Im Zweifel suedwaerts
aufgesetztes Lachen, das war drin. »Barry, you are … you are really … truly … ähm … funny.« Zumindest wenn man nicht allzu hohe Ansprüche hatte. Ich räusperte mich.
»That’s cousin Barry for you, little lady.«
»Lovely. Thanks.«
»And I’m telling you: You better get in there fast.« Ein hilfsbereites Zwinkern. »Nobody likes leftovers. Am I right, pumpkin?« Er kniff seine Frau, die neben ihm stand und tatsächlich ein bisschen so aussah wie ein Kürbis (die Proportionen, die Hautfarbe), in ihren Hüftspeck.
Sie kicherte, leerte ihr Sektglas und nickte eifrig. Alles gleichzeitig. »Absolutely!«
Dabei wirkte sie auf mich keineswegs wie eine Frau, die sich ohne guten Grund eine schöne Portion Reste entgehen lassen würde. Eher im Gegenteil.
Ich lachte gezwungen und versuchte dann, ganz unverfänglich das Thema zu wechseln. »So … did you enjoy the ceremony … äh …« Sie war mir zu Beginn des Empfangs vorgestellt worden, aber jetzt kam ich einfach nicht auf ihren Namen. Pat? Hieß sie Pat? »Pat?«
»Shelly«, korrigierte sie mich pikiert.
»Oh … sorry. I have no idea how I could forget that …«
Es war mir wirklich unangenehm, aber all diese Menschen, die ich noch nie vorher gesehen hatte und vor denen ich als Brauttochter eine gute Figur machen musste, überforderten mich. Smalltalk war einfach nicht meine Stärke und mein Namensgedächtnis eine einzige Katastrophe. Ich war ja schon froh, dass ich meinen eigenen nicht ständig vergaß.
»I’m really sorry, Shelly«, entschuldigte ich mich noch einmal und schaute betreten zur Seite, nur um dort, kaum eine Armlänge von mir entfernt, Richard zu entdecken, der sich mit suchendem Blick durch die Menge der Hochzeitsgäste schob. Meine Rettung. Hektisch griff ich nach dem Ärmel seines geliehenen Jacketts und zog daran, als hinge mein Leben davon ab. Er blieb stehen, betrachtete irritiert die Finger, die sich an seinem Arm festkrallten, erkannte, dass es sich dabei um meine handelte, und war darüber offensichtlich äußerst erfreut.
»Daphne! Da bist du ja!«
»Ja! Da bin ich ja! Und du bist auch da! Noch besser … Kennst du schon Barry und Shelly?« Ich sah ihn eindringlich an und hoffte, dass er verstand, was ich damit ausdrücken wollte. Nämlich dass es in Wahrheit kein Vergnügen war, Barry und Shelly zu kennen. Dass ich sie selbst am liebsten nicht hätte kennenlernen müssen. Und für den Fall, dass diese versteckte Botschaft bei Richard nicht eindeutig genug angekommen war, verdeutlichte ich meine verzweifelte Lage, indem ich kaum hörbar »Bring mich hier bitte weg!« irgendwo in der Nähe seines rechten Ohres zischelte. Das war ausreichend.
»Das muss ich auch«, flüsterte er zurück, und legte mir beruhigend eine Hand auf die Taille, »ich hab dich schon überall gesucht. Du wirst hinter den Kulissen gebraucht.«
»Verstehe.« Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Richard flüsterte nicht mehr. »Nein, wirklich. Es gibt da einen kleinen Notfall …«
»Notfall?«
»Oder eher eine Situation …«
Jetzt war ich alarmiert. »Was denn bitte für eine Situation?«
Barry und Shelly hatten bis zu diesem Punkt brav darauf gewartet, Richard vorgestellt zu werden. Jetzt allerdings hielt es Barry einfach nicht mehr aus und ließ seine Hand äußerst dynamisch auf Richard zuschnellen, der nicht anders konnte, als zuzugreifen. »Barry Thomson. Great to meet you. And this is my wife, Shelly.« Sie schüttelte kokett kichernd die frei gewordene Hand, während ihr Mann ihr stolz die Schulter tätschelte und Richard mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete. »And you are …?«
»Richard.« Er lächelte höflich und erklärte, mein Freund zu sein – »I’m Daphne’s boyfriend« –, woraufhin Barry sich umgehend bei mir für den Reste-Spruch entschuldigte, der mich mit großer Sicherheit härter getroffen hätte, wäre ich wirklich Single gewesen, aber die Diskussion ersparte ich mir lieber. Stattdessen trat ich nervös von einem Fuß auf den anderen, weil ich mir Sorgen wegen dieser ominösen Situation machte.
Richard äußerte sein Bedauern darüber, mich kurz entführen zu müssen. Brauttochterpflichten. Also nicht er, sondern ich, haha. Er bekam noch einen Klaps auf die Schulter und den Segen von Barry mit auf den Weg, dann zog er mich endlich hinter sich her durch das Gewühl des Sektempfangs, weit weg von Cousin Barry und seiner Kürbisfrau. Mein Held. In mehrfacher Hinsicht.
Wäre Richard nicht vor drei Jahren in
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