Im Zwiespalt der Gefuehle
etwas geschieht, dann würde Geralt ein Heer versammeln. Ich möchte nicht, daß wir getötet werden, noch ehe wir angefangen haben, das Land zu regieren. «
Brita runzelte die Stirn. »Vielleicht«, sagte sie. »Ich teile aber nicht gerne, was mir gehört. « Ihr Kopf schoß hoch. »Ich habe noch etwas zu erledigen«, rief sie und eilte davon.
Rowan schloß einen Augenblick die Augen. Zweifellos sah sie nach, ob der Gardist Jura umgebracht hatte. Er fragte sich, was sie wohl denken würde, wenn sie herausfand, daß Jura sehr lebendig und ihr Gardist wie vom Erdboden verschluckt war. Sie würde wahrscheinlich genau wissen, was passiert war, oder sie würde es zumindest vermuten.
Wie recht Jura doch hatte, dachte Rowan. Ihm wurde schwindlig. Von Anfang an hatte sie ihn vor Britas Hinterlist gewarnt, aber er war sich seiner so sicher gewesen, daß er allein ins Gebiet der Vatell geritten war. Jetzt waren Juras Leben und das seine in Gefahr. Er führte die Feinde auch noch zu den ahnungslosen Irial!
Jura hatte recht gehabt. Es war nur so weit gekommen, weil Rowan so arrogant und überheblich gewesen war.
Jetzt mußte er zusehen, wie er das Unheil abwenden konnte. Er mußte Brita so lange hinhalten, bis Jura und er nahe genug am Gebiet der Irial waren. Dann könnten sie entkommen. Oder vielleicht konnte er Brita irgendwie festhalten, bis die Hochzeiten der Irial mit den Vatell vollzogen waren. Aber egal, was er auch unternahm, er mußte Brita auf jeden Fall vorgaukeln, daß er sie zur Frau wollte, sonst war Jura nicht sicher.
In seinem Inneren zog sich alles zusammen. Das bedeutete, Jura und er konnten sich heute abend nicht treffen. Er konnte nicht die Nacht bei ihr verbringen. Er mußte in Britas Nähe bleiben, sonst sandte sie wohlmöglich noch jemanden aus, der Jura umbringen sollte.
Müde bestieg Rowan sein Pferd. Sie mußten losreiten.
11. Kapitel
Jura war sicher, daß Rowan sie gesehen hatte, als sie das Lager verließ. Sie ging nicht weit, aber er kam nicht nach. Sie spazierte wieder zurück und setzte sich so hin, daß sie Britas Zelt beobachten konnte. Rowan war zwar eingetreten, aber bisher noch nicht wieder herausgekommen.
Sie versuchte ihre Wut zu dämpfen, indem sie sich einredete, daß sie sowieso nie geglaubt hatte, daß er Wort halten würde… Aber es half ihr nicht viel. Am Morgen waren ihre Augen gerötet, und ihr Herz war zu Stein geworden.
Sie bestieg ihr Pferd. Zweimal spürte sie Rowans Blick, aber sie sah ihn nicht an.
Mittags beobachtete sie, wie Rowan Brita neckisch ein Stück Brot in den Mund schob. Als Rowan aufsah, wandte sie sich rasch ab.
An diesem Abend schlugen sie zum letzten Mal ein Lager auf. Morgen würden sie das Gebiet der Irial erreichen.
Jura versuchte, ihre Gedanken zu verdrängen, als sie sich inihre Schlafdecken einwickelte. Um Mitternacht erwachte sie, weil sich eine Hand auf ihren Mund preßte und eine andere Hand ihren rechten Arm festhielt, mit dem sie nach dem Messer gegriffen hatte.
»Ich bin’s«, flüsterte Rowan ihr ins Ohr.
Jura verdoppelte ihre Anstrengungen. Sie war sehr zufrieden, als sie Rowan vor Schmerz stöhnen hörte. Doch schon im nächsten Moment wurde sie ohnmächtig, als Rowans Faust ihr Kinn traf.
Sie erwachte am Ufer eines kleinen Flusses. Rowan drückte ihr einen feuchten Lappen ins Gesicht. Sie wollte aufstehen, doch er stieß sie zurück.
»Jura, bitte sei ruhig. Tut dein Kopf weh? «
»Von Eurem sanften Schlag? « höhnte sie. Sie log, denn in ihrem Kopf hämmerte der Schmerz. »Was habt Ihr jetzt wieder vor? Wollt Ihr mich für immer loswerden? Vielleicht hat Eure geliebte Brita festgestellt, daß ich ein zu großes Risiko darstelle! «
»Ja, das hat sie wirklich getan«, erwiderte Rowan ernst. »Sie hat uns gestern beobachtet, und sie schickte dir einen ihrer Gardisten nach. Er richtete gerade einen Pfeil auf dich, als sich mein Messer in seinen Hals bohrte. «
Jura blinzelte verwirrt.
»Ich konnte mich gestern abend nicht mit dir treffen«, fuhr er fort. »Sie hat mich die ganze Zeit über beobachtet. «
»Also seid Ihr geblieben, habt sie gefüttert und geküßt, und —«
Rowan küßte sie auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. Seine Hand liebkoste ihre Brust. »Ich habe einen Plan«, murmelte er an ihrem Hals. »Ich werde Brita zu Brocain bringen. Ich glaube, die beiden sind einander ebenbürtig… «
Er hatte ihren Gürtel gelöst und war dabei, die Tunika über ihren Kopf zu streifen. »Britas Heer hat
Weitere Kostenlose Bücher