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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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erst mal: Wir werden immer genug Milch haben, das verspreche ich dir. Zweitens: Das mit den Steckern bekommen wir irgendwie in den Griff. Und alles andere auch. Weil ich das will, und wenn du auch willst, sind das die besten Voraussetzungen. Und schließlich: Hör auf, immer davon auszugehen, dass wir uns trennen. Ich will das nicht, und du willst das nicht. Solange wir das beide wollen, bleiben wir zusammen. Und falls uns die Steckersache doch drankriegt, darfst du die Wohnung behalten. Versprochen. Deal?«
    Im Grunde hatte er also gesagt, dass er für immer bei mir bleiben würde, ein Versprechen, das, wie gesagt, niemand machen konnte, und dem nur Idioten auf den Leim gingen. Ich war kein Idiot, wie gesagt. Aber ich mochte das Gefühl, dass Richard mich so unbedingt bei sich haben wollte. Also drückte ich seine Hand, nickte und sagte: »Deal!«
    »Hast du ihr gerade ’nen Heiratsantrag gemacht?«, rief die Frau mit der Bratschürze hinter der Theke Richard zu.
    »Nicht ganz«, antwortete er.
    »Dann kann ich die Musik ja wieder ausmachen.« Sie schüttelte genervt den Kopf, und erst da fiel mir auf, dass im Hintergrund nicht wie sonst die typischen Geräusche eines Fußballspiels den Imbiss erfüllten, sondern Leo Sayers Stimme, die »When I Need You« sang. Die Imbissfrau drückte einen Knopf an der Musikanlage, und alles, was jetzt noch zu hören war, war das Brutzeln der Pommes in der Fritteuse. »Und das mit der Kerze hätte ich mir auch sparen können.« Sie klang fast ein bisschen verärgert, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah uns verbittert an. »Immer nur Fußball und Frikadellen. Nie mal ’n bisschen Romantik. Der Job hier ist wie mein Mann.«
    »Vielleicht mach ich mit Richard Schluss.« Der Gedanke war mir plötzlich durch den Kopf geschossen, dann hatte ich ihn einfach ausgesprochen, und jetzt war ich fast ein wenig erschrocken über mich selbst. Und davon, wie fest meine Stimme geklungen hatte.
    Links und rechts der Fahrbahn standen dicht an dicht Bäume und spendeten uns auf unserer Fahrt durch den südlichsten Zipfel Frankreichs Schatten. Hinten im Bus lagen Lucy und die Polen und schliefen. Wir hatten uns nicht die Mühe gemacht, das Matratzenlager wieder zu einer Sitzbank umzubauen, dazu waren wir alle zu verkatert gewesen. Mit Ausnahme von Lucy, die nicht trank und deswegen auch keinen Kater hatte, aber vom Weinen erschöpft war. Uns andere hatte es schwer erwischt. Ich trug heute, zum ersten Mal seit Reiseantritt, meine Sonnenbrille, und das nicht wegen des eher mittelmäßigen Sonnenscheins. Betty hatte die Musik leiser gestellt, um sich besser auf die Straße konzentrieren zu können.
    »Was hast du gesagt?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen. »Ich bin gerade Bus gefahren und konnte nicht zuhören.«
    »Und wenn du mir jetzt zuhörst, kannst du dann noch Bus fahren?«
    »Tja. Hinterher ist man immer schlauer, sag ich mal. Also raus damit, Schätzelein, was hast du gesagt?«
    »Ich mach vielleicht mit Richard Schluss.« Es fiel mir auch dieses Mal nicht schwer, die Worte zu sagen.
    Betty nickte. »Und aus welchem Grund? Also, jeder wie er will, Schätzelein, aber für mich klingt das nach einer echt bescheuerten Idee.«
    »Na ja, ich hab nachgedacht. Darüber, wie das sonst so war mit mir und den …«
    »Richard ist der Beste. Ich liebe Richard. Wenn es Mo nicht gäbe …« Sie warf mir einen Seitenblick zu. »Das wollte ich nur einwerfen, damit du es nicht vergisst. Bei jeder weiteren Entscheidung, die du diesbezüglich treffen willst, solltest du immer daran denken: Richard ist der Beste.«
    »Danke Betty.«
    »Keine Ursache.«
    »Aber mal davon abgesehen, dass er der Beste ist, frage ich mich, ob er der Beste für mich ist.«
    »Klar. Sonst wärt ihr ja nicht zusammen.« Sie blinkte, reihte sich auf der rechten Spur hinter einem LKW ein und sah sehr zufrieden mit dem Manöver aus. »Windschatten!«
    Zur Abwechslung applaudierte ich ihr einmal nicht, sondern fuhr mit dem fort, was mir auf der Seele lag. Betty konnte das ab. »Nee, Betty, Paare sind immer nur so lang Paare, bis einer feststellt, dass er mit der falschen Person zusammen ist. Und bei mir lief dieses Paar-Ding bisher immer nach demselben Schema ab: Irgendwann stellt mein dann-noch-Freund fest, dass ich die falsche Frau für ihn bin, und bevor ich überhaupt kapiert habe, was los ist, ist er mein Exfreund. Mit mir wurde schon so oft Schluss gemacht, dass ich ganz vergessen habe, dass ich ja auch die Option

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