Im Zeichen des Todes
etwas überzeugen, und Zak witterte plötzlich eine Gelegenheit. Solange Martinez ihm noch den Rücken zuwandte, zog er sein Handy hervor und schaltete die T onaufnahme ein, dann steckte er es wieder weg.
» Was passiert eigentlich mit den Kokablättern, wenn sie gepflückt sind?«, fragte er.
Martinez wandte sich zu ihm um und einen Moment blitzte Misstrauen in seinen A ugen auf. Dann schien er es im Griff zu haben, doch er wählte seine W orte sorgsam. » Manche Leute behaupten, es gibt Fabriken zur V erarbeitung. Die Kokablätter werden zwei- oder dreimal im Jahr geerntet, aus Kolumbien importiert und dann in Labors im mexikanischen Dschungel gebracht, wo sie vom Rohmaterial in Roh-Kokain umgewandelt werden.«
» Das hört sich kompliziert an«, bemerkte Zak.
» Das ist es auch«, erwiderte Martinez. » Die Männer, die wissen, wie es geht, werden für ihre A rbeit gut bezahlt. W arum interessiert dich das auf einmal?«
Zak sah zur Seite. » Nur so. Es ist nur …«
» Nur was?«
» Nur etwas, was Cruz gesagt hat.«
» Was hat der Junge denn gesagt?«
Zak seufzte, als widerstrebe es ihm, Cruz’ V ertrauen zu missbrauchen. » Er hat zu mir gesagt, er würde gern W issenschaftler werden.«
» Wie um alles in der W elt soll man denn mit den W issenschaften Geld verdienen?«, wollte Martinez wissen.
» Nun, ich weiß nicht. Das, was in diesen Labors passiert … das hört sich für mich schon nach W issenschaft an.«
Martinez schwieg und blinzelte Zak an, der darauf hätte wetten können, damit die A ufmerksamkeit des Drogenbarons gewonnen zu haben.
» Ich meine, es ist nur so ein Gedanke … A ber wenn Sie Cruz zeigen, was dort gemacht wird, dann interessiert ihn das vielleicht.«
» Glaubst du?«
Zak zuckte mit den A chseln. » Es ist einen V ersuch wert, oder?« Er konnte nicht glauben, was er da für einen V orschlag machte. Die meisten Jungen in seinem A lter gingen mit ihren V ätern zu Fußballspielen. Und er versuchte, Martinez dazu zu überreden, seinem Sohn ein Drogenlabor zu zeigen. W enn das nicht mal schiefging …
» Steh auf, Harry Gold«, verlangte Martinez.
Zak erhob sich.
Martinez trat auf ihn zu, und Zak wurde das Gefühl nicht los, als mustere ihn der Drogenbaron prüfend und suche in seinem Gesicht nach irgendwelchen A nzeichen für Betrug. Doch dann umarmte er Zak plötzlich ohne jede V orwarnung, wie am V ortag.
» Ich wusste doch, dass du einen guten Einfluss auf meinen Sohn haben würdest«, erklärte er. » Das habe ich gleich gewusst, als ich dich gesehen habe. Du wirst mit uns kommen. Zusammen machen wir aus meinem Sohn einen Martinez, der diesen Namen verdient!«
Er löste sich von Zak und wandte sich dem Haus zu.
» Weckt Cruz auf!«, brüllte er, sodass die V ögel auf dem Rasen erschrocken aufflogen. » Und holt A dan! Macht den Hubschrauber klar! W ir machen einen A usflug. Jetzt! Harry, du kommst mit mir!«
Michael hatte Martinez als impulsiv bezeichnet. Das stimmte wohl.
Auf Befehl des Drogenbarons wimmelte es plötzlich von W achen, die ums Haus hasteten. Martinez selbst joggte in Richtung A trium. Zak stoppte den A ufzeichnungsmodus und eilte ihm nach.
Zwei Minuten später war Zak wieder in seinem Zimmer. Sein Herz raste – das ging alles so viel schneller, als er erwartet hatte. Er musste einen Moment nachdenken. Er zog das Handy aus der T asche und berührte den T ouchscreen. Es erschien ein Spiel und ein lustiges kleines Lied erklang. Doch nach zehn Sekunden erschien ein leerer Bildschirm mit Platzhaltern für einen sechsstelligen PIN -Code. Zak gab den Code ein, und gleich darauf zeigte ihm ein kleines Icon an, dass er mit Michaels Satellitennetzwerk verbunden war. Schnell lud er die T ondatei hoch und eine Grafik zeigte ihm den Status an. 10 %, 20 %, 50 % …
Während das Handy die Daten hochlud, legte Zak es aufs Bett und ging die A nziehsachen in seinem Schrank durch. Schnell fand er, was er brauchte – ein kurzärmeliges hellblaues Hemd. Normalerweise würde er so etwas nicht tragen, doch es hatte einen entscheidenden V orteil: eine Brusttasche auf der linken Seite. Er schätzte, dass sie etwa zehn Zentimeter tief war. Perfekt für das, was er vorhatte.
Es klopfte an der T ür.
» Einen A ugenblick!«, rief Zak und rannte zum Handy.
60 %, 70 % …
» Harry? Ich bin es, Cruz. W eißt du, was da los ist?«
80 % … 90 %… Schnell wechselte Zak das Hemd.
» Ich bin gleich da!«
100 %.
Zak unterbrach die Satellitenverbindung, gerade als er
Weitere Kostenlose Bücher