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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Seineufers. Aber obwohl ihm der Gestank und der Unrat dort zuwider waren, kehrte er fast zögernd in belebtere Gegenden zurück. Paris war ihm nach wie vor nicht ganz geheuer. Die Stadt kam ihm noch immer vor wie ein gefräßiger Moloch. Die relative Einsamkeit des Viertels, das nun hinter ihm lag, war geradezu Balsam für die dunkle Seele des Arapahos gewesen.
    Trotzdem - es schien ihm nicht ratsam, sich dort länger aufzuhalten, als es erforderlich gewesen war. Außerdem hätte er sich dann sparen können, was er gerade getan hatte - einen Wachtposten aufzustellen, der unverzüglich Alarm schlagen würde, wenn Gabriel zurückkehrte.
    Nein, er mußte seinen Plan so durchziehen, wie er ihn sich ausgedacht hatte. Nur dann würde er funktionieren. Und dazu mußte der Vampir sich eben wieder unter Menschen begeben, damit Gabriel seine Spur nicht allzu leicht fand - wenn er es denn überhaupt so ohne weiteres vermochte. Die Kräfte des Bürschleins bedeuteten Hidden Moon noch immer ein Mysterium. Wozu Gabriel in der Lage war, und was seine Macht überstieg - der Arapaho wußte es nicht. Andererseits wollte er diese Kraft auch nicht am eigenen Leibe erprobt wissen ...
    Der Gedanke beflügelte seine Schritte. Plötzlich trachtete Hidden Moon, die Distanz zwischen sich und seinem einstigen Kerker schnellstens zu vergrößern!
    Er wußte ja nicht, wann der teuflische Knabe zurückkam - und wie übelgelaunt er sein würde .
    *
    Den Zutritt in die Leichenkammer des gerichtsmedizinischen Instituts von Paris zu erwirken hatte sich schwieriger gestaltet, als Phile-mon de Lamaze angenommen hatte. Mimiche hatte eine ganze Reihe von Telefonaten führen und etliche Kontakte spielen lassen müssen, bevor es endlich grünes Licht gab. Nun, hellgrünes Licht zumindest - denn gerngesehene Besucher würden sie dort trotz allem nicht sein .
    Der Reporter parkte seinen nicht mehr ganz taufrischen Peugeot etwas abseits des riesigen Gebäudes, in dem neben der Gerichtsmedizin auch andere polizeiliche Institutionen ihren Sitz hatten.
    »Bist du neuerdings schlecht zu Fuß?« fragte er, als Philemon sich über die Entfernung mokierte.
    »Nein, aber von Natur aus faul. Warum hat Gott des Menschen Fuß wohl nach dem Gaspedal eines Autos geformt? Bestimmt nicht, auf daß der Mensch damit laufe«, erwiderte Philemon grinsend.
    »Ob der liebe Gott mit deinem Fuß irgendwas zu schaffen hatte, wage ich zu bezweifeln«, konnte der Reporter sich einen verbalen Seitenhieb nicht verkneifen.
    »Darüber kann ich nicht lachen.«
    »Dacht' ich mir schon.«
    Auf dem Weg zum Institut hielten sie sich im Schatten von Bäu-men und im toten Winkel der Gebäudefenster. Mimiche war in den meisten Pariser Kreisen bekannt wie der berühmte bunte Hund, und er hatte seinem Kontaktmann versprechen müssen, daß er die Gerichtsmedizin unbemerkt betreten würde. Die Tote vom Montmartre wurde offensichtlich gehütet wie ein Staatsgeheimnis.
    Durch eine winzige Tür an der Rückseite des Gebäudes traten sie ein und fanden sich in einem Bereich des Kellers wieder, der seit langem nicht mehr genutzt zu werden schien.
    Am Fuß einer Treppe wurden sie schließlich erwartet. Ein jüngerer Mann in grünem Kittel reichte ihnen nach knappem Gruß zwei gleichfarbene Mäntel nebst Mundschutz.
    »Hier, zieht das an«, sagte er und winkte ihnen dann, ihm zu folgen.
    »Man könnte meinen, wir würden hier etwas Verbotenes tun«, meinte Philemon. Das Einwegmaterial vor seinem Mund dämpfte seine Stimme.
    »Das tun wir auch«, belehrte ihn Mimiche.
    »Klappe halten!« schnauzte ihr Führer.
    »Du warst schon freundlicher«, beschwerte sich der Reporter bei seinem Kontaktmann.
    »Du hast auch schon besser gezahlt«, rechtfertigte sich der Grünkittel.
    Mittels eines Aufzuges, der sonst nur zum Lastentransport genutzt wurde, fuhren sie zwei Etagen in die Höhe. Über Schleichwege, die durch Abstellräume und Putzkammern führten, geleitete der junge Medizinische Assistent die beiden heimlichen Besucher dann in einen der gekachelten Räume, deren Ausstattung sich auf Schubfächer in den Wänden und sterile Metalltische mit Ablaufrinnen beschränkte. An keinem Ort der Welt konnte der Begriff von der Totenstille größere Bedeutung haben als hier.
    In diesem Raum war nur eine der Bahren belegt. Dunkle Flecken verunstalteten das Tuch, das über die Leiche gebreitet war.
    »Ihr habt fünf Minuten«, sagte der junge Mann, »keine Sekunde länger. Dann ist die Pause hier vorbei, und die

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