Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Peng.
»Ein umsichtiger Kommandant überlässt die Führung den Leutnants und den Hauptleuten«, führte Wa aus.
»Wa, manchmal reden Sie wie eine alte Frau«, rügte Peng.
»Sieh an«, sagte Jefremow, »sie haben den Köder geschluckt.«
Mitternacht war in Moskau gerade vorbei, und in der Botschaft der Volksrepublik China waren die meisten Lichter erloschen, aber eben nicht alle. Genau genommen brannte hinter dreien der Fenster noch Licht. Sie lagen nebeneinander, und die Blenden waren hochgezogen. Der Plan war aufgegangen. Jefremow hatte Suworow über die Schulter geblickt, als der die Worte eingab: Ich habe die Sachen jetzt vor Ort. Wenn Sie wollen, dass ich die Operation durchführe, lassen Sie in drei neben einander liegenden, weit geöffneten Fenstern das Licht an. Jefremow hatte das Ereignis sogar von einer Fernsehkamera aufzeichnen lassen, bis hin zu der Stelle, an der der Verräter Suworow die ENTER Taste gedrückt hatte, um die Mitteilung an seinen chinesischen Kontaktmann zu schicken. Und er hatte auch noch dafür gesorgt, dass ein Fernsehnachrichtenteam das Ereignis miterlebte, denn die Russen schienen, aus welchem Grund auch immer, mehr Vertrauen in die halbwegs unabhängigen Medien zu haben als in ihre Regierung. Gut, denn jetzt hatten sie den Beweis, dass die chinesische Regierung plante, Präsident Gruschawoi zu töten. Das würde bei der internationalen Presse gut ankommen. Und die Sache mit den Fenstern konnte kein Zufall sein. Sie gehörten alle zum Büro des Botschafters der Volksrepublik China, und der lag in diesem Moment in seinem Bett und schlief. Sie hatten das überprüft, indem sie ihn vor zehn Minuten anrufen ließen.
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir sagen es dem Präsidenten und dann, nehme ich jedenfalls an, den Fernsehleuten. Wir werden Suworow wahrscheinlich am Leben lassen. Ich hoffe, es gefällt ihm im Arbeitslager.«
»Was ist mit den Morden?«
Jefremow zuckte mit den Schultern. »Er hat doch nur einen Zuhälter und eine Nutte umgebracht. Das ist doch kein großer Verlust, oder?«
Oberleutnant Komanow hatte die letzten vier Tage nicht sehr genossen, aber er hatte sie wenigstens nutzbringend verbracht und mit seinen Männern eine Schießübung durchgeführt. Die Reservisten, bei den Amerikanern unter dem Namen BOJAR FORCE bekannt, hatten Artillerieübungen durchgeführt und dabei vier Kisten Granaten verschossen, mehr als jeder einzelne von ihnen während seiner gesamten aktiven Zeit. Das Newer-Depot war jedoch mit Granaten gut ausgerüstet. Offiziere, die vom Fernostkommando zu dieser Aufstellung abkommandiert worden waren, erzählten, dass sich die Amerikaner seit dem Tag zuvor südlich von ihnen aufhielten und dass sie für heute den Befehl hatten, nach Norden vorzurücken. Es lagen nur 30 Kilometer zwischen ihnen und den Chinesen, und Komanow und seine Männer waren bereit, den Amerikanern einen Besuch abzustatten. Das raue Rumpeln des Dieselmotors wurde vom Donnern weiterer 200 Motoren erwidert, und die BOJAR setzte sich über die Hügel in nordöstlicher Richtung in Bewegung.
Peng hastete mit seinem Verband weiter voran und veranlasste über Funk, dass ihnen der Weg frei geräumt wurde. Die Militärpolizei winkte sie durch. Bald war der Kommandoabschnitt der 302. Panzerbrigade erreicht, jene Faust-Formation, die von Generalmajor Ge Li befehligt wurde, einem chinesischen Panzerschwadronkommandeur, der wegen seiner Korpulenz seinen Fahrzeugen nicht unähnlich sah.
»Sind Sie bereit, Ge?«, fragte Peng. Der Mann hatte den passenden Namen für seine Aufgabe. Ge bedeutete ursprünglich Speer.
»Wir sind bereit«, antwortete der Panzerkommandeur. »Meine führenden Regimenter zerren bereits an der Leine.«
»Nun, sollen wir es dann gemeinsam von der Front aus beobachten?«
»Ja!« Ge sprang in seinen Kommandopanzer, den er trotz der schlechteren Funkausstattung einem Transporter vorzog, und führte den Trupp an. Peng stellte sofort eine direkte Funkverbindung zu seinem Untergebenen her.
»Wie weit ist es bis zur Front?«
»Drei Kilometer. Die Aufklärungsleute haben sich in Bewegung gesetzt und sind noch zwei Kilometer vor uns.«
»Führen Sie uns, Ge«, drängte Peng. »Ich will diese Goldmine sehen.«
Ein wirklich guter Ort, dachte Alexandrow. Es sei denn, der Feind brachte seine Artillerie früher als erwartet in Stellung . Davon war allerdings noch nichts zu sehen oder zu hören. Er stand auf der ziemlich steilen Rückseite einer freien, nach
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