatte völlig vergessen, dass jüngere Menschen kleinere Hände haben als Erwachsene! Wie dumm, wie unverzeihlich dumm von mir! Ich bin wohl doch zu lange alleine hier unten gewesen!«
    Vorsichtig griff Aurelius Möhres Handgelenk. »Sind Sie sicher, junge Dame, dass Sie es wagen möchten? Ich meine, wir alle wissen nicht, was passieren wird.«
    Möhre nickte stumm.
    Aurelius führte Möhres Hand über die Vertiefung, zögerte eine Sekunde und drückte sie schließlich entschlossen hinein. Hand und Vertiefung

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