Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
Vom Netzwerk:
sie.“ Sie stellte die Trommel auf eine Koje. „Wollte dich niemand umbringen, nachdem du wieder ins Leben zurückgebracht worden bist?“
    „Nicht dass ich wüsste. Andererseits sagt man mir nach, etwas schwer von Begriff zu sein.“ Mit dem Thanapras in der Hand hielt Damen inne. „Es gibt einen Weg, sie zum Loslassen zu zwingen.“
    „Zwingen? Wie?“
    „Du kannst Krähe bitten, sie nirgends hinzubringen.“
    Sie starrte ihn an. „Das verstehe ich nicht.“
    „Die, die zurückbleiben, spielen ein gefährliches Spiel, wenn sie die Lebenden foltern. Indem sie Krähes Erlösung nicht annehmen, riskieren sie es, ausgelöscht zu werden. Kein Frieden und keine Ruhe auf der anderen Seite. Nichts. Für immer.“
    Rhia schauderte. „Wir können Krähe bitten, das zu tun, und er tut es?“
    „Anscheinend schon. Ich habe nie darum gebeten, und das werde ich auch nie.“
    Sie setzte sich neben Damen auf den Boden. „Warum hat Coranna mir nichts davon gesagt?“
    „Sie hat gesagt, du bist noch nicht bereit. Sie hatte Angst, dass deine Gefühle dich dazu bringen, etwas zu tun, was du hinterher bereust.“
    „Das würde ich nie jemandem antun.“
    „Nicht einmal Skaris?“
    „Nein. Ich will ihn zum Schweigen bringen, aber nicht so. Ich will ihm helfen, Frieden zu finden.“
    „Und dich den Rest deines Lebens damit abfinden, dass ein Stück von dir fehlt.“
    „Wenn ich muss.“ Sie grübelte über Damens Enthüllung nach. „Was kostet es, Krähe darum zu bitten, die Seele von jemandem auszulöschen?“ Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen.
    „Der einzige Preis ist, mit dem zu leben, was du getan hast. Eine solche Entscheidung lässt sich nicht zurücknehmen. Ich glaube, die Reue darüber würde einem die Seele vergiften.“ Er hockte sich hin. „Bist du bereit?“
    Sie nickte. „Ich hole die anderen.“
    Alanka lag schon bald auf dem Boden neben Rhia. Koli trat über sie hinweg, um sich in die Koje zu setzen. Sie stellte sich die Trommel auf den Schoß, rollte ihre Ärmel hoch und warf sich den blonden Zopf auf den Rücken. „Wie schnell?“, fragte sie Damen.
    „Tiefe Trance. Warte, bis ich liege.“
    Damen entzündete das Thanapras und sang dann ein hohes, mächtiges Klagelied, das scheinbar die Grenzen zwischen der Welt der Geister und ihrer eigenen auflösen konnte. Rhia spürte fast, wie der Klang ihren Verstand benebelte.
    Nachdem er fertig war, ließ er sich auf Alankas anderer Seite auf den Teppich sinken. Koli fing an zu trommeln.
    Rhias Haut begann zu kribbeln. Sie wollte sich über den Arm und den Hals streichen, um zu sehen, ob dort Spinnen waren, zwang sich aber, regungslos liegen zu bleiben. Damens Gesang hallte noch in ihren Gedanken nach.
    Wieder tauchte der Nebel zwischen den Welten auf, aber dieses Mal zuckten Blitze über seine Oberfläche, als wäre es eine Gewitterwolke. Als Rhia versuchte, ihn zu durchschreiten, begannen ihre Fingerspitzen zu schmerzen. Sie wich zurück, und der Nebel schien sie in sich hineinzuziehen und gleichzeitig abzustoßen.
    Sie kämpfte darum, gleichmäßig weiterzuatmen und sich aufdie Trommel zu konzentrieren. Vielleicht war das eine Prüfung. Alanka regte sich neben ihr, und Rhia wollte ihr sagen, sie solle still sein, aber ihr Mund wollte sich nicht bewegen. Wie gelähmt schien sie zwischen den beiden Welten zu schweben.
    Ein Paar kräftiger Hände schüttelte sie. „Rhia, etwas stimmt nicht mit Damen.“
    Ruckartig setzte sie sich auf und rieb sich das Gesicht, um den feuchten Nebel zu vertreiben.
    Ihr Krähenbruder atmete schwer. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Er klammerte sich an sein Hemd und knetete den Stoff in seinen Fäusten.
    „Koli, hör auf“, bat Rhia. „Etwas stimmt nicht.“
    Die Fledermaus legte die Trommel zur Seite. „Was ist mit ihm?“
    „Ich weiß es nicht.“ Rhia berührte seine Hand. Sie zitterte so sehr wie ihre eigene und war zweimal so kalt. „Ich werde ihn zurückbringen.“
    „Nein …“ Damen raufte sich die Haare und zog fest daran. „Nicht alle. Hört auf.“ Sein Körper wand sich auf dem Boden. „Wo seid ihr? Sagt etwas!“
    Rhia nahm seine andere Hand. „Damen, komm zurück zu uns. Hier bist du in Sicherheit.“
    Er schrie so lange und so laut, dass es schien, als könnte er das Graue Tal erreichen.
    Alanka und Koli stießen einen erschrockenen Laut aus und sprangen auf. Mit klopfendem Herzen sagte Rhia zu den zwei Frauen: „Geht. Wir müssen allein sein.“
    Sie rissen die Kabinentür

Weitere Kostenlose Bücher