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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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Getting Hot In Here« an ihren Gürteln herumnestelten.
    Betty glotzte mit offenem Mund, Lucy rutschte immer tiefer unter die Tischplatte, ich selbst versteckte mich hinter der Getränkekarte. Mein Problem waren nicht die strippenden Männer. Oder die kreischenden Frauen. Oder die schlimmen Klischee-Kostüme. Es war die Tatsache, dass ich bei diesem peinlichen Spektakel anwesend war. Ich murmelte »Hilfe«, aber statt Hilfe kam der Kellner, der Lucy und Betty ihre Drinks brachte. Der Einzige an unserem Tisch, der ganz entspannt dem Geschehen auf der Bühne folgte, als würde er an der Uni einem Vortrag über Plattentektonik lauschen, war Marco. Aber der stand ja auch auf Sixpacks – wie auch immer er das gemeint hatte.
    Eine neue Kreischwelle. Die Polizistenhosen wurden in einer synchronen Bewegung von den Körpern gerissen. Jeweils einen Tanga und eine Polizeimütze, mehr hatten die Stripper nicht mehr an. Das Lied neigte sich dem Ende zu, das große Finale nahte. In Sekundenschnelle waren auch die Tangas Geschichte. Und da standen sie nun, in ihrer vollen Pracht: fünf Sixpacks mit Polizeimützen vor ihrem Gemächt.
    Das Publikum applaudierte und schrie vor Vergnügen. Manche Frauen pfiffen auf zwei Fingern. Ich sah Betty über den Rand der Getränkekarte hinweg an, meine Lippen formten die Worte: »Oh. Mein. Gott.«
    Betty zeigte auf die Bühne, auf ihren eigenen Bauch und drehte beifällig nickend den Daumen nach oben. Noch jemand also, der auf Sixpacks stand.
    Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, aber fünfzehn Minuten und drei Showeinlagen später, in denen die Gentle Men ihre Cowboy-, Matrosen- und Feuerwehrmannkostüme an- und sofort wieder ausgezogen hatten, standen wir. Alle. Betty, Lucy, Marco, ich standen gemeinsam mit den Teleshop-Frauen und klatschten im Takt, eine große, glückliche Familie von Sixpack-Fans. Es war ein bisschen so wie beim Musikantenstadl, nur nackter.
    Während die Männer mit den freien Oberkörpern durch das Publikum liefen und mal hier einer Dame einen Kuss auf die Wange gaben, und dann wieder dort mit einer ein Tänzchen wagten, bei dem sich in erster Linie die Körpermitten berührten, hatte ich glühende Wangen und lachte und lachte. Auch dann noch, als ich den heißen, schnellen Kaugummi-Atem eines Gentle Man im Nacken spürte, der mir seine Hand auf die Hüfte legte und sie bewegte, als gehörte sie ihm. Das war eigentlich das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte. Aber in diesem Moment auch das Lustigste. Lucy kreischte so laut, als wäre gerade Robert Pattinson persönlich an unserem Tisch erschienen. Das musste das Remscheid-Gen sein. Sie war völlig aus dem Häuschen.
    Das fiel auch dem südländisch aussehenden halb nackten Mann auf, der gerade mit den Fingern durch Marcos Haar gefahren war, um dann erschrocken festzustellen, dass es sich bei dieser Person nicht um eine leicht übergewichtige Frau handelte. Vielleicht wollte er die seltsame Situation deswegen möglichst schnell überbrücken, jedenfalls nahm der Gentle Man Lucy plötzlich an die Hand, zog sie mit sich durch die Menge klatschender Frauen, die es vollkommen neidlos unterstützten, dass eine andere als sie selbst Teil der Show sein sollte, denn Lucy war eine von ihnen, und dass sie auserwählt worden war, machte Hoffnung darauf, selbst die Nächste sein zu dürfen.
    Wenige Augenblicke später fand Lucy sich im gleißenden Scheinwerferlicht auf einem Stuhl auf der Bühne wieder. Ihr Gesicht hatte die Farbe von Klatschmohn. Sie hielt sich atemlos die Hände vor den Mund. Die Musik startete, zwei Bauarbeiter betraten von links und rechts die Bühne, gaben ein paar halbherzige Tanzbewegungen zum Besten und positionierten sich neben dem Stuhl, auf dem Lucy saß. Das Publikum tobte, als der eine begann, seine Latzhose abzuschnallen. Leider stand er jetzt direkt vor Lucy, sodass wir ihr Gesicht nicht sehen konnten. Aber wir hörten ihren Schrei, als er sich zu ihr umdrehte, ihre Hände nahm und sie auf seinem Po platzierte.
    »Unglaublich«, war alles, was ich sagen konnte.
    »Allerdings.« Betty lehnte sich über den Tisch zu mir herüber, damit ich sie besser verstehen konnte, ließ dabei die Bühne und Lucy aber nicht aus den Augen. »Jetzt ist es schon wieder passiert. Schau dir all diese Frauen hier an. Und wen sucht der Kerl sich aus? Lucinda.« Sie klatschte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Wie macht die Frau das nur?«
    Alkohol und Männer, dachte ich. Wenn Betty nur wüsste … Ich

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