Im Zwiespalt der Gefuehle
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Das schien der Menge zu gefallen.
»Ihr werdet sie erobern müssen — auch wenn Ihr ein Prinz seid«, rief jemand.
Jura nutzte diesen Augenblick, um sich von dem Mann, der nun ihr Gatte war, fortzustehlen und durch eine Seitentür zu verschwinden. Die Menge lachte, aber sie kümmerte sich nicht darum. Sie mußte dringend Daire und Cilean finden, um ihnen alles zu erklären.
»Du bist ein Narr, Rowan«, schrie Lora ihren Bruder an. »Noch kannst du sie verstoßen! Schick sie weg, ehe die Ehe vollzogen ist. «
Rowan genoß seine Mahlzeit. Seit einer Stunde tat er nichts anderes. In den letzten drei Tagen hatte er so gespannt die Spiele verfolgt, daß er keinen Bissen heruntergebracht hatte. Er hatte solche Angst gehabt, daß Jura nicht siegen würde… »Jura ist die Frau, die ich will«, sagte er mit vollem Mund.
»Ja, aber will sie dich auch? Wo steckt sie denn? Warum ist sie davongelaufen? Warum bist du nicht mit deiner Frau zusammen? «
Rowan trank einen Schluck Ale. »Sie wird etwas typisch Weibliches tun. Vielleicht wollte sie baden und ein hübsches Kleid anziehen. Was machen denn die meisten Frauen an ihrem Hochzeitstag? «
Lora preßte zornig ihre Fäuste an die Schläfen. Von draußen drang der Lärm herein, den die Nachtschwärmer verursachten. »Rowan«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Du warst schon immer ein empfindsamer Mann. Du hast viel gearbeitet, um alles über Lankonien zu erfahren. Du hast mir gesagt, du würdest die Verantwortung für dein Land übernehmen. Aber jetzt setzt du alles aufs Spiel, und ich verstehe nicht, warum. Du warst, was Frauen anbelangt, immer schon sehr feinfühlig. Als uns letztes Jahr Lady Jane Whitton besuchte, sah jedermann nur ihr schönes Gesicht. Aber du meintest, sie wäre eine falsche Schlange. Es stellte sich heraus, daß du recht hattest. Also warum» hat dich diese Jura so verhext? Sie ist nicht so schön wie Lady Jane. «
»Jura ist schöner als tausend Lady Janes. « Er betrachtete eine Platte mit Fruchttörtchen.
»Das ist sie nicht! « rief Lora. »Sie ist die Schwester eines Mannes, der dir den Tod wünscht. Du nimmst eine Feindin zu dir ins Bett. Sie könnte dir in der Nacht die Kehle durchschneiden! «
»Lora, bitte mäßige dich. Hier, nimm dir ein Kirschtörtchen. « Er schaute seine Schwester an und merkte, daß ihr Ausbruch durchaus ernst gemeint war. »In Ordnung«, seufzte er und schob den Stuhl zurück. »Vielleicht hatte ich es ja ein bißchen zu eilig, aber manchmal weiß man eben, daß man recht hat. Vom ersten Moment an wußte ich, daß sie zu mir gehört. «
Lora setzte sich ihm gegenüber hin. »Was weißt du von ihr? Außer ihren Küssen, ihrer Schönheit kennst du nichts von ihr! «
»Das ist alles, was nötig ist. «
Lora seufzte. »Ich möchte dir mitteilen, was ich über diese Jura herausgefunden habe. Sie ist die loyale, liebende Schwester eines Mannes, der deinen Thron will. Und er bekommt ihn nur, wenn du stirbst. Sie hatte nicht die Absicht, heute das Honorium zu gewinnen. Unter den Gardistinnen war es allgemein bekannt, daß Jura Cilean zum Sieg verhelfen wollte. Wenn du dem Kampf zwischen Jura und Cilean genau zugesehen hättest, hättest du bemerkt, daß Cilean nicht getroffen wurde — sie fiel ihn Ohnmacht. Sie liegt mit vier gebrochenen Rippen und einer verrenkten Schulter in den Unterkünften der Frauen. Es ist ein reines Wunder, daß sie nach dem Ringkampf überhaupt noch auf den Füßen stand. «
Rowan sah sie mit einem abwesenden Blick an. Lora wußte, daß sie überhaupt keinen Eindruck auf ihn machte.
»Und dann ist da noch ihr Liebster«, fuhr sie leise fort.
Rowans Lider senkten sich etwas. »Britas Sohn. «
»Ja. Britas Sohn Daire. «
»Daire? « fragte Rowan. »Aber Daire ist —«
»Dein Freund? Du hieltest ihn für deinen Freund! Hast du ihm von deiner Liebe zu Jura erzählt? Hat er dir denn nicht mitgeteilt, daß sie einander seit Jahren versprochen sind? «
Rowan runzelte die Stirn, und Lora hoffte, daß er ihr Jetzt zumindest zuhörte.
»Jura ist deine Feindin«, rief sie. »Sie will dich nicht in Lankonien haben. Sie hatte vor, dich mit Cilean zusammenzubringen. Ich fürchte, sie hat dir nur ihr Jawort gegeben, weil sie dann in deiner Nähe sein kann. O Rowan, ich flehe dich an, hör mir zu! Ich fürchte um dein Leben. Eine Ehefrau ist einem Mann so nahe. Sie könnte dich vergiften oder dich erdolchen, und jemand anderen dafür verantwortlich machen. Du bist ihr so zugetan — sie
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