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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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gemacht, und die machst du gerade zunichte.
    Sie schüttelte seine Hand ab und deutete auf den Wolfwelpen, der schlaff in Razvins Armen lag. Das sieht nicht nach Fortschritten aus.
    Für dich vielleicht nicht, aber wenn du erst die korrekte Vorgehensweise lernst …
    Dazu ist keine Zeit. Alanka braucht ihre Kräfte. Wir alle brauchen ihre Kräfte. Er hat sie gestohlen, und ich hole sie zurück. Sie stapfte auf Razvin zu. Gib sie mir.
    Du kannst mich nicht zwingen.
    Du bist in meinem Reich , sagte sie zu ihm, und du wirst tun, was ich dir sage.
    Nicht so aufmüpfig, Kleines. Skaris trat zwischen sie. Selbst die Flügel einer Krähe kann man stutzen.
    Er holte die Hände hinter seinem Rücken hervor. In ihnen hielt er eine Krähe, die mit dem Kopf nach unten baumelte. Sie flatterte und wehrte sich. Kleine schwarze Federkiele stoben in einer Wolke um sie herum. Ihr Schnabel war weit geöffnet, und sie versuchte nach den Händen zu hacken, die sie festhielten.
    Rhia streckte die Hand aus. Worte konnte sie nicht mehr bilden.
    Komm her. Hol sie dir , sagte Skaris und rannte los.
    Sie jagte ihm durch das steinige Tal nach. Damens Schreie verhalltenhinter ihr. Sie schienen stundenlang zu rennen, aber die Landschaft veränderte sich nicht, und ihre Beine wurden nicht müde. Mit jedem Schritt entfernte der Bär sich weiter von ihr. Ihre Füße konnten sich nicht schneller bewegen als der Trommelschlag, der sie in der anderen Welt festhielt. Diesen Klang konnte sie nicht loslassen, sie musste ihn in sich behalten oder riskieren, für immer an diesem Ort verloren zu sein.
    Skaris verschwand am endlosen Horizont, aber Rhia rannte weiter. Irgendwann musste er einfach stehen bleiben. Und wenn er es tat, konnte sie ihm die Krähe entwenden und wieder ganz sein.
    Unter ihren schnellen Schritten fühlten die Steine sich an wie Markierungen für das Verstreichen von Stunden und Tagen. Bewegte sie sich bloß durch den Raum oder auch durch die Zeit? Nur Rabe konnte sich durch die Zeit bewegen, aber was, wenn Rhia schon jahrelang an diesem Ort war? Was, wenn sie wiederkehrte und alle, die sie geliebt hatte, waren in der Zwischenzeit gestorben?
    Sie blieb stehen und horchte auf den Schlag der Trommel. Er kam von rechts. Sie folgte den Schlägen wie Steinen auf einem Pfad. Er zog sie vorwärts, gab ihr die Kraft, der Anziehung von Skaris und dem Schatz, den er bei sich trug, zu widerstehen.
    Erneut tauchte der dunkle Baum auf. Seine Zweige deuteten auf den Nebel zwischen zwei Steinen. Damen trat aus dem Nebel und streckte die Hand aus.
    Hier entlang , sagte er. Ich helfe dir.
    Sie schluckte ihre Abneigung hinunter und nahm seine Hand. Der Nebel wurde so dicht, dass es sich anfühlte, als würde man Wolle atmen. Sie versuchte zurückzuweichen, aber Damen zog an ihrem Arm.
    Rhia öffnete die Augen und starrte an die helle Decke der Bootskabine. Das Thanapras biss ihr in den Nasenlöchern.
    Das Trommeln verhallte, und Rhia erinnerte sich an Alanka. Schnell setzte sie sich auf und klammerte sich an die Koje, als eine Welle des Schwindels über ihr zusammenschlug.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Alanka.
    Rhia sah Damen aus verschwommenen Augen an. „Ich muss es ihr sagen.“
    Er tauchte das rauchende Thanapras in eine Schüssel voller Wasser, um es zu löschen. „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Er riss die Tür auf und schloss sich den anderen auf Deck an.
    „Mir was sagen?“, fragte Alanka.
    Rhia kletterte in die Koje neben ihr. Ihr Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt. Sie atmete tief durch und fragte sich, wo sie anfangen sollte. „Es geht dir … schon eine ganze Weile nicht gut, richtig?“
    Alanka rutschte ein Stück von ihr fort. „Kann sein.“
    „Ich weiß jetzt, warum.“
    Rhia erklärte ihr alles, und Alanka hörte mit weit aufgerissenen Augen zu.
    „Danke, dass du es mir erzählt hast“, sagte sie, als Rhia fertig war. „Ich dachte, ich bin verrückt. Ich dachte, es ist meine Schuld.“
    Rhia nahm ihre schlaffe Hand. „Nichts an alledem ist deine Schuld.“
    „Warum hat Damen mir nichts gesagt?“
    „Vielleicht wollte er dich schützen. Vielleicht dachte er, er kann dein Problem lösen.“
    „Kann er? Kannst du?“
    Der Gedanke, in das Graue Tal zurückzukehren, brachte Rhia innerlich zum Beben. „Ich versuche mein Bestes.“
    „Wann?“
    „Heute Nacht. Morgen. Jeden Tag, bis ich es zurückhabe. Weißt du, du bist nicht die Einzige, der ein Teil von sich fehlt. Skaris hat ein Stück von meiner

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