Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
zugelassen, dass Außenminister Adler zwischen Peking und der abtrünnigen Provinz jenseits der Formosa-Straße hin und her fliegen konnte, um die Friedensbemühungen zu unterstützen. Hatte das nicht den guten Willen Pekings gezeigt? Wieso also hatte sich Ryan so und nicht anders entschieden? Hatte er sein, Zhangs, Spiel durchschaut? Möglich, wahrscheinlicher aber war, dass es eine undichte Stelle gab, einen Informanten, einen Spitzel, und zwar ganz in der Nähe der politischen Machtzentrale. Die Abwehrdienste gingen dieser Möglichkeit bereits nach. Es gab nur wenige, die wussten, was in seinem Kopf und in seinem Büro vor sich ging, und diese Personen würden demnächst sehr eingehend befragt werden. Außerdem würde technisches Personal all seine Telefonanschlüsse und Büroräume einer gründlichen Inspektion unterziehen. Hatte er einen Fehler gemacht? Gewiss nicht, auch wenn ihm der Ministerpräsident Fehler unterstellte. Als Nächstes dachte Zhang über sein Verhältnis zum Politbüro nach, das, wie er selbst fand, durchaus besser hätte sein können. Nicht wenige seiner Mitglieder sahen in ihm einen Abenteurer und hielten ihn auf Abstand. Von seinen politischen Erfolgen wollten natürlich alle profitieren, aber wenn er in Schwierigkeiten geriet, gab es keinen, der ihm den Rücken gestärkt hätte. Nun ja, das waren halt die bedauerlichen Begleitumstände seiner steilen Politkarriere.
    »Ein militärischer Einsatz in Taiwan würde, wenn wir auf Atomwaffen verzichteten, viele Jahre dauern, Unmengen an Mitteln verschlingen und am Ende womöglich nicht viel bringen. Darum wäre es besser, wir würden unser Land ökonomisch so stark machen, dass sie uns schließlich anflehen, wieder nach Hause zurückkehren zu dürfen. Und so schrecklich wichtig ist diese Insel nun auch nicht.« Für den Ministerpräsidenten aber war sie, wie Zhang wusste, ein großes Ärgernis, gewissermaßen eine Art von Allergie, die ihm einen permanenten und unangenehmen Juckreiz verursachte.
    »Wir haben das Gesicht verloren, Zhang. Das reicht wohl fürs Erste.«
    »Besser das Gesicht, Xu, als Blut oder Volksvermögen.«
    »Die Insel ist reich«, antwortete der Ministerpräsident mit nach wie vor gesenktem Blick. Wohl wahr. Die fleißige Bevölkerung Taiwans, die zur überwiegenden Mehrheit aus Chinesen bestand, hatte einen immensen Reichtum erwirtschaftet und die Insel zu einer Handelsmacht aufsteigen lassen. Die diplomatische Anerkennung durch die USA hatten ihre Wirtschaft und das Ansehen in der Welt noch weiter aufgewertet. Davon ließ sich nicht länger absehen.
    Was ist da bloß schief gelaufen? , fragte sich Zhang zum wiederholten Mal. Hatte er denn nicht raffiniert taktiert? Hatte sich der russische Nachbar in letzter Zeit von seinem Land bedroht fühlen müssen? Nein. Von seinen Plänen wusste doch nicht einmal die Führung der Volksbefreiungsarmee. Oder? Nun, einige der vertrauenswürdigsten Mitglieder des Direktorats für aktive Maßnahmen waren von ihm persönlich eingeweiht worden, so auch eine Handvoll von Kommandeuren, diejenigen nämlich, die die Pläne ausführen würden, sollte es jemals so weit kommen. Aber das waren allesamt Männer, die ein Geheimnis für sich behalten konnten. Und falls jemand von ihnen etwas ausplauderte... aber nein, das würde nie geschehen, denn jeder wusste, wie mit Verrätern verfahren wurde. Bekannt war auch, dass auf dieser äußerst diskreten Ebene der Politik selbst die Luft Ohren hatte. Und so war kein einziges Wort über Zhangs Entwürfe gefallen. Man hatte nur, wie es so üblich war, ein paar technische Korrekturen vorgeschlagen. Womöglich hatte darum die eine oder andere Bürokraft Einblick in die Unterlagen nehmen können, doch das war sehr unwahrscheinlich. Die innere Sicherheit in der Volksbefreiungsarmee funktionierte ausgezeichnet. Die Soldaten hatten von den untersten bis zu den höchsten Rängen nicht mehr Freiheit als eine am Fabrikboden festgeschraubte Maschine, und wer schon ein paar Jahre im Dienst war, hatte längst aufgehört, selbstständig zu denken – es sei denn, es ging um einfache, praktische Dinge, zum Beispiel um die Frage, welche Brücke über welche Art von Fluss zu schlagen war. Nein, für Zhang waren diese Leute nicht mehr als Maschinen und ebenso vertrauenswürdig.
    Zurück zur ursprünglichen Frage: Warum hatte dieser Ryan die Beziehungen zur ›Republik China‹ wieder aufgenommen? Hatte er von den Initiativen Japans und des Iran Wind bekommen? Die Sache mit

Weitere Kostenlose Bücher