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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Geschehens nicht mehr weiter aufhalten. Was die Höhle bevölkert, beginnt sich wieder zu bewegen. – Beschreiben Sie, was nun geschieht.
     
    (Dr. Silis reagiert verwirrt. Intensive Angstzustände setzen ein.)
     
    Zwei der Menschen kommen auf mich zu … Sie … sie haben keine Augen …
     
    Sie meinen, die Menschen in der Kaverne sind blind? Ist es das, was ihnen so seltsam an ihnen vorkommt?
     
    Nein, ihre … ihre Augen sind überhaupt nicht mehr da. In ihren Gesichtern klaffen leere Höhlen, als hätte man ihnen die Augen herausgerissen.
     
    Wie können sie sich dann orientieren?
     
    Es ist, als ob die Würmer sie leiten und zu mir lenken.
     
    Welche Würmer?
     
    Die schwarzen Larven Sedmeluqs. Es sind sieben … (Dr. Silis gerät in einen Zustand der Konfusion und Panik.) Ihre Körper reflektieren das Licht nicht. Sie sind wie Schatten, riesige nachtschwarze Schatten … Einer von ihnen folgt den Menschen … Die restlichen umringen die Grube … seinen Leib … er hat sich aus dem Innen erhoben … wie flüssiges Glas … ich kann ihn fühlen … seine Anwesenheit erfüllt die gesamte Höhle … Aura des Innen … er fließt in sich selbst … er fließt! …
     
    Poul, hören Sie mich?
     
    … in sich … alles ist in ihm … er ist keine Gestalt und jede … ha, sie sind glücklich dran, keine Augen zu haben … (Dr. Silis bäumt sich auf.) Reißt mir die Augen raus! Ich kann ihn nicht ansehen … kann ihn nicht ansehen … bitte … bitte …
     
    Poul, ich werde nun bis drei zählen. Dann werden Sie aufwachen und sich an nichts mehr erinnern. – Eins, zwei … drei! – Poul, können Sie mich hören? Poul? Poul?!
     
    Anmerkung des durchführenden Arztes: Dr. Silis blieb im Hypnosezustand gefangen. Seine negativen Halluzinationen hielten unvermindert an. Auslöser waren offenbar überdurchschnittlich intensive Sinneseindrücke, denen Dr. Silis unterworfen war. Bei einem gewaltsamen Zurückrufen in den Wachzustand – eventuell unter Zuhilfenahme von Adrenalin – hätte die Gefahr eines irreparablen psychischen Schadens wie etwa extremer Schizophrenie bestanden. Prof. DeFries und ich waren gezwungen, Dr. Silis’ halluzinogenen Zwangsvorstellungen freien Lauf zu lassen und ihn dabei medizinisch zu betreuen, soweit es im Bereich unserer Möglichkeiten lag – in der Hoffnung, dass er von alleine in die Realität zurückfände. Die volle Verantwortung für die hypnotische Regression und die eventuell daraus resultierenden Folgen trage ich persönlich als durchführender Arzt.
    Alles, was Dr. Silis in der Zeit, die sein Zustand andauerte, verständlich äußerte, ist nachfolgend unverfälscht wiedergegeben. Es steht mir nicht zu, über den protokollierten Ablauf seiner Erinnerungen und ihren Wahrheitsgehalt ein Urteil zu fällen. Herauszufinden, was Wahrheit und was Fantasie ist, überlasse ich den hierfür zuständigen Experten in Kopenhagen.
     
    Dies ist Dr. Silis’ restliche Schilderung des unter Hypnose Erlebten:
     
    Sie (die beiden augenlosen Menschen) ergreifen mich … führen mich zur Mitte der Höhle … (Dr. Silis bäumt sich auf, als versuche er, sich gegen den Griff zu stemmen.) … in ihre Köpfe münden feine, schwarze Tentakel … sehe sie ganz deutlich … die Larven dirigieren die Menschen wie Marionetten … sie sind die Puppenspieler …
     
    (Längere Pause.)
     
    Kann mich nicht gegen sie wehren … ein Summen und Wispern … so fremd … dieser kriechende, sich windende Wahnsinn aus seinem Seesternkopf … unterirdischer Wühler … seine Gedanken erfüllen den Äther … ich kann ihn nicht ansehen … ich kann es nicht! … erinnere mich an seine Berührungen … an die gläsernen Fäden, die zu Tausenden meinen Körper erfüllten … an schillernde Tentakel, die sich um mich schmiegten, mich umschlangen und streichelten wie einen Sohn … seine Gedanken sind so laut … seine Stimme schmerzt, seine Empfindungen ekeln mich an, sein Geruch des Innen erfüllt jeden Winkel der Kaverne …
     
    (Erneut eine längere Pause.)
     
    Sie führen mich zu einem Pulk von Menschen, die sich in seiner Nähe aufhalten … umringen etwas, das in ihrer Mitte aufragt … ein leerer Steinquader … einer von sieben … vor jeder seiner Larven gruppieren sich augenlose Menschen um einen Steinaltar … auf sechs von ihnen liegen Menschen … sie sind nackt, sehen aus, als würden sie schlafen … manche von ihnen scheinen verletzt zu sein … liturgische Wunden … ich erkenne Menschen, die

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