Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
betreuen?«
Sam lacht. »Ich glaube nicht, dass du diesen Job mögen würdest.« Sie deutet auf die dicke braune Flüssigkeit im Trichter. »Das ist Kindernahrung für Delfine! Pürierter Fisch und Antibiotika! Wenn die Schwellung in seinem Maul zurückgegangen ist, versuchen wir es mit ganzen Fischen.«
Daisy zieht Schuhe und Socken aus und lässt die Füße vom Beckenrand ins Wasser baumeln. »Wie heißt es?«
Sam zuckt mit den Schultern und lächelt. »Das Delfinmädchen hat keinen Namen.«
»Es muss einen Namen haben!«, ruft Daisy.
»Ich bin mir sicher, dass es einen Delfinnamen hat«, sagt Sam. »Jeder Delfin hat seinen ganz persönlichen Pfeifton, sozusagen einen Namen, mit dem sie sich gegenseitig ansprechen können.«
»Wir müssen ihm einen Namen geben!«, beharrt Daisy.Sie rutscht bis zu den Knien ins Wasser und streckt die Beine aus, um das Tier mit den Füßen zu streicheln.
Sam schüttelt den Kopf. »Wir dürfen es nicht an menschlichen Kontakt gewöhnen. Ich weiß, das ist wirklich schwer. Aber das ist das Beste für den Delfin.«
Eine Dohle kippt den Eimer um und flattert mit einem Stück Fischschwanz im Schnabel davon. Sie fliegt über dem Blauen Bassin in die Höhe. Ich springe auf. Oben am Klippenrand sehe ich eine Gestalt, die langsam den Küstenpfad entlanggeht.
»Die Vogellady«, flüstert Daisy.
Felix beschattet die Augen im Gegenlicht und schaut in ihre Richtung. »Die Vogellady? Wer ist das?«
Ich funkle Daisy an und stoße sie in die Rippen. Ich will nicht, dass sie irgendetwas von meinem Besuch bei Miss Penluna erzählt.
»Ich kenne sie«, sagt Sam. »Sie bringt manchmal kranke Vögel in meine Praxis.«
Daisy hängt sich an meinen Ärmel. »Sie sagt, dass Delfine die Engel der Meere sind.«
Sam lächelt. »Engel?«, sagt sie. »Ja, vielleicht sind sie das.«
Im Licht der frühen Morgensonne glänzt der weiße Delfin strahlend rosa.
»Dann nennen wir das Delfinmädchen eben so«, sagt Daisy und grinst übers ganze Gesicht. »Wir nennen es Angel.«
Kapitel 25
»Angel?«, fragt Carl.
Daisy nickt. »Das Delfinmädchen braucht einen Namen.«
Carl starrt auf das Mobiltelefon in seiner Hand. »Genau dasselbe hat der Mann eben gesagt. Er hat gesagt, der Delfin muss einen Namen haben.«
»Was für ein Mann?«, frage ich.
Carl runzelt die Stirn und verstaut das Handy wieder in seiner Gesäßtasche. »Ein Journalist von der Lokalzeitung. Seit wir die Geschichte des weißen Delfins auf die Website der Marine Life Rescue gestellt haben, sind eine Menge Menschen an seinem Schicksal interessiert. Zeitungen, Fernsehsender und Umweltgruppen wollen kommen und das Tier sehen. Für Samstag muss ich einen Ort finden, an dem wir eine Pressekonferenz abhalten können. Ich hab schon im Rathaus angerufen, aber die Leute da haben Nein gesagt. Sie meinen, das sei ihnen zu kurzfristig.«
»Kein Wunder«, sagt Greg, »Dougie Evans sitzt im Stadtrat.«
Ich verschränke die Arme und lehne mich an einen Felsen.»Bald kommen Wagenladungen voller Leute in unsere Bucht und alle wollen den weißen Delfin sehen. Als wäre er die Attraktion eines Themenparks.«
»Menschen schauen sich gerne Delfine an«, sagt Carl. »Das gibt uns die Chance, den Leuten zu erzählen, was das Team der Marine Life Rescue tut. Und außerdem können wir sie auf die Gefahren aufmerksam machen, die dem Leben hier im Meer drohen.«
Felix klatscht mit der Handfläche aufs Wasser. »Das ist es!«, ruft er. »Das ist genau das, wofür wir den Delfin brauchen. Damit wir den Leuten was übers Riff erzählen können!«
Ich schüttle den Kopf. »Und ihn zu ’ner Attraktion machen, die die Leute anstarren können? Die Menschen sollten sich für das Riff interessieren, ohne dass man einen Delfin zur Schau stellt.«
Felix rollt mit den Augen. »Ist das nicht dasselbe? Ich meine, was glaubst du denn, was die Leute lieber lesen wollen? ›Rettet die Seescheide‹ oder ›Rettet den Delfin‹?«
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. »Okay, also, wie sollen wir es deiner Meinung nach anstellen?«
»Wir nutzen das Internet«, sagt Felix. Er grinst bis über beide Ohren. »Websites, Seiten von sozialen Netzwerken, Blogs und Twitter – das zieht die Leute an.«
Ich schüttle den Kopf. »Das wird nicht funktionieren.«
Felix wirft die Hand hoch. » Warum nicht, Kara? Ich kann nicht glauben, dass du’s nicht mal versuchen willst. Wirkönnten online eine Unterschriftenaktion gegen die Zerstörung des Riffs starten!«
»Das bringt
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