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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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hättest, wie ich beim Rennen die Moana steuere.«
    »Du kannst nicht mal segeln«, sage ich.
    »Ethan und ich sind schon gesegelt«, lacht Jake. »So schwer ist das nicht.«
    »Du bist mit der Schule zwei Wochen auf ’ner Jolle gesegelt«, sage ich, »das war alles.«
    »Kann nicht so schwer sein, wenn er’s auch kann.« Jake deutet mit dem Kopf in Felix’ Richtung. »Der kann ja kaum laufen.«
    Ethan bricht in Gelächter aus.
    Ich spüre, wie sich Felix neben mir verkrampft.
    »Wir treten gegen euch an«, sagt Jake, »wir auf der Moana und ihr beiden im Verliererboot. Wir lassen euch sogar ’nen Vorsprung.«
    Ich drehe mich um und blicke Jake ins Gesicht. »Heut findet keine Regatta statt«, sage ich, »ein Sturm zieht auf.«
    Jake wirft den Kopf zurück und lacht. »Als ob ich davor Angst hätte!«
    Ich wende mich ab. Es hat keinen Wert, sich weiter zu streiten.
    Jake stiefelt davon. »Komm schon, Ethan. Wie wär’s mit ’nem Segeltörn rund um den Gull Rock?«
    Sie verschwinden um die Ecke des letzten Hauses am Weg.
    »Das meinen die doch nicht ernst, oder?«, frage ich.
    Als wir den Hafen erreichen, klatschen bereits dicke Regentropfen aufs Pflaster. Der Himmel ist fast schwarz und hinter den Hafenmauern hebt und senkt sich das Meer in großen, grünen Wogen. Jetzt gibt es dort draußen keine Schaumkronen mehr, nur noch Wellenwalzen.
    »Ich glaub’s nicht!« Ich deute zum Ponton. Jake undEthan sind auf der Moana . Sie haben die Abdeckplane vom Mastbaum zurückgezogen und takeln das Hauptsegel auf.
    »Die sind wahnsinnig!«, ruft Felix.
    »Dougie Evans würde Zustände kriegen, wenn er wüsste, dass Jake in See stechen will«, sage ich. »Los, wir müssen sie aufhalten! Nicht nur ihnen zuliebe, sondern wegen der Moana. Sie fahren sie sonst zu Bruch!«
    Ich klettere die Leiter nach unten, während Daisy Felix die Rampe hinunter folgt. Als ich zur Moana komme, haben Jake und Ethan bereits das Hauptsegel und den Klüver gesetzt. Sie haben die Segel nicht einmal gerefft. Ein Windstoß fährt in die Segel und der Auslegerbaum schwenkt übers Wasser.
    »Mach keinen Scheiß, Jake!«, brülle ich.
    Aber Jake lacht nur und hält die Hand hoch, um den Wind zu prüfen. »Nichts weiter als eine leichte Sommerbrise«, sagt er.
    Aber in Jakes Augen liegt noch mehr als Prahlerei. Da ist auch Angst, als ob er zu weit gegangen ist und nun keinen Weg mehr findet umzukehren.
    Ich ziehe die Moana dichter an mich heran. Ihr Stoßschutz schlägt gegen den Ponton.
    »Mach das nicht, Jake!«, rufe ich. »Dein Dad hat schon Aaron verloren. Er will nicht auch noch dich verlieren.«
    Jake glotzt mich einfach nur an. Schwere Regentropfen fallen vom Himmel und tüpfeln die Oberfläche des Wassers. Die Tropfen fallen schneller, sie fallen dick und schwer, und bald steht eine richtige Regenwand zwischen uns. Ich kannjetzt nicht einmal mehr Jakes Gesicht sehen. Er bindet die Moana los und stößt sie mit einem Paddel ab. Ethan hält das Ruder. Die Moana gleitet übers Wasser und rumst gegen eine kleine Motorjacht, die an einem anderen Ponton vertäut ist. Jake stößt sie noch einmal ab und dieses Mal steuert Ethan die Moana in Richtung Hafenausfahrt. Sie schrammt an der Hafenmauer entlang und ich höre, wie sie an der Seite aufgekratzt wird. Bevor die Moana aus dem Hafenbecken gleitet und nur noch der Mast über die Hafenmauer ragt, schaut sich Jake noch einmal um. Und erst jetzt bemerke ich, dass die beiden überhaupt keine Rettungswesten tragen.
    »Wir müssen sie aufhalten!«, rufe ich und schaue mich im Hafen um, aber die Kaimauern sind leer. Der Regen hat die Menschen vertrieben.
    »Wir nehmen mein Boot«, sagt Felix. Er beugt sich nach unten und schnürt die Abdeckung auf.
    »Fahrt nicht raus«, sagt Daisy.
    Ich schaue sie an. Sie friert wie ein Hündchen und ist bis auf die Haut nass. Ich knie mich neben sie und halte ihre Hände fest in meinen. »Sei tapfer, Daisy. Geh los und such meinen Dad. Er ist in der Merry Mermaid . Erzähl ihm, was passiert ist. Sag ihm, er soll die Küstenwache verständigen.«
    »Bitte, geh nicht, Kara!«, bettelt sie mit großen, tränennassen Augen.
    »Ich muss«, sage ich.
    »Du wirst verschwinden. Du wirst nie mehr zurückkommen.«
    Ich lege meine Arme um sie und würde gern wissen, ob sich Mum so gefühlt hat, als sie gegangen ist.
    »Ich werd vorsichtig sein«, sage ich. »Ich komm zurück. Versprochen.«
    Daisy reißt sich los. »Ich komm mit dir.«
    »Das geht nicht, Daisy«, widerspreche ich,

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