Imagon
Palast des Todes und sahen Abscheuliches.
Dort lagen die Dämonen Qurs. Ohne Gesichter und schrecklich starrten die Eleaqata. Das Auge auf Sedmeluqs Thron öffnete sich, die dunklen Wasser rumorten, und die Augen des siebten Tores glommen in der Dunkelheit. Ungesehene Geister, in die Welt gesetzt während der Dämmerung der Zeit, der Schlacht zwischen Inua und Taqana.
Eilig bewegten sich die Geister durch das Land in der Tiefe, nur am Leichnam Iniias verweilten sie. Die Königin hing auf der dunklen Seite des Throns und blutete aus tausend Wunden.
Sedmeluq fühlte die Gegenwart der Gesandten Simiuts, erwachte und kroch herbei. Doch die Geister blickten mit den Strahlen des Himmels auf den Herrscher Qurs, und er barg sein Gesicht. Auf Iniias Leichnam sprengten die Geister das Wasser des Lebens und streuten auf ihn dessen Speise.
Sedmeluq schrie, als Iniia sich erhob. Qaapra taumelte aus seinem Schlaf und Iak Sakkak bebte vor Hass. Die Eleaqata flohen, und das Auge auf dem Thron schloss sich. Sedmeluq rief erneut den Schamanen Namaar. Doch nicht zur Verfolgung schickte er ihn, zu seinem eigenen Schutz bedurfte er seiner.
Iniia stieg aus Qur empor. Sie nahm ihre Kleider und den Schmuck an den sieben Toren zurück, die Talismane und Amulette, ihren Stab und die Krone. Die Geister der Toten erhoben sich und gingen ihr voran. Aus der Tiefe begleiteten sie sie und ließen die Tore offen zurück.
Sedmeluq jedoch, der geschmähte Herrscher des Abgrunds, legte einen Fluch über Iniia und ihresgleichen, und Namaar gab ihm die Form: Jenes unter deinen Kindern ohne Zeichen, das auf absteigendem Weg die offenen Tore durchschreitet und das Alte Meer erschaut, soll sich an das Blut Sedmeluqs als sein Blut erinnern. Tot, jedoch träumend, werde ich ihn in dein Reich zurückschicken, um das Land des Todes auch auf ihm zu errichten!
Geist der Erde, erinnere dich!
Neige dich deshalb nicht nieder nach Qur, wo Sedmeluq in dunklen Wassern liegt und Qaapra schläft und träumt. Neige dich nicht nieder, denn ein Abgrund liegt unter der Welt, erreicht von einem absteigenden Weg, der sieben Pforten hat. Unter den Meeren der Welt steht der Thron einer unheilvollen Macht. In den Höhlen warten Iak Sakkak und seine Diener, die keine wahren Zeichen tragen für die sterblichen Menschen. Sie mögen die dunklen Plätze am liebsten, denn ihr Gott ist ein Wurm!
Erinnere dich, ehe die Toten sich ein zweites Mal erheben!
Erinnere dich!
Ich schloss das Buch und legte es beiseite. Die Weinflasche war leer, und in meinem Kopf machten sich erste Anzeichen eines Katers bemerkbar. Mit fahrigen Bewegungen zog ich mich aus und verkroch mich schließlich in ein schwankendes, wirbelndes Alkoholkarussell, das sich nur als Bett erfühlen ließ, wenn ich mich bewegte und in meinem Schlafsack wälzte. Über das Gelesene und Erlebte grübelnd, lag ich noch lange Zeit wach und fand erst in den frühen Morgenstunden einen unruhigen Schlaf.
12
Ausnahmsweise wurde ich am nächsten Morgen nicht von einem Helikopter geweckt. Talalinquas singendes und trommelndes Gefolge riss mich aus dem Schlaf. Ihr Sonnenbeschwörungsritual war weitaus lästiger als Rotorenknattern; meine bohrenden Kopfschmerzen taten ihr übriges. Ich verfluchte den Wein, zog mich an und entleerte meine Blase demonstrativ neben den Container. Beim Reingehen machte ich eine eindeutige Geste zu den Trommlern hin und schlug die Tür wieder hinter mir zu.
Eine dreiviertel Stunde und vier Schmerztabletten später klopfte DeFries, unter dem Arm eine Styroporbox mit einem warmen Essen. »Einen schönen Gruß von Paamit«, sagte er. »Er will wissen, ob Sie noch am Leben sind.« Seit zwölf Stunden hatte ich nichts mehr gegessen, der Wein und die Tabletten hatten meinen Magen ausgebrannt. Dankbar verschlang ich daher, was ich in den Plastikbehältern vorfand. Das Essen war fettig und schwer, nicht gerade ein optimales Frühstück, aber das war mir egal. Ich hätte sogar panierte Pinguinfüße gegessen.
»Sie sehen zum Davonlaufen aus«, bemerkte DeFries.
Ich winkte müde ab. »Der Wein …«
»Ach, papperlapapp, der Wein … Wenn der Wein nicht gewesen wäre, hätten Sie’s wahrscheinlich auf die Milben in Ihrer Matratze oder das Dosenessen geschoben.«
Ich reichte ihm das Notizbuch.
»Haben Sie es gelesen?«
»Ohne sonderliches Vergnügen«, bekannte ich. »Dieser Mythos ist mir egal, glauben Sie meinetwegen, woran Sie wollen; aber im Gegensatz zum Inhalt des Buches ist das
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