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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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kein Wort davon erzählt. »Warum Exeter?«
    Tante Bev holt tief Luft, faltet das Hemd an Ärmeln und Nähten Kante auf Kante, atmet langsam aus und legt das Hemd auf den Stoß neben sich.
    »Ich sollte dir das eigentlich nicht erzählen«, sagt sie und streicht die Oberseite des Hemdes und den Kragen glatt, »aber er hat ein Bewerbungsgespräch. Frag mich nicht, wofür. Das weiß ich nicht. Aber er hat mir gesagt, dass er das für dich macht.«
    Ich stürme an ihr vorbei aus der Küche. Sie ruft nach mir, aber ich renne die Treppe hoch in Daisys Zimmer und bin froh, dass sie heute Lauren besucht.
    Ich kauere mich unter meiner Bettdecke zusammen, liege da und fühle mich leer.
    Ich kann nicht glauben, dass wir sie verloren haben.
    Die Moana gehört uns nicht mehr.
    Die Muschelschale, die Mum und Dad und mich behütet hat, sie ist zerbrochen.
    Das fühlt sich an, als ob uns jetzt nichts mehr schützen kann.

Kapitel 32
    Ich sitze mit Felix auf den Holzbrettern des Karussells im Park. Durch meine Jeans dringt Regenwasser und das kalte Eisen des Karussellgestänges bereitet mir eine Gänsehaut. Obwohl es noch Sommer ist, fühlt sich das an, als wären wir in einem Wintersturm. Die Wolken hängen tief und schwer am Himmel und das Meer ist eine einzige, sich bewegende Masse aus Grau und Grün. Alle Fischerboote liegen im Hafen vor Anker, außer denen von Dougie Evans. Seine Trawler sind noch draußen auf hoher See.
    Es ist jetzt eine Woche her, seit ich herausgefunden habe, dass Dad die Moana verkauft hat. Ich kann mich kaum überwinden, mit ihm zu reden. Nicht, dass er in diesen Tagen irgendwie mit mir reden würde. Erst habe ich Mum verloren und nun die Moana . Es fühlt sich an, als würde ich Dad jetzt auch noch verlieren. Er hat nicht einmal seine Reise nach Exeter erwähnt und ich werde ihn nicht danach fragen. Es ist nicht so, als könnte ich überhaupt irgendetwas tun. Das Baby kann jeden Tag kommen und Dad und ich werden eine andere Bleibe finden müssen.
    Ich schiebe das Karussell mit meinen Füßen an. »Willst du morgen noch an der Regatta teilnehmen?«
    »Wenn sie nicht ausfällt«, sagt Felix. Er hat die Kapuze über den Kopf gezogen und der Kragen seines Mantels verdeckt den unteren Teil des Gesichts. Nur seine Augen lugen hervor.
    »Ich hoffe, du gewinnst«, sage ich, »du hast es verdient.«
    Er zieht seine Kapuze zurück. »Ich hab Dad gefragt, ob ich morgen mit dir segeln könnte statt mit ihm, aber er sagt, ich sei noch nicht so weit.«
    Ich lächle. »Danke, aber ich glaube, dass dein Dad das gerne mit dir machen möchte.«
    Ich stoße mich mit den Füßen noch schneller ab und die Hügel und das Meer – alles beginnt sich um uns zu drehen.
    »Du kennst diesen Segellehrer, den Dad für mich besorgt hat?«, fragt Felix.
    Ich nicke. »Ich hab dich mit ihm draußen auf dem Wasser gesehen.«
    Felix hält sich mit seinem gesunden Arm am Karussell fest und lehnt sich über die drehende Scheibe hinaus. »Er möchte mich in den Juniorentrainingskader für das paralympische Segelteam stecken.«
    Ich knalle meinen Fuß auf den Boden. Es scharrt und kratzt und das Karussell kommt zum Stehen.
    »Du machst Witze! Warum hast du mir das nicht eher erzählt? Das ist fantastisch, Felix. Genial!« Und das meine ich auch so.
    Er zieht sich den Kragen vom Gesicht und blickt mich direkt an. »Eine der Segelklassen ist für einen behinderten und einen nicht behinderten Segler. Würdest du das mit mir machen?«
    Die Frage überrumpelt mich. Ich habe außer der Moana nie ein anderes Boot gesegelt.
    »Wir könnten ein tolles Team abgeben«, sagt er. »Wir würden nicht rumstreiten … jedenfalls nicht viel.« Jetzt grinst er. »Und wir könnten das Training hier in der Bucht absolvieren. In meinem Boot.«
    Ich stiere zu Boden. Ich würde gerne wieder segeln, und vor allem würde ich mit Felix Regatten fahren, aber soweit ich weiß, hat Dad einen Job in Exeter bekommen. Bald werden wir weit weg von hier sein. Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß nicht, Felix, ich glaub nicht, dass das funktioniert.«
    »Aber, Kara …«
    »Lass es einfach gut sein«, unterbreche ich ihn.
    Ich stehe auf und marschiere Richtung Parkzaun. Unter mir breitet sich die Stadt aus. Der Regen hat die Häuser ganz dunkel gefärbt und der Hafen ist voller Boote, die sich vor dem Sturm in Sicherheit gebracht haben.
    Am Horizont wälzen sich Dougie Evans’ Trawler durch die stürmische See. Vielleicht wäre es besser, weit weg von hier zu sein. Ich glaube

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