Im Zwiespalt der Gefuehle
Lösungen! Wenn Ihr diese Frau verstoßt, verliert Ihr Euren Thron! «
Er sagte die Wahrheit, und Rowan wußte das. Aber wie konnte er mit einer Frau leben, die ihn haßte ‘? Die sogar darum betete, nicht mit ihm in einem Bett schlafen zu müssen?
Rowan biß die Zähne zusammen. »Ich werde sie behalten. Aber ich schwöre bei Gott, daß sie mich darum bitten muß, daß ich sie wirklich zu meiner Frau mache. «
Ehe noch ein weiteres Wort fiel, kündigte das Wiehern der Pferde einen Eindringling an. Es war Geralt, sein dunkelhäutiges Gesicht war im Mondlicht kaum zu erkennen.
Geralt funkelte Rowan an. »Unser Vater ist tot«, stieß er hervor. Dann drehte er sein Pferd auf der Hinterhand um und ritt zurück nach Escalon.
Rowan sah keinen der Anwesenden an, sondern ging zu seinem Pferd. Jetzt war er König — König eines Volkes, das ihn nicht gewollt hatte, und der Ehemann einer Frau, die ihn nicht begehrte.
7. Kapitel
Jura lehnte sich gegen einen Baum. Ihre Rippen schmerzten vom schnellen Laufen. Seit Thals Tod war eine Woche vergangen. Sie hatte den Übungsplatz der Frauen nur verlassen, um Thals Beerdigung beizuwohnen. An Thals Grab hatte sie kurz aufgesehen. Ihr Ehemann hatte sie angestarrt, aber sich dann schnell wieder abgewandt.
Abwenden, dachte sie ärgerlich. So benimmt sich mir gegenüber jeder! Die Gardistinnen sahen sie alle so seltsam an. Wenn sie sich näherte, verstummte, ihr Geflüster. Drei Tage nach dem Honorium wollten ihr die Rekrutinnen auf einmal nicht mehr gehorchen. Onora, ein temperamentvolles, ziemlich eingebildetes Mädchen, das davon träumte, eines Tages die Garde zu kommandieren und ziemlich hart gekämpft hatte, um Rowan zu gewinnen, hatte Jura verächtlich angeschaut und gemeint, wenn sie schon vom König verstoßen wäre, dann bräuchten die Rekrutinnen ihr auch nicht mehr zu gehorchen. Plötzlich sah sich Jura mit zehn jungen Mädchen konfrontiert, die sie alle trotzig anstarrten.
Im ersten Augenblick hatte Jura ihr Messer ziehen und auf Onora losgehen wollen. Aber es hätte zehn gegen einen gestanden, und Jura war nicht so dumm, so etwas zu riskieren. Mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, hatte sie sich umgedreht und war gegangen.
Niemand schien mehr auf ihrer Seite zu stehen. Die Gardistinnen glaubten, sie hätte gelogen, als sie behauptet hatte, sie wollte nicht gewinnen. Und sie glaubten, sie hätte Cilean einfach niedergeschlagen. Und Cilean? Cilean lag in ihrem Zimmer und weigerte sich, Jura zu empfangen.
Jura lehnte sich an den Baum. Sie haßte diesen Rowan, der sich König nannte, aus vollem Herzen.
Ihr Zorn war so groß, daß sie die Schritte, die sich näherten, zuerst nicht hörte. Der Mann stand schon fast vor ihr, als sie endlich ihr Messer zog. Es handelte sich um einen der Ritter, die ihr Feind aus England mitgebracht hatte.
»Steckt das weg«, fauchte er. Der Ritter war noch jung, und er trug eins der langen, englischen Gewänder. Er blickte sie finster an: »Mein Herr bittet Euch zu sich. «
»Ich werde ihm nicht gehorchen«, erwiderte Jura. Ihr Messer war bereit zuzustoßen.
Der Mann trat einen Schritt näher heran.
»Los, droht mir! Ich würde Euch gern ein bißchen die Haut ritzen. Ich kann Eure Leute sowieso nicht ausstehen - am allerwenigsten Euch. «
»Neile! « mahnte eine tiefe Stimme an Juras linker Seite. Sie drehte sich sofort in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Da stand ein anderer englischer Ritter. Er schien etwas älter zu sein — zumindest sah er so aus, denn sein Haar lichtete sich am Scheitel und es wurde auch schon grau.
Dieser Ritter wandte sich jetzt Jura zu: »Mylady —«, ärgerlich unterbrach er sich, als der andere verächtlich schnaubte. »König Rowan wünscht, daß Ihr zu ihm kommt. «
»Ich habe noch zu tun«, erwiderte Jura.
»Du Hexe! « stieß der jüngere Ritter, Neile, hervor und kam noch einen Schritt näher.
Der Ältere trat dazwischen: »Das ist ein Befehl. Bitte folgt mir. «
Jura verstand die Warnung in seinen Augen. Es würde Konsequenzen haben, wenn sie sich weigerte. Sie ahnte, daß sie nun für ihr Vergehen — das Honorium gewonnen zu haben — bezahlen mußte. Sie schob ihr Messer in die Scheide. »Ich bin bereit. «
Die beiden Ritter geleiteten sie zum Waldrand. Dort wartete ein gesatteltes Reitpferd auf sie. Ein Packpferd trug ihre kümmerlichen Habseligkeiten. Sie verlor kein Wort darüber und folgte den beiden Männern schweigend nach Escalon.
Sie hatte seit ihrer
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