Im Zeichen des Todes
leid«, stammelte Harry Gold. » Ich wollte nicht weglaufen. Ich wollte nur ein Bild von den hier lebenden T ieren machen. Ich bin noch nie im Dschungel gewesen.«
Martinez schwieg noch einen Moment, doch dann breitete sich ein erleichtertes Grinsen auf seinem Gesicht aus. » Natürlich«, rief er. » Natürlich! A ber Harry, wir müssen los. Der Hubschrauber wartet und wir sollten hier nicht zu lange bleiben.« Er gab Zak das Handy zurück und legte ihm den A rm um die Schultern. » Komm«, sagte er. » Das hast du gut gemacht, Harry! Cruz und ich haben viel zu besprechen. W ir gehen gleich los.«
Der Verräter
Calaca hockte in seinem Kellerbüro, verschwitzt und mit vor Übermüdung geröteten A ugen. Den ganzen T ag lang hatte er die Daten des Sicherheitspersonals auf dem Martinez-Anwesen überprüft und nach Hinweisen gesucht – irgendetwas, was ihm sagte, wer der V erräter war. A ber er hatte nichts gefunden.
Und jetzt, das wusste er, musste er eine W ahl treffen.
Sein Boss war launenhaft. Im einen A ugenblick fröhlich, im nächsten cholerisch. Loyalität wurde von ihm großzügig belohnt, aber bereits der bloße V erdacht des V errats wurde mit dem T od bestraft. W enn Calaca Martinez sagte, dass er einen der W achmänner im V erdacht hatte, ein V erräter zu sein, war klar, was passieren würde. Er würde vom A nwesen aufs Land gebracht werden und er würde nicht zurückkehren. Und dann würde man seine Familie an einem Baum aufknüpfen.
Aber was, wenn er Martinez keinen Namen gab? A n diesem Morgen hatte sein Boss angedeutet, dass er Calaca dann selbst für einen V erräter halten müsse, was bedeuten würde, dass er die Schlinge um seinen eigenen Hals spüren würde.
Das würde er auf keinen Fall zulassen.
Nein, er brauchte einen Namen. Irgendeinen. Es spielte keine Rolle, ob es wirklich ein V erräter war. Das Einzige, was zählte, war, dass Martinez glaubte, dass Calaca die Lage im Griff hatte.
Wieder ging er die Daten durch und rief schließlich die eines W achmanns namens Gonzalez auf. Er war ein Mann um die zwanzig und noch nicht lange auf dem A nwesen. Er musste eine Frau, drei Kinder und seine Eltern unterstützen. Sieben nahe Familienangehörige. Calaca nickte zufrieden. Er wusste, wie Martinez dachte. Je mehr Menschen er tötete, desto sicherer fühlte er sich. W enn er Calaca befahl, Gonzalez und seine Familie zu töten – sie in ihrem Dorf aufzuhängen –, dann würde er die Loyalität des Einäugigen nie mehr infrage stellen …
Er sah auf die Uhr. Fünf Uhr nachmittags. Sie würden jetzt jeden A ugenblick zurückkommen. Er stand auf und nahm die W affe aus dem Halfter unter seinem mexikanischen Fußballtrikot. W enn Martinez zurück war, würde er Gonzalez bereits in Gewahrsam haben.
Danach musste sein Boss nur noch den Befehl geben.
Der Rückflug schien doppelt so lange zu dauern. V ielleicht lag es auch nur an Zaks Nerven. Er hatte es so gerade geschafft, das V ideo hochzuladen, es von seinem Handy zu löschen und ein Foto von dem Papagei zu machen. W ären Martinez und Cruz eine halbe Minute früher aufgetaucht, wäre er erledigt gewesen.
Aber er war es nicht. Irgendwie stand er Martinez und Cruz jetzt noch näher als am Morgen. Der Drogenbaron strahlte. Sein Sohn stellte jede Menge Fragen über das Kokainlabor und wie alles funktionierte. Genauso oft sah Martinez Zak dankbar an. Das habe ich dir zu verdanken, schienen diese Blicke zu bedeuten.
Viertel nach fünf setzten sie auf dem Hubschrauberlandeplatz des A nwesens auf. Zak freute sich darauf, in sein Zimmer zu kommen, um etwas Zeit für sich allein zu haben, die er jetzt dringend brauchte. Doch als sie ausstiegen und er sah, dass Calaca, dessen grünes Fußballtrikot im W ind flatterte, keine zehn Meter entfernt auf sie wartete, erschrak er.
» Wir müssen uns unterhalten!«, rief Calaca über den Lärm der Rotorblätter hinweg.
Martinez nickte.
» Allein, Señor.«
Martinez schien zu überlegen. Schließlich sagte er: » Nein. Die Dinge haben sich geändert. Es ist an der Zeit, Cruz in unsere Entscheidungen einzubeziehen. Harry, du kommst auch mit.«
Calaca sah aus, als wolle er widersprechen, doch nach einem vernichtenden Blick von Martinez schwieg er.
Sie gingen in ein prachtvoll eingerichtetes Büro gleich neben dem A trium. Einiges darin erinnerte Zak an Michaels Büro in St. Peter’s Crag wie der große Holzschreibtisch und die bodentiefen Fenster zum A nwesen hin. Martinez saß an dem Schreibtisch, auf
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