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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Seele.“
    Alanka keuchte auf. Dann sah sie Rhia verwirrt an. „Aber du bist nicht so wie ich. Nicht so schlimm.“
    „Ich war wütend. Jetzt noch mehr als je zuvor. Vielleicht werden einem verschiedene Teile entrissen. Dein Vater hat dir dein Feuer geraubt, deine Leidenschaft. Skaris hat mir etwas anderes genommen.“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich habe es so satt, nichts als Feuer zu spüren.“
    „Ich habe es satt, nichts zu spüren.“ Alanka saß einen langen Augenblick da und fuhr sich mit den Zähnen über die Oberlippe. „Das erklärt nicht alles. Als ich nach Asermos gekommen bin, ging es mir besser, besonders nachdem ich Filip kennengelernt hatte. Ich habe mich wieder wie ich selbst gefühlt. Nicht immer, aber manchmal.“ Alanka musste schlucken. „Aber in der Nacht, in der Marek entführt wurde … konnte ich ihn nicht retten.“
    „Natürlich konntest du nicht.“ Rhia legte ihr eine Hand auf den Arm. „Er war zu nah an den Soldaten, als dass du sie hättest erschießen können.“
    Alanka zögerte. „Das war gelogen. Ich hatte freie Bahn, und wenn ich einen von ihnen erwischt hätte, wäre Marek in der Lage gewesen, den anderen zu entwaffnen. Er hat wahrscheinlich nur auf meinen Schuss gewartet.“
    Rhia bekam eine Gänsehaut. „Warum hast du es nicht getan?“
    „Ich habe auf die Soldaten gezielt, und dann … habe ich den Verstand verloren. Alles, was ich noch sehen konnte, waren die Männer, die ich auf dem Schlachtfeld getötet habe. Es war, als wäre ich wieder dort, um mich herum nur Tod und Blut. Als es vorbei war, war Marek schon auf dem Boot.“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Es tut mir so leid, Rhia. Ich habe dich im Stich gelassen. Ich habe Marek im Stich gelassen. Also hat Wolf mir meine Gaben genommen, und jetzt bin ich nutzlos.“
    Rhia hörte Alankas letzten Satz kaum. Sie wollte ihre Freundin an der Schulter packen und sie schütteln. „Warum hast du mir das nicht früher gesagt?“
    „Ich habe mich geschämt, und ich wollte nicht, dass du dich schuldig fühlst. Euer Krieg war es, der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.“ Sie schlug sich mit den Fäusten auf die Schenkel. „Aber es war meine Entscheidung, zu kämpfen. Ich mache dir keine Vorwürfe.“
    „Bist du sicher?“
    „Du hast mich nicht gezwungen, zu kämpfen. Ich bin aus Treue zu dir und meinen Brüdern gekommen. Und vielleicht weil es mein Vater war, der das alles ausgelöst hat. Ich wolltebeweisen, dass ich nicht so bin wie er.“
    Rhia zügelte ihren Ärger und dachte an den Wolfwelpen in Razvins Armen. „Ich glaube, deshalb hat er ein Stück deiner Seele genommen. Er will eine Verbindung mit dir, aber er ist auch wütend, dass du in die Schlacht gezogen bist.“
    Alanka riss den Mund auf. „ Er ist wütend auf mich ? Wie kann er es wagen?“
    „Genau.“
    Sie atmete schnell. „Wenn mein Vater mein Seelenteil loslässt, bekomme ich meine Gaben zurück?“
    „Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Nur weil alles zusammenhängt, bedeutet das nicht, dass es nur eine Lösung gibt. Was mit dir in der Schlacht passiert ist, hätte auch ausgereicht, um eine gesunde, vollständige Seele zu schädigen.“
    Alanka nickte. „Filip hat es Schlachttrauma genannt. Manchmal passiert das sogar echten Kriegern.“
    „Du bist ein echter Krieger, Alanka.“ Rhia seufzte. „Das sind wir jetzt alle.“

23. KAPITEL
    A lanka war dankbar, das überfüllte Boot in der Nacht verlassen zu können, als Koli es in einem ruhigen Nebenarm des velekonischen Flusses verankerte. Sie schlugen ihr Lager am Ufer auf, um zu vermeiden, den felsigen Teil des Flusses in der Dunkelheit befahren zu müssen, und um einander den dringend benötigten Abstand zu geben. Noch eine Stunde, nahm Alanka an, und Lycas und Filip hätten einander über Bord geworfen.
    Bald brannte ein Feuer, und die acht Reisenden versammelten sich darum. Sie rösteten Kartoffeln und aßen frisches Frühlingsgrün zu dem getrockneten Wildfleisch, das Tereus eingepackt hatte. Nach dem Abendessen stimmte Arcas eine Reihe Lieder an, um ihre Stimmung zu heben und die Geister milde zu stimmen. Während er sang, arbeitete er an seiner neuesten Schnitzerei, die sich als Fledermaus herausstellte. Er bot sie Koli an, die sich sehr darüber freute.
    Alanka setzte sich neben Filip und warf ihm verstohlene Blicke zu, wenn sie glaubte, er würde nicht hinsehen. Das Licht des Feuers ließ sein goldenes Haar glänzen und warf Schatten auf seine

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