Im Zeichen des Todes
müssen. Merkwürdig quiekende und raschelnde Geräusche drangen aus dem Dschungel. Es war unmöglich, zu sagen, wovon sie verursacht wurden oder wie weit sie entfernt waren. Der Boden unter ihren Füßen war manchmal weich und moosbedeckt, manchmal hart und von W urzeln durchzogen. Gelegentlich blitzte es in dem grünen Dickicht farbig auf – eine orchideenähnliche Blüte oder ein leuchtend bunter Papagei auf einem A st.
Trotz der Hitze fröstelte Zak. Es war alles so schnell gegangen. Irgendwie war es ihm gelungen, Martinez zu seinen Drogenproduktionsanlagen zu lotsen – ein Ort, an dem er, wie Michael sagte, sich sonst nie blicken ließ. Das war seine Chance, die Chance, belastendes Material zu beschaffen, doch wie sollte er das anstellen? Er konnte ja Martinez schlecht bitten, sich neben einen Haufen Kokain zu stellen und » Cheese!« zu sagen.
Sie wanderten schweigsam dahin. Gelegentlich blieben sie stehen und einer der W achleute lief voraus, um den Pfad zu überprüfen. Sie kamen nur langsam voran und brauchten fast eine Stunde.
Schließlich erreichten sie eine weitere Lichtung. Doch anders als bei dem Gelände, auf dem vorher der Hubschrauber gelandet war, standen hier noch ein paar Bäume – genug, um den Ort aus der Luft zu verbergen, auch wenn sie weit weniger dicht standen als im Dschungel. Dort hielt ihr Konvoi an und Zak sah sich auf der Lichtung um.
Es war wie ein kleines Dorf aus einfachen Gebäuden, die man notfalls problemlos zurücklassen konnte. Fünf Hütten hatten schräge Metalldächer. Zwischen ihnen führte ein Pfad hindurch. Im rechten W inkel dazu strömte ein schnell fließender Fluss dahin, über den mit Holzplanken eine provisorische Brücke gelegt war. Zwischen der Brücke und den Hütten stand auf einer Seite ein riesiger Generator, so groß wie ein W ohnwagen, aus dem ein schleifendes Summen ertönte und von dem der Geruch von Diesel ausging. In regelmäßigen A bständen waren um die Lichtung herum weitere sieben oder acht W achen postiert. A ber es gab auch andere Leute, von denen einige mit Klemmbrettern herumliefen. Ein etwa sechzigjähriger Mann kam auf sie zu. Er trug einen weißen Laborkittel und eine eckige Brille, und er vermied es, Martinez in die A ugen zu sehen.
» Es ist mir eine Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen, Señor«, sagte er.
Martinez nickte. » Dr. Sanchez. Das ist mein Sohn Cruz. Ich möchte, dass Sie ihm zeigen, was Sie hier machen.
» Selbstverständlich, Señor.« Sanchez lächelte Cruz ein wenig nervös an. » Bitte, hier entlang.«
Cruz sah kurz seinen V ater an, der ihm zunickte, dann folgte er Dr. Sanchez durch das Lager. Zak und Martinez gingen hinterher und standen gleich darauf in einer der Hütten.
So schäbig die Hütten von außen auch wirkten, so modern waren sie ausgestattet. Fußboden und W ände bestanden aus gebürstetem Stahl und von der Decke hingen helle Halogenlampen. Mitten im Raum standen auf ein paar robusten T ischen mehrere große Keramikbehälter, so groß wie Badewannen.
Dr. Sanchez räusperte sich und erklärte: » Das ist ein Labor für Roh-Kokain. Die Kokablätter werden in Kolumbien geerntet und durch Zugabe von Zementpulver verarbeitet.«
» Zementpulver?«, fragte Zak. » Wozu?«
Dr. Sanchez hatte schon den Mund geöffnet, um zu antworten, doch Cruz kam ihm zuvor. » Weil es alkalisch ist. Das A lkali im Zementpulver ermöglicht es, das A lkaloid aus den Blättern zu extrahieren.«
Zak warf Martinez einen Blick zu. Plötzlich glänzten die A ugen des Drogenbarons vor Stolz.
» Genau«, bestätigte Sanchez, der recht beeindruckt schien. » Genau so ist es. Nachdem die A lkaloide extrahiert wurden, verarbeitet man die Blätter zu Kokapaste. Sie lässt sich leichter transportieren als die Blätter und daher bekommen wir sie in dieser Form hier angeliefert.« Er ging zu einer der Keramikwannen. » Die Kokapaste wird mit Salzsäure gemischt …«
» Die Säure dient als Lösungsmittel?«, fragte Cruz.
Sanchez musterte ihn über den Rand seiner Brille hinweg. » In der T at, junger Mann. Danach fügen wir eine Kaliumpermanganatlösung hinzu, um die verbliebenen A lkaloide zu extrahieren. A nsonsten würde der Kristallisationsprozess des fertigen Produkts sehr schwierig.«
Zak trat einen Schritt zurück. Zwei bewaffnete W achen standen an der T ür zum Labor und wirkten sehr aufmerksam. Zak hätte mit seinem Handy gern ein paar A ufnahmen von Martinez in dieser kompromittierenden Situation gemacht, aber das war
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