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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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schrillem Heulen erfüllte; das schauerliche Geräusch entsprang unverkennbar dem sich nähernden Glühen! Und noch während ich schreckensstarr bergan starrte, riss der Strahl der Taschenlampe eine formlose Masse aus der Dunkelheit, die rasend und ungestüm den Tunnel hinabquoll und das Licht der Mag-Lite unter sich begrub.
    Den Schreckensschrei noch auf meinen Lippen, warf mich der Orkan verdrängter Luft zu Boden und riss mich mit sich in die Tiefe. Ein Schleier legte sich über mein Bewusstsein, als ich mit dem Kopf hart auf den Felsboden prallte, doch bevor ich in gnädige Ohnmacht sank oder der Shoggothe mich unter sich begrub, verschwand plötzlich der Boden unter mir, und ich fiel …

 
23
     
     
    Vollkommene Stille umgab mich.
    Die Erinnerung kehrte in dem Augenblick zurück, als ich die Augen aufschlug und in völlige Finsternis blickte. In dem Versuch, meinen vermeintlichen Sturz aufzuhalten, gruben sich meine Hände in weichen, warmen Boden. Ich entspannte mich, tastete den Untergrund vorsichtig ab, bekam etwas zu fassen und zog den Gegenstand zu mir heran. Es war das Gehäuse der Taschenlampe. Ich suchte den Schalter und knipste sie an, doch nichts passierte. Die Dunkelheit blieb. Mit den Fingerkuppen erfühlte ich das beschädigte Reflektorgehäuse und die zersprungene Glühbirne. Mein eigenes Stöhnen war es schließlich, das die unwirkliche Stille durchbrach.
    Ich hob eine Hand, hielt sie dicht vor meine Augen. Selbst jetzt vermochte ich nichts zu erkennen. Vorsichtig setzte ich mich auf, blickte an mir herab und erschrak, als ich feststellte, dass ich bis zur Brust in einer Substanz versunken war, die schwerem, schwarzem Nebel glich. Es kam mir vor, als säße ich in einem See aus weltraumtiefer Dunkelheit. Der Nebel umgab mich wie ein seichter, endloser Ozean aus schlafenden Gedanken.
    Ich atmete schwer, sog die Luft tief in meine Lungen. Die Atmosphäre war versetzt mit einer Melange aus Aroma und Gestank, die in einem Atemzug angenehm war und im nächsten Übelkeit erzeugte. Nie zuvor hatte ich etwas Vergleichbares gerochen. Ich erhob mich, wobei ich mein Gewicht auf dem schwammigen Untergrund ausbalancieren musste, und starrte in die Höhe. Weder die Öffnung eines Schachtes, aus dem ich herausgestürzt war, ließ sich erkennen, noch ragte eine Klippe vor mir auf. Was ich sah, glich einem Nachthimmel ohne Sterne.
    Du hast das Ende des Abgrundes erreicht. Das Ende der Welt. Das Ende der Zeit.
    In weiter Ferne schimmerte ein Licht über dem Nebelsee, wie ein zum Horizont hinabgewanderter Stern, der jeden Moment in der Dunkelheit zu versinken drohte. Zögernd ging ich ein paar Schritte darauf zu. Ich befürchtete, dass irgendetwas sich unsichtbar durch den Nebel schlängeln und meine Beine packen könnte, um mich zurück in die Schwärze zu reißen, oder dass der Boden unter ihrer Oberfläche sich plötzlich zu einem Abgrund auftun und mich verschlucken werde. Ich erschrak vor Bewegungen, die es nicht gab, erschauderte vor Geräuschen und Stimmen, die nicht existierten, und bildete mir ein, aus der Dunkelheit hinter mir nähere sich unaufhaltsam ein riesiges, formloses Etwas, um mich daran zu hindern, ins Licht zu gelangen. Als nichts dergleichen geschah, beschleunigte ich meine Schritte und erkannte bald, dass das Leuchten langsam an Intensität gewann. Der Wunsch, es zu erreichen, wurde übermächtig. Von der Angst getrieben, das Licht könnte erlöschen, begann ich über den nachgiebigen Untergrund zu rennen. Sonnenlicht, hämmerte es hinter meiner Stirn. Es ist Sonnenlicht. Dort vorne ist der Ausgang. Doch als ich mich meinem Ziel schließlich weit genug genähert hatte, um zu erkennen, woher das Licht kam, verlangsamte ich meine Schritte wieder.
    Vor dem Horizont wölbte sich ein monumentaler Torbogen, dessen Oberfläche an glänzendes Pecherz erinnerte. Ich konnte unmöglich abschätzen, wie weit er noch entfernt war. Drei Kilometer mochten es sein, oder auch zehn oder zwanzig. Das Tor war von rotbraunem Licht erfüllt, das bei längerem Hinsehen in den Augen schmerzte. Was jenseits dieser Grenze lag, war nicht zu erkennen. Eine Wand aus leuchtendem Nebel verwehrte den Blick auf das Dahinter. Es war jedoch nicht das unwirkliche Licht, was mich an dem Torbogen beunruhigte, sondern Dinge, dich ich selbst aus dieser Entfernung zu erkennen glaubte.
    Das Tor, das unsere Welt von Qur trennt, ist kein irdisches Tor, hallte DeFries’ Stimme in meinem Kopf wider. Es befindet sich auf der anderen

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