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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Untersuchung wird fortgesetzt. Und sollte euch jemand erwischen - ich kenne euch nicht, habe euch nie gesehen. Klar?«
    »Nun mach dir mal nich' in deinen Kittel«, murrte Mimiche. »Sieht so scheußlich aus, Braun auf Grün.«
    Wortlos, aber giftigen Blickes machte sich der andere aus dem Staub.
    Mimiche wartete, bis die Tür hinter seinem Bekannten zugeklappt war, dann wandte er sich Philemon zu.
    »Na denn«, sagte er, »tu, was du nicht lassen kannst. Aber beiß nicht rein, ja?« Bezeichnend wies er auf die verhüllte Tote.
    »Spar dir deine dummen Witze«, gab Philemon zurück. »Ich habe mich geändert«, fügte er dann hinzu.
    »Ach?« machte Mimiche. »Machst du sowas wie 'ne Therapie für reumütige -« Das bewußte Wort wollte ihm nie recht über die Lippen.
    »Sowas Ähnliches.«
    Mimiche hob erstaunt die Brauen. »So was gibt es wirklich?«
    »Ja.«
    Philemon griff nach dem Leinentuch, hob es an und zog es dann bis zur Brust der Toten weg. Er widerstand dem Reflex, die Augen zu schließen. Zum einen war er schließlich extra hergekommen, um sich die Leiche anzuschauen, und zum anderen hatte er schon sehr viel übler zugerichtete Tote gesehen - und nicht nur gesehen . ..
    Der Hals des Mädchens war eine einzige Wunde. Weitere Verletzungen fanden sich in ihren Armbeugen sowie in den Kniekehlen. Und die Blässe ihrer Haut konnte nicht allein der Tod verursacht haben. Vielmehr - »Sie scheint völlig blutleer zu sein«, flüsterte Philemon erstaunt.
    »Vielleicht war der Mörder nicht hungrig, sondern nur durstig«, ließ Mimiche eine weitere zynische Anspielung vom Stapel.
    Philemon überging den Unterton und schüttelte den Kopf. »Das war keiner von meiner Art. Die Wunden sind völlig atypisch.«
    »Du mußt es ja wissen .«
    »Und du solltest es noch wissen«, gab Philemon nun seinerseits bissig zurück.
    »Erinner mich bloß nicht dran«, murmelte Mimiche. »Was also geruhen Monsieur Professeur zu diagnostizieren?«
    Philemon hob die Schultern und holte die Adlerfeder ein weiteres Mal aus seiner Tasche.
    »Ich weiß zwar nicht, wie das hier dazu passen sollte«, sagte er, die Feder hebend, »aber ich würde sagen ... das war ein Vampir. Wenn auch die Bißmale selbst für eine solche Kreatur zumindest außergewöhnlich sind.«
    Mimiche keuchte, erschrocken und entrüstet in einem.
    »Nun mach aber mal 'nen Punkt!« fuhr er auf. »Übel genug, daß du mich dazu gebracht hast, diese eine Geschichte zu glauben - aber jetzt kommst du auch noch mit Vampiren daher! Was willst du mir als nächstes auftischen? Daß der Teufel selbst Paris heimsuchen wird?«
    Philemon grinste verunglückt. »Wenn es solche wie mich gibt«, er wies mit dem Daumen auf sich, »warum sollte es dann nicht auch Vampire geben?«
    »Weil -«, setzte Mimiche erregt an und rang nach Worten, »- weil eure Sorte schlimm genug ist! Mehr verkraftet diese Welt nicht ...«
    »Du hast ja keine Ahnung, was wirklich in dieser Welt vorgeht«, meinte Philemon. Aber es klang nicht die Spur mitleidig - eher schon so, als bedauere er, daß er selbst es wußte.
    Hallende Schritte klangen auf, wurden lauter, kamen näher. Synchron wandten Philemon und Mimiche sich zur Haupttür um.
    »Verdammt«, entfuhr es Philemon. »Was jetzt?«
    »Keine Sorge, komm mit.« Mimiche zog ihn mit sich zu einer schmalen Tür, die am Ende der Wand mit den Kühlfächern fast ver-steckt lag.
    »Du scheinst dich hier ja ganz gut auszukennen«, meinte Phile-mon, als sie draußen waren.
    »Glaubst du, du bist der einzige, dem ich hier Leichen zeigen muß?« gab der Reporter zurück, während sie zurück zum Auto hasteten. Mimiche setzte sich hinters Steuer des Peugeot. »Wohin jetzt, der Herr?«
    »Einen Besuch machen«, sagte Philemon nur.
    »Bei Mama, nehme ich an?«
    Philemon de Lamaze nickte, ohne ihn anzusehen.
    Mimiche fuhr los.
    *
    Cimetiere du Pere Lachaise, Cimetiere de Gentilly, Cimetiere de Montmartre - das waren die großen und vor allem die bekannten Friedhöfe von Paris; nicht nur Ruhestätten der Toten, sondern fast mehr noch Pilgerstätten für Touristen; denn dort waren große Persönlichkeiten zu Grabe getragen worden, Künstler ebenso wie Politiker und historische Berühmtheiten.
    Der kleine Friedhof nahe der Avenue Victor Hugo konnte nicht mit großen Namen aufwarten, er besaß ja noch nicht einmal selbst einen.
    Jean Grenouille nannte ihn nur seinen Friedhof, sein Reich. Er hatte ihn gewissermaßen okkupiert; nicht in dem Sinne, daß er dieses Fleckchen Paris

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