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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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nicht, dass ich es ertragen könnte, Dougie Evans die Moana durch die Bucht steuern zu sehen. Felix lehnt inzwischen neben mir am Zaun und wir beobachten die Trawler auf ihrem beschwerlichen Weg zurück in denHafen. Sie erinnern mich an Wölfe, die von der Jagd heimkehren. Der Bug der Schiffe hebt sich über die Wellen, durchschneidet sie im nächsten Augenblick und lässt Gischtschwaden in die Höhe schießen. Möwenschwärme ziehen hinter den Booten her, ihr helles Gefieder hebt sich vom schiefergrauen Wolkenhimmel ab. Heute kehren die Trawler wohl mit vollen Netzen zurück.
    »Tut mir leid, dass ich dich angeschnauzt hab«, sage ich.
    »Überleg’s dir einfach«, sagt Felix. »Versprochen?«
    Ich nicke und stecke die Hände tief in die Taschen. »Ich geh jetzt besser. Tante Bev erwartet mich zum Mittagessen.«
    Ich gehe mit Felix über den Spielplatz. Der Wind pfeift durch das Dachgestänge des Klettergerüsts wie ein Sturm durch die Takelage. Draußen vor dem Tor stoßen wir fast mit Adam und seinem Bruder Joe zusammen, die die Straße herunterrennen. Ihre Fußtritte klatschen auf dem nassen Gehsteig.
    Adam bleibt vor uns stehen, hält sich mit den Händen an den Knien fest und keucht: »Habt ihr ihn gesehen?«
    »Wen?«, frage ich.
    »Den großen weißen Hai«, sagt Adam. »Dad hat gehört, dass Dougie Evans ein großer weißer Hai ins Netz gegangen ist.«
    Ich schüttle den Kopf. Joe zieht Adam am Arm und sie laufen weiter zum Hafen. Ich kann nicht glauben, dass Dougie Evans einen großen weißen Hai gefangen hat. Die kommen in unseren Gewässern eigentlich gar nicht vor. Wahrscheinlich hat er einen Riesenhai gefangen. Ich weiß, dass die bis zuzwölf Meter lang werden können. Aber andererseits werden hier manchmal Lederrückenschildkröten angeschwemmt und die kommen ja auch aus eher tropischen Gewässern.
    »Sollen wir mal ’nen Blick drauf werfen?«, frage ich Felix.
    Felix zuckt mit den Schultern. »Kannst du das aushalten, Jake noch mal zu begegnen?«
    »Ist ja nur kurz«, sage ich. »Ich wette, dass da unten auch jede Menge anderer Leute herumstehen.«
    Als Felix und ich zum Hafen kommen, hat sich am Kai, neben einem von Dougie Evans’ Trawlern, eine kleine Schar Menschen versammelt. Wir gehen am Fischmarkt vorbei. Durch die Plastikklappen der Eingangstüren werfe ich einen flüchtigen Blick in den kühlen, hellen Raum. Auf dem Betonboden aufgereiht stehen gelbe Kästen voller Fisch. Zwei der Fischer da drinnen grinsen breit. Für Dougie Evans und seine Männer muss es wohl ein guter Fang gewesen sein.
    Ich gucke mich nach Felix um, aber plötzlich steht Jake neben mir. »Hey, Kara«, sagt er. »Hast du schon jemals ’nen weißen Hai gesehen?« Er klingt überheblich, aber da ist noch etwas anderes in seiner Stimme, noch etwas mehr als nur der Ton eines Aufschneiders.
    Ich schaue an ihm vorbei auf die Menschenmenge.
    Am Boden, halb versteckt hinter den Beinen der Leute, kann ich etwas liegen sehen.
    Ich versuche, mich durch die Menge zu drängen, aber plötzlich steht Chloe neben mir und zieht mich weg.
    Noch einmal höre ich Jakes Stimme. »Komm, schau dir an, was mein Dad gefangen hat.«
    Chloe zieht heftiger an mir. »Schau nicht hin«, sagt sie. Ihre Augen sind vom Weinen ganz gerötet. »Geh da weg, Kara!«
    Und plötzlich möchte ich das hier nicht mehr sehen, weil ich weiß, dass Jake mir keinen großen weißen Hai zeigen will.
    Ich will mich wegdrehen, aber es geht nicht. Aus dem Augenwinkel sehe ich den Körper. Grau und geschmeidig liegt er da, inmitten der Leute, die um ihn herumstehen.
    Felix steht auf der anderen Seite der Menge. Er sieht blass und angeschlagen aus.
    Über uns schreit eine Möwe.
    Ich folge Jake und dränge mich durch die Menge. Da liegt kein großer weißer Hai oder Riesenhai. Am blutverschmierten Betonboden liegt der starre, graue Körper eines Delfins. Seine toten Augen blicken in den bleiernen Himmel. Ich folge der gewölbten Linie seines Rückens – bis zu einer tiefen Kerbe am Schaft der Rückenflosse.
    Ich falle auf die Knie und schmecke den bitteren Geschmack meiner eigenen Galle auf der Zunge.
    Angels Mutter ist tot.

Kapitel 33
    Ich renne los und höre nicht auf zu rennen, bis ich die Bucht erreicht habe und mich in den weichen, weißen Sand fallen lasse. Stechginster und Brombeergestrüpp haben durch den Stoff meine Haut aufgeritzt, aber ich spüre nichts. Ich musste einfach hierherkommen, ich musste von dort abhauen. Das Wasser umspielt meinen Körper und

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