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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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verbrennen?«
    »Natürlich.«
    »Es ist Sein Wille, daß wir diesen Ort säubern.«
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    »Ich fange gleich damit an.«
    »Und ich kehre in die Fünfte Domäne zurück, um dort die Vorbereitungen zu beenden.«
    »Existiert die Zuflucht noch?«
    »Ja. Aber ich leite die Rekonziliation nicht von dort aus ein -
    ich habe mich wieder in der Gamut Street einquartiert.«
    »Es war ein gutes Haus.«
    »Das ist es noch immer. Erst vor einigen Nächten habe ich dich dort auf der Treppe gesehen.«
    »Ein Geist dort, und Fleisch hier... Was könnte perfekter sein?«
    »Beides zugleich, Geist und Fleisch, im Zentrum der Schöpfung«, erwiderte Gentle.
    »Ja. Das wäre noch besser.«
    »Und wir erreichen das Ziel. Denk daran, Lucius: Alles ist eins.«
    »Diese Lektion habe ich nicht vergessen.«
    »Gut.«
    »Wenn ich dich um einen Gefallen bitten dürfte...«
    »Ja?«
    »Bitte nenn mich von jetzt an Chicka Jackeen. Ich habe die Blüte der Jugend verloren - warum nicht auch den Namen?«
    »Na schön - Maestro Jackeen.«
    »Danke.«
    »In einigen Stunden sehen wir uns wieder«, sagte Gentle und schickte seine Gedanken heim.
    Diesmal verlor der Rekonziliant keine Zeit und vermied es, irgendwo einen Zwischenaufenthalt einzulegen, um sich Erinnerungen hinzugeben. Als substanzloses Phantom flog er über Yzordderrex und den Fastenweg hinweg, über die Wiege und die von der Nacht umschmiegten Gipfel des Jokalaylau-Gebirges. Er passierte den Berg Lipper Bayak und Patashoqua, eine Stadt, die er nur von außen kannte, und erreichte schließlich die Fünfte Domäne und das Meditationszimmer, in 114
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    dem sein Körper weilte.
    Der Tag kroch bereits übers Fenster; Clem hockte an der Tür und wartete ungeduldig auf die Rückkehr des Maestros. Als sich Gentles Körper bewegte, sprang er sofort auf und überbrachte eine wichtige Botschaft, die keinen Aufschub duldete.
    »Montag ist wieder da«, sagte er.
    Gentle streckte sich und gähnte. Nacken und Lenden schmerzten, und die Blase war bis zum Platzen gefüllt, aber der Darm hatte sich glücklicherweise nicht entleert.
    »Gut«, entgegnete er, stand auf, humpelte zum Kaminsims und spürte, wie die taube Steifheit allmählich aus ihm wich.
    »Hat er alle Steine mitgebracht?«
    »Ja. Aber er kam ohne Judith.«
    »Wo steckt sie?«
    »Das will mir der Junge nicht sagen. Er hat eine Mitteilung von ihr, aber sie ist nur für dich bestimmt. Willst du mit ihm reden? Er frühstückt unten.«
    »Ja. Schick ihn zu mir. Und besorg mir bitte etwas zu essen, wenn das möglich ist. Irgend etwas - nur keine Würstchen.«
    Clem eilte die Treppe hinunter, und Gentle trat ans Fenster und öffnete es. Für die Fünfte hatte der letzte Morgen als nicht zusammengeführte Domäne begonnen - und die Temperatur war bereits hoch genug, um die Blätter an den Bäumen verdorren zu lassen. Als der Maestro Montags Schritte im Treppenhaus hörte, wandte er sich vom Fenster ab, um den Kurier zu begrüßen. Er erschien mit dem Rest eines Hamburgers in der einen Hand und einer brennenden Zigarette in der anderen.
    »Du sollst mir etwas ausrichten?« fragte Gentle.
    »Ja, Boß. Von Judith.«
    »Wo ist sie?«
    »In Yzordderrex. Diese Information gehört zu der Mitteilung für dich. Judith wollte nach Yzordderrex.«
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    »Hast du ihren Transfer beobachtet?«
    »Nein. Sie forderte mich auf, nach draußen zu gehen. Und dort habe ich gewartet, bis sie den Transit hinter sich brachte.«
    »Und der Rest der Nachricht?«
    »Judith sagte mir...« Montag runzelte übertrieben die Stirn, um zu zeigen, daß er sich konzentrierte. »Ich sollte darauf hinweisen, welchen Ort sie aufsucht, und das habe ich bereits erledigt. Außerdem bat sie mich, dich zu warnen: Die Rekonziliation ist nicht sicher, und du sollst warten, bis sie zurückkehrt.«
    »Die Rekonziliation ist nicht sicher? Solauteten Judiths Worte?«
    »Das hat sie gesagt, Boß. Und sie meinte es ernst.«
    »Weißt du, was sie zu einer solchen Bemerkung veranlaßt hat?«
    »Keine Ahnung, Boß.« Der Junge wandte sich halb von Gentle ab und sah in eine dunkle Ecke des Zimmers. »Ich wußte gar nicht, daß du einen Affen hast.«
    Gentle folgte Montags Blick. Dunkles Loch saß in der Zimmerecke und wirkte verlegen - offenbar war er irgendwann während der Nacht ins Meditationszimmer geschlichen.
    »Mag er Hamburger?« fragte der Junge und ging in die Hocke.
    »Das findest du heraus, wenn du ihm einen Happen anbietest«, erwiderte Gentle geistesabwesend. »Mehr hat Jude nicht

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