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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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geschäftlich unterwegs war, hat für ihn ein bisschen nachgeforscht – und dieses Foto in den Archiven einer Lokalzeitung gefunden.«
    Ich bleibe stehen und drehe mich zu Felix. »Warum haben wir dieses Foto nie zu Gesicht bekommen, damals, als die Untersuchungen stattfanden?«
    Felix zuckt mit den Schultern. »Dads Kollege meint, dass man die Geschichte nicht veröffentlicht hat. Keine gute Presse. Schlecht für den Tourismus.«
    Ich lehne mich an das Geländer und schaue aufs Meer.Das Foto beweist, dass Mum an diesem letzten Abend zum Tauchen aufgebrochen ist, aber es erzählt nicht, was danach geschah. Es gibt keinen Hinweis darauf, warum sie ging oder wohin.
    Trotz der feuchtwarmen Luft ist der Strand leer. Das Meer leuchtet in einem blassen, perlmuttfarbenen Grün. Starker Seegang verwandelt die glatte Oberfläche in eine sanfte, gleichmäßige Wellenlandschaft, die aussieht wie antikes Glas. Bis jetzt ist niemand im Wasser. Es herrscht Ruhe – zu viel Ruhe. Nichts bewegt sich. Die Fahne über dem Marineladen hängt schlaff am Mast. Selbst die Möwen fliegen nicht mehr. Sie sitzen aufgereiht auf Dächern, Schornsteinen und entlang der Kaimauer. Das fühlt sich an, als würde der ganze Himmel auf uns niedergedrückt. Das ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Uns wird noch einmal Zeit gegeben, nachzudenken und durchzuatmen. Es scheint, als würden wir dabei sogar beobachtet.
    Daisy rennt auf uns zu und zieht mich am Arm. »Kommt schon«, sagt sie, »gehen wir in die Stadt.«
    Wir schlendern durch die fähnchengeschmückten, von Läden gesäumten engen Straßen. Dad räumt draußen, vor der Merry Mermaid , Geschirr ab. Er winkt und lächelt uns zu, als wir vorübergehen, und ich winke kurz zurück. Auf dem Platz vor dem Rathaus sind verschiedene Buden und Spiele aufgebaut. Bei einem Spiel steht der Bürgermeister in Bereitschaft und wartet darauf, mit nassen Schwämmen beworfen zu werden. Dann gibt es noch eine Wurfbude und einen Hauden-Lukas.Eine Blaskapelle spielt und eine Gruppe von Majoretten lässt die Taktstöcke durch die Luft wirbeln und marschiert hin und her. Ich kaufe Hotdogs, setze mich mit Felix und Daisy auf eine Bank am Platz und schaue zu Felix hinüber. Ich bin nicht in Stimmung für dieses Spektakel und ich weiß, dass es Felix auch so geht. Ich gebe Daisy das restliche Geld und sie läuft davon, um Entenangeln zu spielen und ihr Geld an den Buden auszugeben.
    Erst als sie kein Geld mehr hat, kommt sie wieder und lässt sich neben uns hinplumpsen, mit einer Plüschente in den Händen und einer Tüte Karamellbonbons.
    »Lasst uns nach Hause gehen«, sage ich.
    Wir laufen auf der Straße oberhalb des Hafens auf die Strandpromenade zu. Eine sanfte Brise spielt am Saum meines Shirts.
    »Spürst du’s?«, frage ich.
    Felix nickt.
    Ich schaue hoch zum Flaggenmast über dem Marineladen. Die Ränder der Fahne kringeln und kräuseln sich. Von Westen her bläst ein frischer Wind. Dunkle Wolken breiten sich über dem milchig weißen Himmel aus. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und ich kriege auf Armen und Beinen eine Gänsehaut. Draußen über dem Meer braut sich ein Sturm zusammen und der kommt direkt auf uns zu.
    Wir biegen auf einen engen Treppenweg ab, der zwischen alten Hütten hinunter zum Hafen führt.
    »Hey, ihr beiden Holzköpfe!«
    Jake und Ethan kommen hinter uns die Treppe herunter.
    Daisy nimmt meine Hand und hält sie ganz fest.
    »Hey, Kara«, ruft Jake. »Hast du schon gehört, dass ich umziehe?«
    Wir gehen weiter, aber Jake und Ethan holen uns ein. Felix kämpft mit den Stufen. Der Handlauf geht nur bis zur Hälfte des Abstiegs.
    »Dad kauft eins von diesen todschicken Häusern oben am Berg. Von dort aus kann man über die ganze Bucht schauen«, sagt Jake. »Mit ’nem riesigen Garten. Dad hat gesagt, dass er mir dazu noch ’n Quad anschafft.«
    Ich beachte Jake nicht.
    »Dad sagt, dass er es ›Muschelhaus‹ nennen wird«, sagt Jake. »Du weißt doch, warum? Er bezahlt’s vom Profit, den ihm die Jakobsmuscheln aus der Bucht gebracht haben.«
    Ich will weitergehen, aber Felix steht vor einer Reihe Stufen, die nach unten führen. Ich weiß, dass er sich nicht von mir helfen lassen will, also bleibe ich neben ihm, während er sich langsam den eigenen Weg nach unten bahnt. Sein Gesicht wirkt angespannt, als er versucht, auf den Treppenstufen das Gleichgewicht zu halten.
    »Eine Schande, dass die Regatta abgesagt wurde«, sagt Jake. »Ich dachte halt, dass du gerne gesehen

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