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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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biete ihm meine Hand an und will ihm helfen, aber er stößt mich weg und flucht leise vor sich hin. Ich versuche, ein paar seiner Fritten aufzulesen, aber selbst die, die noch in der Packung liegen, sind inzwischen eine einzige Pampe. Hinteruns stolzieren die Möwen auf und ab und freuen sich schon auf das unerwartete Fressen.
    Felix hievt sich hoch und schlägt mit der Hand an die Mauer. »Manchmal hasse ich, so zu sein, wie ich bin.«
    Seine Jeans sind an den Knien zerrissen und auf dem ausgefransten Stoff sind dunkelrote Blutflecken zu sehen.
    Er lehnt sich an die Wand und kickt die Frittenpackung in Richtung Möwen. »Draußen auf dem Wasser kann ich alles, was die anderen auch können. Als ob mein Boot ein Teil von mir ist.« Noch einmal schlägt er mit der Hand gegen die Mauer. »Dort draußen bin ich frei.«
    Ich nicke, weil ich einfach weiß, was er meint. Die Moana fühlt sich auch wie ein Teil von mir an. Sie gibt uns Geborgenheit, wie eine Muschelschale, die Mum und Dad und mich behütet.
    Von den Hafenmauern her bläst ein starker Wind und weht mir die Haare ins Gesicht. Ich hülle mich fest in den Mantel und spüre die Frittenpackung warm an meiner Haut. Der Duft von Essig und salzigen Fritten wabert um meinen Kragen. »Komm schon«, sage ich. »Hier drinnen hab ich jede Menge Fritten. Wir können sie teilen.« Auch ich bin am Verhungern und kann es kaum erwarten, dass wir sie unter der Plane der Moana verputzen.
    Die Kaimauern sind wie leer gefegt. In der Hoffnung auf ein paar Speisereste marschieren einige Möwen neben den Abfallbehältern die Mauern auf und ab. Auf der Suche nach der Moana schweift mein Blick über die Reihe von Freizeitjachten. Moanas Abdeckung ist zurückgezogen. Zwei Gestalten sitzen an Deck. Sogar von hier aus kann ich sie erkennen. Es sind Ethan – und Jake Evans.
    Ich lasse Felix am Kai stehen und klettere die Leiter hinunter, die an den Granitblöcken befestigt ist. Ich renne den Ponton entlang, meine Schritte dröhnen auf den Planken.
    Ich starre die beiden im Boot an. Knusperzeugs und eine Getränkedose liegen an Deck herum. »Raus hier!«, brülle ich.
    Jake und Ethan tauschen Blicke aus. Ethan legt seine Füße auf die Bank.
    Ich klettere auf die Moana . »Runter von meinem Boot!«
    Jake beugt sich nach vorn und grinst hämisch. »Ich glaube, du wirst bald feststellen, dass das nicht dein Boot ist.«
    Ich starre ihn wütend an. »Wie meinst du das?«
    Jake lächelt nur. »Schau dich doch um!«
    Ich sehe mich auf der Moana um. Alles beim Alten. Ich öffne das Kabäuschen unter dem Vorderdeck. Die Leuchtrakete und der Werkzeugkasten sind noch hier, aber die Decken sind verschwunden, ebenso Dads Angelausrüstung und die roten Blechtassen.
    Jake grinst immer noch. »Hat’s dir dein Dad nicht erzählt? Am Wochenende hat mein Dad das Boot gekauft.« Er mustert mich spöttisch. »Dein Dad hatte es ziemlich eilig, es zu verkaufen. Das Boot war so billig wie eine Portion Pommes.«
    Ich starre ihn einfach an. Das kann nicht wahr sein!
    Aber dann formt sich Jakes Mund zu einem dünnen Strich. Er hält die Schlüssel zur Backskiste unter dem Vorderdeckin die Höhe. »Und deshalb teile ich dir jetzt mit: Runter von meinem Boot!«
    Ich steige von der Moana und klettere die Leiter hoch. Ich schiebe Felix die Fritten in die Hand. »Ich muss gehen«, sage ich. Ich renne den ganzen Weg zu Tante Bevs Haus, ohne anzuhalten, bis ich durch die Tür stürze. Tante Bev bügelt Hemden und schaut dabei fern.
    Ich stelle mich vor sie. »Wo ist Dad?«, keuche ich.
    Tante Bev versucht, meinem Blick auszuweichen. »Er ist weggegangen.«
    Ich schalte den Fernseher aus. »Wohin?«, frage ich.
    Sie stellt das Bügeleisen ab und legt die Hand an die Hüfte. »Was soll das werden, Kara?«
    »Er hat sie verkauft, stimmt’s?« Ich versuche, die Tränen wegzublinzeln. »Er hat die Moana verkauft!«
    Tante Bev bückt sich und zieht den Bügeleisenstecker aus der Dose. »Setz dich, Kara.«
    Ich setze mich nicht. »Er hat die Moana an Dougie Evans verkauft!«
    Tante Bev will mich am Arm berühren, aber ich trete einen Schritt zurück. »Er meinte, dass er’s nicht übers Herz bringt, dir das zu erzählen.«
    Ich blicke sie an, ohne eine Wort zu sagen.
    »Sei nicht wütend auf ihn, Kara. Er versucht nur, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das hat er weiß Gott nötig.«
    »Wo ist er?«, sage ich.
    Tante Bev fummelt an einem Hemdenknopf herum. »Er ist nach Exeter gefahren.«
    »Exeter!« Dad hat mir

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