Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux

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Heirat ziemlich isoliert gelebt, und deshalb hatte sie keine Ahnung, wie das Volk auf ihre Trennung von Rowan reagiert hatte. Doch die Leute ließen sie es bald wissen. Sie lachten, als sie vorüberritt, und nannten sie »königliche Jungfrau«. Es schien ihnen zu gefallen, daß diese wunderschöne, junge Frau, die so viele Männer begehrt hatten, vom König verstoßen worden war.
    Jura hielt den Kopf hoch, als sie durch die befestigte Stadt zu Thals Schloß ritten. Das Schloß wirkte plötzlich sauber und gepflegt. Es hatte ganz anders ausgesehen, als Jura noch hier gelebt hatte.
    Der englische Ritter öffnete die Tür zu einem Zimmer, das Jura sehr gut kannte. Thal hatte in diesem Raum immer seine Kriegspläne und Strategien ausgetüftelt. Sie ging hinein. Die Tür schloß sich hinter ihr. Sie brauchte etwas Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Rowan erwartete sie. Im Dämmerlicht erschien sein Haar dunkel. »Du darfst dich setzen«, bot er ihr an.
    »Ich werde stehenbleiben«, erwiderte sie.
    Sie spürte seinen Ärger, der nicht größer war als die Wut, die sie empfand.
    »Wir müssen miteinander reden«, zischte er durch zusammengebissene Zähne.
    »Ich habe nichts zu sagen. Alles ist gesagt worden«, antwortete sie.
    »Verdammt sollst du sein«, wütete er. »Es ist dein Fehler! Du hast mich zu der Annahme verleitet, daß du mich begehrst. «
    Obwohl dieser Mann ganz und gar nicht aussah wie Thal, hörte er sich doch so an. Thal hatte auch nie eingesehen, daß ein Fehler von ihm verursacht worden war — immer war ein anderer schuld gewesen. »Man sollte Begierde nicht mit einem Heiratswunsch verwechseln«, meinte sie ruhig. »Ich könnte einen gutgebauten Schmied zwar begehren, aber heiraten würde ich ihn nie. «
    »Ich bin König und kein Schmied! «
    Sie funkelte ihn an. »Ihr seid nicht mein König! Ihr seid irgendein Engländer, der durch einen grausamen Scherz der Götter mein Ehemann wurde. Es gibt aber Möglichkeiten, unsere Ehe aufzulösen. «
    Rowan stand auf und ging zu der schmalen Schießscharte am unteren Ende des Raumes. »Ja«, gab er leise zu. »Ich habe mich schon darum gekümmert. Aber es ist unmöglich — so leid es mir tut. Zumindest jetzt noch nicht. Das Honorium ist allen noch zu frisch im Gedächtnis. « Er hielt inne, und Jura bemerkte, daß seine Schultern sich verkrampften. »Ich verfluche den Tag, an dem mein Vater meine Mutter traf. Sie hätte besser einen Leibeigenen geheiratet und keinen Lankonier. Immer habe ich darunter gelitten, ein Prinz zu sein. Aber das hier ist das Allerschlimmste. « Er sprach so leise, daß sie ihn kaum verstehen konnte.
    Er drehte sich wieder zu ihr um. »Ich möchte die lankonischen Stämme vereinen, und ich fürchte, die Irial werden mir die Gefolgschaft verweigern, wenn ich die Halbschwester Geralts verstoße. «
    Jura lächelte ihn an. »Die lankonischen Stämme vereinen? Wollt Ihr etwa auch die tarnovischen Berge versetzen? Vielleicht möchtet Ihr sie ja ein Stück weiter südlich haben. Oder vielleicht wollt ihr auch die Flüsse umleiten? «
    Aus seinen Augen schoß blaues Feuer. »Warum nur habe ich meinen Kopf so von meinem Körper beherrschen lassen? Warum habe ich mich nie mit dir unterhalten, ehe ich das Honorium einberufen habe? «
    »Ihr habt das Honorium einberufen? Ich dachte, Thal hätte es befohlen, um allen Stämmen eine Chance zu geben, eine Frau mit dem Engländer zu verheiraten. «
    »Ich war der Narr, der es gefordert hat. Es war meine einzige Hoffnung, dich für mich zu gewinnen. Ich war mir sicher, daß du siegen würdest. «
    Einen Augenblick lang blieb Jura ganz still stehen. Dann drohte sie ihm mit geballten Fäusten. »Ihr habt Cilean wehgetan, nur um Eure Lust zu befriedigen? « brüllte sie ihn an. »Meine Verlobung mit Daire wurde wegen Eurer jämmerlichen Begierde aufgehoben? «
    Er hielt sie fest, als sie auf ihn zustürzte. Dabei stieß er mit dem Rücken an die Mauer. Er war wütend auf sie, ungeheuer wütend! Aber als er sie berührte, verwandelte sich sein Zorn in Verlangen. Er umfaßte sie, und sein Mund preßte sich auf ihren. Jura erwiderte den Kuß, ihr Körper schien mit seinem zu verschmelzen. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, zogen ihn näher, während sich ihr Mund öffnete. Ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihre Einsamkeit schmolzen zusammen. Sie begehrte, ihn — sie würde tun, was er von ihr verlangte.
    Plötzlich stieß er sie von sich, und Jura schlug auf den harten Steinfußboden.
    »Wir