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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sekundenlang auf sich warten. Und schließlich sagte er nur, mit dunkler, fremd klingender Stimme: »Dann gnade ihm Gott.«
    Mimiche konnte sich eines Schauderns nicht erwehren .
    Drei Personen stiegen in der ersten, 57 Meter hoch gelegen Etage aus. Die anderen fuhren weiter bis zur nächsten, von der aus man immerhin 115 Meter in die Tiefe spucken konnte. Bis zur dritten und letzten, 276 Meter über dem Boden, wagte sich niemand hinauf - außer Philemon und Mimiche.
    Ein einsamer Wachmann versah dort oben seinen Dienst. Mimiche trat zu ihm.
    »'n Abend, Louis.«
    »Mimiche!« rief der Uniformierte aus, und es war nicht ganz klar, ob es Freude oder Verzweiflung war, das seine Stimme färbte. »Was treibt dich zu dieser Stunde und bei diesem Wetter hier herauf?« Diesmal war sich Philemon sicher, daß er etwas im Tonfall des Wachmanns hörte, das nahendes Ungemach fürchtete.
    Mimiche umging die Frage und griff in die Hosentasche. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    Philemon hörte das Knistern von Papier, das so rasch den Besitzer wechselte, daß es mit Blicken kaum nachzuverfolgen war.
    »Das hab' ich befürchtet«, stöhnte der Mann vom Sicherheitsdienst.
    »Nichts Schlimmes«, beruhigte Mimiche ihn. Sein Ton verriet allerdings, wie unangenehm ihm seine Bitte selbst war. »Laß mich und meinen Freund hier -«, er wies mit dem Daumen über die Schulter auf Philemon, der dem Wachmann übertrieben höflich nickend zulächelte, »- für eine Weile allein hier oben. Und sorg dafür, daß wir nicht gestört werden. Es sei denn -« Er beschrieb Louis einen Mann, den er zu ihnen herauflassen sollte - so er denn kom-men sollte ...
    »Mon dieu, Mimiche!« entfuhr es Louis. Sein Mienenspiel schien ihm völlig außer Kontrolle geraten zu sein. »Ich wußte nicht, daß du - ich meine, ich dachte du hättest bei den Weibern 'nen richtigen Schlag, und jetzt -« Sein entgeisterter Blick blieb an Philemon hängen. »Na ja, ein hübscher Bengel ist er ja, muß man ihm lassen - und dann erwartet ihr auch noch 'nen dritten dazu? Bei der Scheißkälte?«
    Ein weiterer Geldschein wechselte von Mimiches Hand in Louis'. »Und kein Wort - zu niemandem, klar?« sagte der Reporter.
    »Natürlich nicht«, versicherte der Sicherheitsdienstler. »Ich schweige wie ein Grab. Obwohl - es könnte nicht schaden, wenn ...« Er rieb die Finger aneinander.
    »Elende Ratte«, zischte Mimiche, legte aber zähneknirschend noch ein Scheinchen drauf.
    Dann endlich zog Louis sich zurück. Mimiche meinte noch, irgend etwas zu hören, das wie »Verrückte Schwuchteln« klang, ehe der Uniformierte endlich in der Fahrstuhlkabine verschwand und nach unten fuhr. Nach einer Weile leuchtete seitlich des Zustiegs eine rote Lampe auf, die signalisierte, daß der Lift außer Betrieb war.
    »Verdammt teurer Spaß«, knirschte Mimiche, als Philemon zu ihm getreten war.
    »Du tust es zum Wohle der Menschheit«, tröstete ihn der.
    »Nu' übertreib mal nich' so schamlos.«
    »Na gut, zumindest Paris wird was davon haben.«
    »Wenn's klappt«, schränkte Mimiche ein. »Wie soll dein Spielchen jetzt überhaupt ablaufen?«
    Philemon antwortete nicht. Schweigend entledigte er sich statt dessen seiner Kleidung, bis er nackt im beißenden Wind stand.
    »Eines ist jedenfalls sicher: Du wirst dir den Tod holen«, meinte Mimiche, aber sein Spott wollte nicht recht greifen. Seine Stimme zitterte, nicht nur der Kälte wegen. Er spürte, daß es ernst wurde.
    Philomen beugte sich zu seinen abgelegten Kleidern hinab, griff in die Jackentasche, dann reichte er dem Reporter einen kurzläufigen Revolver.
    »Was soll ich damit?« fragte Mimiche verwirrt.
    »Zu deiner Sicherheit«, erklärte Philemon. Er bebte am ganzen Leibe.
    Der Reporter ließ die Trommel ausklappen.
    »Nur zwei Kugeln?« fragte er.
    Philemon nickte. »Aus Silber. Habe ich anfertigen lassen. Was glaubst du, wie teuer das Zeug ist?« Er grinste grimassenhaft. Dann wurde er übergangslos ernst. »Wenn ich irgendwelche Dummheiten machen sollte - erschieß mich.«
    Mimiche öffnete den Mund, doch sekundenlang brachte er keinen Ton hervor.
    »W-was soll ich t-tun?« stammelte er schließlich. Sein Blick wechselte unentwegt zwischen der Waffe in seiner Hand und Philemon de Lamaze hin und her.
    »Mich erschießen«, wiederholte der. »Wenn ich dich angreife, wenn irgendwas Unvorhersehbares passiert - dann tu's einfach, ja?«
    »Du bist ja völlig irre!«
    »Ich wünschte, ich wäre nur das«, sagte Philemon

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