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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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habe, mich zu trennen.«
    Auf Bettys Gesicht machte sich ein Ausdruck zwischen Skepsis und Kopfschmerz breit. »Und jetzt willst du mit Richard, der, wie wir wissen, der Beste ist, einfach mal so zum Spaß Schluss machen, weil dir aufgefallen ist, dass du es kannst? « Sie blies lautstark Luft zwischen ihren Lippen heraus. »Unfassbar.«
    »Richard ist wunderbar …«
    »Der Beste!«
    »Wir haben so viele Probleme, von denen du gar nichts weißt. So viele Kleinigkeiten, und die summieren sich dann zu einem großen Haufen Mist, der mich einfach daran zweifeln lässt, ob das so sein muss oder ob das nur mit Richard so ist. Ständig dieses Streiten, nie tut er, was er sagt, immer ist die Milch alle …«
    »Ich lach gleich.«
    »Er hat mir das anders versprochen.«
    »Alle Männer versprechen Sachen und halten sie dann nicht, Schätzelein. Und die meisten sind dabei nicht halb so cool oder witzig oder schlau oder schön wie Richard. So wie ich das sehe, steckst du in irgend so einer Krise, die man mit Anfang dreißig kriegt. Hör einfach nicht hin.«
    Ich weiß nicht, was mich in dem Moment überkam, ob es der Kater war oder das Chaos in mir drin, jedenfalls rollte eine Woge der Frustration durch meinen Körper und verschaffte sich Luft, indem ich mit dem Fuß gegen das Handschuhfach trat, dass es nur so schepperte. »Warum nimmst du mich nicht ernst, Betty? Warum? Du bist meine Freundin! Wenn ich sage, dass ich das Gefühl habe, dass Richard und ich nicht zusammenpassen, warum musst du das ins Lächerliche ziehen?! Ich bin weg von ihm, und es geht mir prächtig, welchen besseren Beweis gibt es denn bitte?«
    »Das ist kein Beweis«, motzte Betty zurück, »das ist Urlaubsstimmung, verdammt! Davon rede ich doch die ganze Zeit!«
    »Was ist denn da vorne los?« Lucy hatte ihren Kopf zwischen den beiden Rückenlehnen durchgesteckt und bot mit ihrem geschwollenen Gesicht, den zerzausten Haaren und leicht grünlichem Teint keinen besonders attraktiven Anblick.
    »Daphne hat das Handschuhfach kaputt gemacht.«
    Das stimmte. An der Stelle, an der ich gegen den Klappdeckel getreten hatte, klaffte ein langer, scharfkantiger Riss in dem schwarzen Plastik. Allerdings musste man den Schaden nicht ansehen, wenn man nicht wollte, weil durch meinen Tritt auch der Schließmechanismus kaputt gegangen war und die Klappe jetzt müde an ihren Scharnieren hing und hin und her schwang. Lucy machte ein erschrecktes Geräusch, ich lehnte meinen Kopf an das Beifahrerfenster. »Ach, Scheiße«, murmelte ich und setzte mich wieder gerade hin, weil mir mit dem Kopf am vibrierenden Fenster schlecht wurde.
    »So, Schätzelein, und jetzt zu deiner Frage: Ich nehm dich immer ernst. Immer. Und ich nehm auch deine Zweifel, was Richard betrifft, ernst. Sobald du mir einen guten Grund lieferst. Milch und Zank, das sind keine Gründe, das ist Kinderkram. Und dass du im Urlaub gute Laune hast, zählt nicht, fahr mal mit Richard in den Urlaub, dann wirst du auch mehr Spaß haben als zu Hause.«
    »Hätt ich ja gern gemacht. Mit ihm in den Urlaub fahren …«, murmelte ich.
    Aber Betty hatte mich offensichtlich nicht verstanden. »Hä?«, fragte sie.
    »Egal«, sagte ich.
    »Okay. Dann erzähl mir etwas, das schlimm ist. Etwas, das mich davon überzeugt, dass es nicht bloß eine Schnapsidee von dir ist, dich von ihm zu trennen.«
    Ich merkte, wie Lucy den Atem anhielt. Ich zögerte. Nicht weil ich keine Antwort hatte, sondern weil ich mich überwinden musste, es auszusprechen. Solange die Gedanken in meinem Kopf waren, waren sie nur Ideen. Wenn ich sie aussprach, wurden sie zu Fakten. Aber es nützte ja nichts, den Fakten weiter aus dem Weg zu gehen. »All diese Sachen«, begann ich, nachdem ich lange genug nach den richtigen Worten gesucht und sie ohnehin nicht gefunden hatte, »dieser Kinderkram, sollte mir das nicht egal sein, wenn ich wirklich mit Richard zusammen sein will? Wenn er wirklich der Richtige für mich wäre, müsste ich dann nicht unbedingt wollen, dass wir heiraten und Kinder haben, dass das alles für immer ist? Sollte ich mich nicht einfach darüber freuen, dass wir unser Leben teilen, anstatt ständig genervt zu sein, wenn wieder eine Kleinigkeit schiefläuft? Sollte Liebe sich nicht anders anfühlen?« Betty und Lucy blieben still, vor uns rumpelte der Lastwagen. Ich war ganz ruhig. »Ich wünschte so sehr, es wäre anders. Aber die Wahrheit ist: Im Moment weiß ich nicht, ob ich Richard überhaupt noch liebe.«
    Lucy atmete schwer aus.

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