Imagica
daß er von jetzt an auf der Hut sein mußte. Die gemütlichen Jahre waren zu Ende. Ihm blieb nichts anderes übrig, als in Zukunft die Schlafzimmertür zu verriegeln, bevor er zu Bett ging.
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KAPITEL 15
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Die von Estabrook ersonnenen Mordpläne brachten Judith so sehr in Rage, daß sie an mehrere Möglichkeiten dachte, es ihm heimzuzahlen. Sie erwog dabei heiße, leidenschaftliche Rache ebenso wie jene Art von Vergeltung, die auf kühler Entschlossenheit basiert. Doch es dauerte nicht lange, bis sie Gartenscheren und polizeiliche Anzeigen aus ihren Überlegungen verbannte. Der ausgeschickte Killer stellte jetzt keine Gefahr mehr für sie dar, und sie konnte Charlie am besten strafen, indem sie ihn einfach ignorierte, nicht das geringste Interesse an ihm zeigte. Von jetzt an würde sie weder Zorn noch Verachtung an ihn verschwenden - er sollte praktisch unsichtbar werden. Jude hatte sich bereits von einer schweren Last befreit, als sie ihre Geschichte Taylor und Clem erzählte, und sie brauchte keine weiteren Zuhörer, um die Bürde ganz abzustreifen. Sie nahm sich vor, ihre Lippen nie wieder mit Estabrooks Namen zu besudeln oder zwei Sekunden hintereinander an ihn zu denken. Diesen Pakt schloß sie mit sich selbst, doch schon bald wurde ihre Absicht auf eine harte Probe gestellt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag erhielt Judith den ersten von vielen Anrufen, und sie legte sofort auf, als sie Charlies Stimme erkannte. Allerdings war es nicht der selbstbewußte, respekteinflößende Estabrook, an den sie sich erinnerte, und fast eine halbe Minute verstrich, bevor sie begriff, wer am anderen Ende der Leitung war. Sofort knallte sie den Hörer auf die Gabel und ignorierte das Telefon für den Rest des Tages. Am nächsten Morgen klingelte es erneut, und diesmal hielt es Jude für angebracht, jeden Zweifel auszuräumen.
»Ich will deine Stimme nie wieder hören«, sagte sie und 198
legte erneut auf.
Während sie diese wenigen Worte formulierte, hörte sich Charlies Schluchzen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie hoffte, daß er nicht erneut versuchen würde, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Aber noch am gleichen Abend rief er zweimal an und hinterließ kurze Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter, während Judith eine von Chester Klein veranstaltete Party besuchte. Die dortigen Gespräche betrafen auch Gentle, den sie seit dem seltsamen Abschied nicht wiedergesehen hatte, Chester schüttete einen Wodka nach dem anderen in sich hinein und meinte, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Zacharias einen Nervenzusammenbruch erlitte.
Seit Weihnachten habe er zweimal mit ihm gesprochen, fügte er hinzu, und bei diesem Bastard Boy säßen die Schrauben immer lockerer.
»Was ist nur mit euch Männern los?« erwiderte Judith. »Ihr rastet so leicht aus.«
»Weil wir das tragischere der beiden Geschlechter sind«, ächzte Chester. »Ach, meine Liebe, sehen Sie denn nicht, wie sehr wir leiden!«
»Ehrlich gesagt - nein.«
»Trotzdem: Wir leiden. Glauben Sie mir. Eine schwere Bürde des Leids lastet auf uns.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund? Oder handelt es sich nur um allgemeines Leid?«
»Wir alle stecken in einem Kokon«, entgegnete Chester.
»Nichts kann zu uns herein.«
»Das gilt auch für Frauen. Wo ist da der Un...«
»Frauen werden gebumst.« Klein betonte dieses Wort mit besonderem Nachdruck und versuchte dabei, nicht zu lallen.
»Oh, ihr stellt euch deswegen zwar immer an, aber eigentlich gefällt's euch. Geben Sie's zu. Sie haben Spaß daran, stimmt's?«
»Mit anderen Worten: Im Grunde genommen möchten 199
Männer auch gebumst werden. Oder äußern Sie damit nur einen persönlichen Wunsch?«
Diese Frage bewirkte Gelächter bei den Zuhörern.
»Ich spreche nicht von mir«, sagte Klein scharf. »Haben Sie überhaupt zugehört?«
»O ja, ich höre zu. Aber Ihre Ausführungen ergeben keinen Sinn.«
»Zum Beispiel die Kirche...«
»Zum Teufel mit der Kirche!«
» Verdammt!« stieß Chester zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich meine es ernst. Warum haben Männer die Kirche erfunden, hm? Na?«
Kleins Aufgeblasenheit rief solchen Zorn in Judith hervor, daß sie keine Antwort gab. Er störte sich nicht daran und fuhr fort, dabei sprach er im Tonfall eines Lehrers, der versucht, einem begriffsstutzigen Schüler etwas zu erklären.
»Männer erfanden die Kirche, um für Christus zu bluten. Um sich für den Heiligen Geist zu öffnen. Um nicht mehr in einem
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