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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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erinnerst dich sicher auch an das, was ich dir letztes Mal versprochen habe, oder?«
    Philemon nickte gesenkten Blickes, aber Mimiche ließ es sich nicht nehmen, das Messer in der Wunde herumzudrehen und seinem Besucher besagtes Versprechen nachdrücklich in Erinnerung zu rufen.
    »Solltest du Paris noch einmal heimsuchen, habe ich dir gesagt, würde ich mein Schweigen brechen und dein kleines Geheimnis aufdecken. Jeder würde dann erfahren, wer und was du bist - und man würde dich bis ans Ende der Welt jagen!«
    Mimiche, sonst die fleischgewordene französische Lässigkeit und Inbegriff der Ruhe selbst, hatte sich förmlich in Rage geredet; sein Blick sprühte vor Zorn, und Speichel flog ihm in feinen Tröpfchen von den Lippen.
    »Ich weiß ...«, sagte Philemon leise, und er stand da wie ein gemaßregelter Schuljunge, ». aber ich schwöre dir, daß ich es nicht war. Und ... ich werde nie mehr nach Paris kommen, wenn -« Er stockte.
    »Wenn was?« fuhr Mimiche ihn an, kaum ruhiger denn zuvor. »Wenn ich dir noch einmal helfe? Wenn ich mir die Hände noch einmal mit Blut beschmiere?«
    »So ist es nicht!« gab Philemon zurück. Verzweiflung ließ nun auch ihn lauter werden. »Aber deine Hilfe brauche ich tatsächlich.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil wir einen anderen Mörder aufhalten müssen! Ich muß ihn finden, verstehst du? Und die Chance wird sich so rasch nicht wieder bieten.«
    Mimiche nickte, weil er wirklich verstand. »Ich weiß, erst wieder in einem Jahr. Wenn überhaupt ...«
    »Ja«, sagte Philemon, schluckte hart und hektisch; trotzdem sprach er mit belegter Stimme weiter: »An Mamas Geburtstag ...«
    »Alle Jahre wieder«, knurrte der Reporter zynisch.
    Scharf faßte er Philemon de Lamaze ins Auge. »Was ist noch? Ich seh's dir doch an, daß du noch etwas anderes auf dem Herzen hast -wenn du überhaupt sowas wie ein Herz besitzt .«
    Wieder fühlte der junge Mann sich tief verletzt, und er vermochte es kaum mehr zu verbergen.
    Vage Betroffenheit und zumindest ein Anflug von Mitleid ließen Mimiches Tonfall wenigstens eine Spur sanfter werden, als er ihn aufforderte: »Nun red schon. Spuck's aus. Papa Mimiche hat ein offenes Ohr für jede Art von Geschichten, das weißt du doch.« »Es ist -«, setzte Philemon an und suchte nach geeigneten Worten, »naja, es könnte sein, daß jemand ganz anderer den Mord begangen hat.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Mimiche alarmiert.
    »Ich war am Tatort«, erklärte Philemon und fügte auf Mimiches Blick, der lautlos sagte >Wußte ich's doch!<, rasch hinzu: »Nein, nicht heute nacht - erst vorhin. Aber . nun, es war so wenig Blut dort .«
    »Und?«
    »Du weißt doch, wie es aussieht, wenn ein -«
    Mimiche nickte grimmig. »Wie auf einem Schlachtfeld sieht's da normalerweise aus!«
    »Eben. Und drüben am Montmartre hat es eben nicht so ausgesehen.«
    »Ich habe die Tote gesehen«, sagte der Reporter, »und ich bin hundertpro sicher: Das kann kein Mensch getan haben! Kein Mensch kann so ein Tier sein -«
    Philemon griff in die Tasche seiner Jacke und holte hervor, was er in der Nähe des Tatorts gefunden hatte.
    »Vielleicht war es ja ein Tier«, sagte er langsam.
    Mimiche nahm das Fundstück entgegen, das Philemon ihm hinhielt.
    »Was ist das?« fragte er, obwohl er freilich sah, was es war; nur schien er den Zusammenhang nicht recht zu verstehen.
    »Eine Feder«, antwortete Philemon.
    »Du willst mir doch nicht weismachen, daß ein Vogel -« Mimiche lachte trocken auf. »Das ist Unsinn!«
    »Das ist die Feder eines Adlers«, erklärte Philemon und tippte sich bezeichnend an die Nase. »Wenn ich mich auf meinen Riecher verlassen kann .«
    »Ich weiß nicht recht«, meinte Mimiche zweifelnd, während er die lange dunkle Feder in den Fingern drehte.
    »Sorge dafür, daß ich die Leiche sehen kann, und wir werden vielleicht mehr wissen«, bat Philemon. Er lächelte, weil er den Reporter schon auf seiner Seite wußte. Mimiche hatte Blut geleckt, im beinahe wörtlichen Sinne.
    Und erwartungsgemäß sagte er: »Na gut, ich will sehen, was ich tun kann.« Seine Rechte langte schon nach dem nächstbesten Telefonapparat. Bevor er jedoch wählte, sah er - wenn auch mit aufgesetztem Vorwurf im Blick - zu Philemon hin und grummelte: »Du bringst mich noch ins Grab - zumindest aber um meinen Job.«
    »Wozu hat man Freunde wie mich auch sonst?« erwiderte Phile- mon de Lamaze - noch spöttisch und leichthin ..
    *
    Hidden Moon verließ das Gassenlabyrinth nahe des

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