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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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den Besucher zu melden, und führte ihn dann in das Büro des Ministers. Anschließend eilte sie sofort nach draußen, um Tee zu holen, denn sie war noch nicht dazu gekommen, ihrem Chef welchen zu bringen.
    Keine fünf Minuten später kehrte Ming mit einem verzierten Tablett samt zweier Porzellantassen in das Büro zurück. Ruhig und gekonnt servierte sie den beiden Männern ihren Tee und verließ den Raum wieder. Ren, stellte sie fest, wirkte keinen Deut besser gelaunt, seit er im Büro des Ministers war.
    »Wo drückt der Schuh, Ren?«
    »In zwei Wochen werde ich tausend beschäftigungslose Arbeiter haben, Fang.«
    »Oh? Wieso das, mein Freund?«
    »Ich bekomme viele Aufträge von einer amerikanischen Firma. Sie heißt Butterfly. Sie verkaufen Kleider an reiche Amerikanerinnen. Meine Fabrik in Schanghai produziert die Stoffe und meine Näherei in Yancheng verarbeitet sie zu Kleidern, die wir nach Amerika und Europa liefern. Wir arbeiten jetzt seit drei Jahren für Butterfly, sehr zur Zufriedenheit aller Beteiligten.«
    »Ja? Und wo ist dann das Problem?«
    »Fang, Butterfly hat gerade einen Auftrag in Höhe von einhundertvierzig Millionen amerikanischen Dollar storniert. Und das ohne Vorwarnung. Erst letzte Woche haben sie uns noch versichert, wie zufrieden sie mit unseren Produkten sind. Wir haben ein Vermögen in die Qualitätskontrolle investiert, um sicher zu gehen, dass sie weiter mit uns zusammenarbeiten – aber jetzt haben sie uns einfach sitzen gelassen.«
    »Warum ist das passiert, Ren?«, fragte Minister Fang, obwohl er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    »Unser Vertreter in New York sagt, es ist wegen des Todes der zwei Geistlichen. Er sagt, Butterfly hatte gar keine andere Wahl. Vor ihrem Geschäft in New York kam es zu einer Demonstration, und die Kunden wurden daran gehindert, es zu betreten und dort etwas zu kaufen. Er sagt, Butterfly kann nicht mehr mit uns zusammenarbeiten, weil die Firma sonst Gefahr läuft, von ihren Kunden boykottiert zu werden.«
    »Haben Sie denn keinen Vertrag mit denen? Sind sie nicht daran gebunden?«
    Ren nickte. »Theoretisch gesehen, ja, aber in der Wirtschaft haben praxisbezogenere Gesichtspunkte Vorrang. Wenn sie unsere Produkte nicht verkaufen können, kaufen sie sie auch nicht von uns. Sie bekommen dafür keine Finanzierung von ihren Bankern – Banker verleihen Geld nur unter der Voraussetzung, dass sie es zurückgezahlt bekommen, verstehen Sie? Der Vertrag enthält eine Ausstiegsklausel. Wir könnten natürlich vor Gericht gehen, aber das würde Jahre dauern, und wahrscheinlich hätten wir keinen Erfolg. Außerdem würde es andere Firmen der Bekleidungsbranche skeptisch stimmen, was zur Folge haben mag, dass wir nie mehr mit einem New Yorker Unternehmen ins Geschäft kommen. Deshalb können wir, praktisch gesehen, nichts dagegen tun.«
    »Ist das keine vorübergehende Geschichte? Dieses Problem wird sich doch sicher bald legen.«
    »Fang, wir fertigen auch für eine italienische Firma, d’Al-berto, ein wichtiger Trendsetter in der europäischen Mode. Auch sie haben ihren Vertrag mit uns gelöst. Anscheinend stammte der Italiener, den unsere Polizei erschossen hat, aus einer mächtigen und einflussreichen Familie. Unser Vertreter in Italien sagt, dass in nächster Zeit dort keine chinesische Firma mehr Fuß fassen werden wird. Mit anderen Worten, dieser ›bedauerliche Zwischenfall‹ mit den Geistlichen wird ernste Konsequenzen haben.«
    »Aber irgendwo müssen diese Leute doch ihre Kleidungsstücke fertigen lassen«, entgegnete Fang.
    »Natürlich. Und das werden sie jetzt in Thailand, Singapur und Taiwan tun.«
    »Geht das?«
    Ren nickte geknickt. »Und ob das geht. Wie ich aus verschiedenen Quellen weiß, haben die entsprechenden Firmen dort bereits mit unseren früheren Geschäftspartnern Kontakt aufgenommen, ob sie nicht ›in die Bresche springen können‹, wie sie es ausdrücken. Dazu müssen Sie wissen, die Regierung von Taiwan hat eine aggressive Kampagne gestartet, um sich von uns abzuheben, und wie es scheint, ist diese Kampagne im Moment außerordentlich erfolgreich.«
    »Aber, Ren, Sie können doch sicher andere Käufer für Ihre Produkte finden«, schlug Fang voller Zuversicht vor.
    Doch der Industrielle schüttelte den Kopf. Er hatte seinen Tee nicht angerührt, und seine Augen sahen aus wie Wunden in einem steinernen Kopf. »Minister, Amerika ist der größte Markt in dieser Beziehung, und alles deutet darauf hin, dass er sich uns bald

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