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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Panzerabwehrwaffen. Und überhaupt, der Einsatz einer solchen Waffe würde automatisch ein Fall für die Bundespolizei, und bei uns hat man gelernt, dass es besser ist, mit der nichts zu tun zu haben. Natürlich sind bei uns auch schon Autobomben gelegt worden«, fuhr er fort. »Aber ein solcher Anschlag, wie er hier passiert ist, wäre für den Geschmack unserer schweren Jungs viel zu spektakulär. Wie auch immer, was war dieser Awseijenko für ein Typ?«
    Zuerst schnaubte Prowalow verächtlich, dann spuckte er die Worte aus: »Ein Zuhälter. Er hat Frauen für sich anschaffen lassen. Ich kann nicht bedauern, was mit ihm passiert ist, Mischka, kein bisschen. Allerdings ist durch sein Ableben vermutlich ein Vakuum entstanden, das in den nächsten Tagen wieder aufgefüllt werden wird.«
    »Aber glaubst du, dass er das Ziel des Anschlags war, und nicht etwa Golowko?«
    »Golowko? Ihn zu attackieren wäre Wahnsinn. Den Chef eines so wichtigen Staatsorgans? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eure schweren Jungs den Nerv hätten, so etwas zu tun.«
    Vielleicht nicht , dachte Reilly, aber man beginnt doch eine wichtige Ermittlung nicht damit, dass man bestimmte Möglichkeiten ausschließt, weil sie einem weniger wahrscheinlich erscheinen, Oleg Gregoriewitsch . Das konnte er leider nicht offen sagen. Sie waren Freunde und Prowalow reagierte sowieso immer etwas dünnhäutig, weil ihm klar war, dass seine Behörde im Vergleich zum FBI ziemlich alt aussah. Das war ihm in Quantico vor Augen geführt worden. Er würde jetzt das Übliche tun: ein bisschen auf den Busch klopfen, Awseijenkos Bekannte vernehmen lassen, um herauszufinden, ob er in letzter Zeit von irgendwelchen Feinden gesprochen oder ob es Streit, Schlägereien und dergleichen gegeben hatte, und Informanten fragen, was in Moskaus Unterwelt über diesen Fall erzählt wurde.
    Reilly wusste, dass die Russen kriminaltechnische Hilfe brauchten. Sie hatten bislang nicht einmal den Pritschenwagen sichergestellt. Nun ja, es gab Tausende, und dieser eine war womöglich gestohlen worden, ohne dass der rechtmäßige Halter davon Kenntnis bekommen hatte. Da nach Auskunft von Augenzeugen die Schussbahn nach unten geneigt gewesen war, würden an dem Wagen kaum Spuren vom Rückstrahl zurückgeblieben sein, die eine Identifizierung der Waffe erleichtert hätten. Es musste aber der richtige Laster gefunden werden, um eventuell Haarreste oder Textilfasern darauf finden zu können. Natürlich hatte niemand das Kennzeichen aufgeschrieben, und es war auch keiner zufällig mit einer Kamera am Tatort gewesen – jedenfalls hatte sich noch niemand gemeldet. Es blieb zu hoffen, dass nach ein, zwei Tagen dann doch irgendein Zeuge aufkreuzte und mit seiner Aussage die stockenden Ermittlungen wieder in Schwung bringen würde. Leuten, die den Mund zu halten gelernt hatten, verwertbare Informationen zu entlocken war harte Arbeit. Nur gut, dass Kriminelle – mit Ausnahme der Allercleversten – immer wieder Fehler machten, und das war, wie Reilly wusste, in Moskau nicht anders als sonstwo.
    Diese Allercleversten ließen sich in zwei Untergruppen aufteilen. Zu der einen gehörten ehemalige KGB-Offiziere, die nach der Wende, weil überzählig, in den vorzeitigen Ruhestand geschickt worden waren. Diese Leute waren bestens ausgebildet und hatten viel Erfahrung in verdeckten Operationen. Sie verstanden es, andere für sich dienstbar zu machen, auszubeuten und selbst dabei schön in Deckung zu bleiben. Gegen die konnte, wie Reilly im Stillen konstatierte, auch der FBI mit seiner sonst hoch effizienten Spionageabwehr kaum ankommen.
    Zur anderen Gruppe gehörten die ewig Gestrigen aus dem alten Regime. Sie wurden tolkachi genannt – was so viel heißt wie ›Dealer‹. In der alten, kommunistischen Wirtschaft waren sie die Schmiere gewesen, die das Getriebe in Gang gehalten hatte. Sie verfügten über weit reichende Beziehungen und waren Meister der Organisation und Beschaffung, worin sie Guerilleros oder Schmugglern glichen, die zum Transport ihrer Beute versteckte Dschungelpfade benutzten. Nach dem Untergang des Kommunismus waren ihre Fähigkeiten plötzlich noch einträglicher geworden, denn vom Kapitalismus verstand so gut wie keiner etwas. Organisationsgeschick aber war mehr denn je gefragt  – und wurde um einiges besser bezahlt. Weil, einem Naturgesetz folgend, Talent zum Geld drängt, und weil Rechtsstaatlichkeit noch nicht viel mehr war als ein frommer Wunsch, spezialisierten sich diese

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