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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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wissen, warum ich mich an den Mann nicht mehr erinnern kann, wieso ich mich überhaupt erinnern will, und wann es so weit sein wird, dass ich mich erinnere.«
    »Nele …«
    »Was denn?«
    »Weißt du … Ich glaube … du solltest vielleicht … Wenn du nur mal …«
    Rumstottern passte nicht zu meiner besten Freundin. Das hätte mich vielleicht stutzig machen sollen, aber ich war viel zu durcheinander, um darauf zu achten.
    »Tust du mir nun den Gefallen?«
    »Ich bin im Dienst«, erwiderte Sissi. Sie arbeitete am Empfang bei uns im Kiefers .
    »Seit wann hält dich die Arbeit vom Skypen, Twittern oder Chatten ab?«, erkundigte ich mich spitz. »Nun mach schon. Hier im Zug bricht ständig die Verbindung ab. Schick mir alles, was du findest.«
    »Geht klar. Sonst noch was?«
    »Im Augenblick nicht. Muss schnell zurück zu Opa und Hertha Kowalski.«
    »Ja, ja«, sagte Sissi, deren Bedarf an meinen Erlebnissen vorerst gedeckt schien. »Ich melde mich, wenn ich was hab. Aber sobald du wieder ein bisschen besser drauf bist, können wir auch in Ruhe über alles reden.«
    »Ich brauche Infos, keine Therapeutin«, gab ich zurück und unterbrach die Verbindung.
    Auf wackeligen Beinen ging ich durch den Großraumwagen zurück an meinen Platz. Ich fühlte mich auf einmal hundemüde. Kein Wunder nach so viel Aufregung. Viel geschlafen hatte ich in den letzten Nächten auch nicht.
    »Da sind Sie ja wieder«, begrüßte mich Hertha freundlich. Aufmerksam forschte ich in ihrem Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen eines erlittenen Schocks. Aber sie sah ganz normal aus. Offenbar gehörte sie nicht zu dieser Sorte neugieriger alter Damen, die überall ihre Nase hineinstecken mussten. Zum Beispiel in verdächtig gewichtslose Tupperdosen, die ihnen zur Aufbewahrung anvertraut worden waren.
    Erleichtert nahm ich Opa wieder an mich und sank in den Sitz neben Hertha.
    »Sie sollten sich aber für so eine lange Zugfahrt vernünftiges Essen mitnehmen«, sagte sie. »Nicht bloß Reiswaffeln. Mehr kann da ja nicht drin sein.« Sie deutete auf die Tupperdose. »Meine Tochter Anni isst die Dinger auch immer und geht dann heimlich an das Lübecker Marzipan, das ich ihr mitgebracht habe. Aber Sie, Kindchen, Sie haben das doch gar nicht nötig, dünn wie Sie sind.«
    Ich fand Herthas Redefluss angenehm entspannend und schlummerte ein, während sie noch über ihre Tochter, deren Diäten und die harten Nachkriegsjahre plauderte, in denen die Leute froh über einen Zipfel Wurst und einen Kanten Brot gewesen waren. Letzteres träumte ich vielleicht auch nur noch, und in diesem Traum kamen irgendwann auch mein Opa Hermann, Oma Grete und Großtante Marie vor. Die drei stritten sich ganz fürchterlich, was mein Unterbewusstsein nicht besonders überraschte, denn es hatte offenbar meine realen Kindheitserinnerungen gut abgespeichert und verarbeitete diese nun fleißig drauflos. Der Streit hatte irgendwas mit meinem Vater Olaf zu tun, aber ich konnte nicht genau hören, worum es ging. Was daran liegen mochte, dass irgendwo in meiner Nähe mit leisem Poltern ein paar haushohe Zedern umfielen. Ihr würziger Duft ließ mich lächeln … Mein Traum brach an dieser Stelle ab, mein Schlaf jedoch hielt mich noch lange gefangen. Um ein Haar zu lange. Mein Blackberry und Hertha Kowalski mussten sich abgesprochen haben. Das eine gab ein durchdringendes DriinDriin von sich, die andere pfiff leise La Paloma. Mein Klingelton ist leicht zu erklären: Nachdem es schon zu einigen Verwechslungen mit den Handys und Smartphones meiner Freunde und Kollegen gekommen war – wieso stehen eigentlich so viele hippe Leute auf Musik von Lady Gaga? – hatte ich mich für das gute alte Telefonklingeln entschieden, das zu meiner Zeit in Nordergellersen von unserem lindgrünen Apparat in der Diele ausging. Hertha Kowalskis Musikgeschmack ist wiederum ganz allein ihre Sache, finde ich.
    Erschrocken fuhr ich hoch.
    »Infos später. Zwei japanische Reisegruppen angekommen«, stand auf dem kleinen Bildschirm. Frustriert steckte ich das Blackberry in meine Handtasche.
    »Sie haben ja ganz wunderbar geschlafen«, sagte Hertha.
    Ich rieb mir die Augen und gähnte.
    »Dabei haben Sie sogar ihren Freund verpasst. Ein netter junger Mann, muss ich schon sagen. Aber er meinte, ich soll Sie lieber nicht wecken.«
    Der Zedernduft!
    Ich war jetzt hellwach. »Was … was wollte er denn?«
    Hertha hob die Schultern. »Hat er mir nicht verraten. Aber er hat Sie ganz lieb angeguckt.«
    Ein wohliges

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