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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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gehalten haben, als Chapmann dahinter erschienen war.« DeFries vergrub seine Hände in den Taschen seines Parkas, und ich hörte ihn mit der Pillenflasche spielen. »Wahrscheinlich wollte diese Kreatur ursprünglich zur anderen Seite raus. Nachdem sie vom Feuer zurückgedrängt worden war, hat sie sich kurzerhand durch den Infrablock zur Frontseite durchgearbeitet – unser Pech, dass ihr dabei der Generatorcontainer im Weg war.«
    »Wir müssen den Schamanen bergen«, überlegte ich laut.
    »Bergen?« Rijnhard schnaubte. »Wir werden runter gehen und ihn an Ort und Stelle verbrennen!«
    »Er ist tot. Er kann …«
    »Herrgott, Silis!«, unterbrach mich der Arzt aufgebracht. »Haben Sie es denn immer noch nicht begriffen? Er ist nicht tot! Chapmann hat ihn …« Das dumpfe Knattern von Helikopterrotoren ließ ihn verstummen. Für Sekunden mischte sich noch das rhythmische Inuit-Trommeln dazu, dann verstummten die Stimmen und der Schlag des Instruments. Alle hoben ihre Blicke und suchten den Himmel ab.
    Sie kamen aus Nordwesten.
    Beim Anflug über den Eisschild hatte das Helikoptergeschwader den Mount Breva als Schallblockade genutzt, um nicht bereits ein Dutzend Kilometer entfernt auf sich aufmerksam zu machen. Der erste Chinook tauchte hinter der Westflanke des Mount Breva auf. Dicht gefolgt von einem zweiten Tandemhubschrauber manövrierte der Pilot eine weite Kurve über den Krater und senkte das dunkelgrüne, doppelrotorige Ungetüm mit ohrenbetäubendem Schallgewitter hinab in den Krater.
    »Showtime«, bemerkte Rijnhard verächtlich.
    Der dritte Helikopter erschien hinter der Ostflanke des Berges und entpuppte sich als schwerer Boeing-Transporter. An einem Schleppseil, dass unter seinem Rumpf befestigt war, hing ein großer, zylindrischer Metallkessel von vielleicht sechs Metern Höhe und acht Metern Durchmesser. Hinter ihm tauchte ein dritter Chinook auf. Das Dröhnen der sieben Rotoren löste meterbreite Eisüberhänge vom Kraterrand und zwang uns, von der Klippe zurückzuweichen. Nachdem der Pilot des Transporthubschraubers den Metallkessel hinter dem Hauptblock abgesetzt und das Schleppseil gekappt hatte, landeten beide Helikopter unweit der Containerburgen.
    Niemand von uns unternahm Anstalten, davonzurennen oder in die Station zu eilen, um Unterlagen verschwinden zu lassen. Jeder hatte gewusst, dass sie kommen würden, und nun, da es so weit war, bemächtigte sich eine gefasste Gleichmütigkeit der Anwesenden. Selbst die Inuit sahen der Situation auffallend ruhig entgegen.
    Die Ladeklappe des hinter der Station gelandeten Chinook öffnete sich und entließ zwei Dutzend bizarrer Gestalten, steril verpackt in biologische Schutzanzüge und bewaffnet mit automatischen Gewehren. Die aufgeblähten, orangefarbenen Racal-Anzüge ließen sie wie in Plastik gepackte Sumoringer aussehen. Mindestens die Hälfte von ihnen eilte auf uns zu und postierte sich mit schussbereit vorgehaltenen Waffen in einem weiten Halbkreis um uns. Die anderen stürmten in die Containerblöcke – der imponierende Auftritt einer militärisch ausgebildeten Seuchen-Eingreiftruppe. Keiner der Soldaten sprach ein Wort. Es war nicht nötig, denn die Gewehre sagten mehr als genug. Lediglich das leise Summen der batteriegetriebenen Drucksysteme und das Zischen der Überdruckventile, durch welche die überschüssige Luft aus den Anzügen entwich, waren zu hören. Drei weitere Personen in Schutzanzügen verließen kurz darauf den Transporthubschrauber. Allerdings trugen sie keine Waffen. Während einer von ihnen den eigenartigen Metallkessel zu inspizieren begann, kamen die anderen schnurstracks auf uns zu.
    Der Hochgewachsenere der beiden durchschritt die Reihe der Bewaffneten und blieb stehen. Sein Begleiter, dessen aufgeblähter Schutzanzug ihm viel zu groß war, trat näher heran, bis wir hinter dem Sichtfenster seines Helmes sein Gesicht erkennen konnten.
    Vor uns stand kein geringerer als Odgen Broberg.
    »Leisten Sie bitte keinen Widerstand«, rief er laut, um das Zischen des Gebläses im Anzuginneren zu übertönen. »Was hier geschieht, geschieht zu Ihrer und zu unser aller Sicherheit. Ich bitte Sie, jenen, die eine andere Sprache sprechen, meine und General Mertens Anweisungen zu übersetzen.« Er sah uns alle der Reihe nach an.
    »Tut mir Leid«, formten seine Lippen. Dann wandte er sich um und schritt davon, wobei er Mertens noch ein Handzeichen gab.
    »Meine Herren«, schrie dieser so laut, dass ihn jeder mühelos hinter dem

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