Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
jederzeit willkommen, sie sich anzusehen.«
»Könnte durchaus sein, Colonel Boyle, dass ich komme. Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Wir sehen uns noch.«
»Jawohl, Sir.« Der Colonel salutierte, und General Diggs ging zu seinem HMMWV hinaus, wo Colonel Masterman wartete.
»Und, Duke?«
»Wie gesagt, Sir, Boyle versteht es, seine Leute auf Vordermann zu bringen.«
»Also, seine nächste Personalbeurteilung wird ihm einen Stern eintragen, denke ich.«
»Sein Apache-Commander ist auch nicht übel.«
»Stimmt«, pflichtete ihm der G-3 der Division bei. Der Mann, der sich mit ›Pegasus‹ gemeldet hatte, hatte in dieser Nacht ordentlich ausgeteilt.
»Was steht als Nächstes an?«
»Sir, in drei Tagen haben wir in Fort Riley eine große SimNet-Übung gegen die Roten. Unsere Leute sind schon richtig heiß drauf.«
»Divisionsbereitschaft?«, fragte Diggs.
»Fast bei fünfundneunzig Prozent, General. Da gibt es nicht mehr viel zu verbessern. Um da noch was zu ändern, Sir, müssten wir die Truppen nach Fort Irwin oder vielleicht in das Übungsgelände im Negev bringen. Sind wir so gut wie das zehnte Panzerregiment oder das elfte? Nein, wir üben nicht so viel im Feld wie sie.« Und – aber das brauchte er nicht hinzuzufügen – keine Division irgendeiner Armee der Welt bekam das Geld, um so intensiv zu üben. »Doch unter Berücksichtigung der Beschränkungen, mit denen wir leben müssen, können wir nicht viel mehr tun. Ich denke, wir werden uns mit SimNet Mühe geben, die Jungs bei Laune zu halten, aber auch da sind wir ziemlich an unsere Grenzen gestoßen, Sir.«
»Vermutlich haben Sie Recht, Duke. Wissen Sie, manchmal wünsche ich mir den Zustand des Kalten Krieges zurück – zu Übungszwecken jedenfalls. Die Deutschen wollen uns nicht mehr so spielen lassen wie früher, aber genau das bräuchten wir, um noch einen Schritt weiter zu kommen.«
»Es sei denn, jemand spendiert die Flugtickets, um eine Brigade nach Kalifornien zu fliegen.« Masterman nickte.
»Da können Sie lang warten, Duke. Wie wär’s mit einem Bier?«
»Wenn der General zahlt, helfe ich ihm gern, sein Geld auszugeben«, erwiderte Duke Masterman. Kurz darauf hielt ihr Fahrer vor dem Offizierskasino der Kaserne.
»Guten Morgen, Genosse General«, sagte Gogol und nahm Habachtstellung ein.
Bondarenko hatte ein schlechtes Gewissen, diesen alten Soldaten so früh am Morgen aufzusuchen, aber er hatte am Tag zuvor gehört, dass der alte Haudegen nicht gern Tageslicht vergeudete. Und dem war tatsächlich so, stellte der General fest.
»Sie schießen Wölfe«, bemerkte Gennadi Josifowitsch, als er die schimmernden Felle an der Wand der primitiven Hütte hängen sah.
»Und Bären, aber wenn man die Felle vergoldet, werden sie zu schwer«, sagte der alte Mann und holte Tee für seine Gäste.
»Sie sind wirklich erstaunlich«, sagte Oberst Aliew und befühlte eines der restlichen Wolfsfelle. Die meisten waren schon weggeschafft worden.
»Ein Zeitvertreib für einen alten Jäger«, sagte Gogol und zündete sich eine Zigarette an.
General Bondarenko betrachtete die Gewehre, das neue österreichische und das alte russische Mosin-Nagant-Präzisionsgewehr vom Typ M1891.
»Wie viel haben Sie mit dem erwischt?«, fragte Bondarenko.
»Wölfe oder Bären?«
»Deutsche«, stellte der General mit einem kalten Unterton klar.
»Bei dreißig hab ich zu zählen aufgehört, Genosse General. Das war vor Kiew. Danach waren es noch viele mehr. Wie ich sehe, haben wir eine Auszeichnung gemeinsam.« Gogol deutete auf den goldenen Stern seines Besuchers, ein ›Held der Sowjetunion‹, den er sich in Afghanistan verdient hatte. Gogol besaß zwei, einen aus der Ukraine und einen aus Deutschland.
»Sie sehen wie ein typischer Soldat aus, Pawel Petrowitsch, und wie ein guter dazu.« Bondarenko nahm einen Schluck Tee, der serviert wurde, wie es sich gehörte: ein klares Glas in einem metallenen – war es Silber? – Halter.
»Ich habe zu meiner Zeit gedient. Zuerst in Stalingrad, dann auf dem langen Marsch nach Berlin.«
Und jede Wette, dass Sie die ganze Strecke tatsächlich zu Fuß zurückgelegt haben, dachte der General. Er hatte einige Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges kennen gelernt, von denen die meisten inzwischen tot waren. Dieser abgebrühte alte Hase hatte dem Tod ins Auge geblickt und ihn angespuckt, und gelernt hatte er das wahrscheinlich durch das Leben in diesen Wäldern hier. Er war mit Bären und Wölfen als Feinden
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