Immer Ärger mit Vampiren: Argeneau Vampir 4
betrachtete.
„Ich frage mich, wo hier die Toiletten sind”, murmelte sie und sah sich in dem geschäftigen Treiben des Kaufhauses um.
Bastien spähte zu ihr hinab. „Ich weiß, wo”, verkündete er. „Hier entlang.”
Er zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und Terri ging neben ihm her. Bastien führte sie zu einer Rolltreppe. Sie fuhren ein Stockwerk nach oben, dann bogen sie nach rechts ab und gingen ein Stück geradeaus.
„Diesen Flur entlang”, wies er sie an. „Ich werde direkt hier auf dich warten.”
Terri nickte und folgte seinen Anweisungen. Die Tür zur Damentoilette war nur angelehnt, und Terri ging hinein und hätte beinahe gestöhnt, als sie die lange Schlange von Kundinnen sah, die hier auf freie Kabinen warteten. Die Länge der Schlange war abschreckend und für Terri nicht ganz nachvollziehbar, bis sie die Schilder sah und erkannte, dass die Hälfte der Kabinen zum Putzen abgesperrt worden waren.
War das nicht typisch?, dachte sie. Ihre Zeitwahl war immer schon schlecht gewesen. Na gut, es würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu warten. Sie konnte nur hoffen, dass Bastien ein geduldiger Mann war.
Draußen lehnte sich Bastien gegen die Wand, verschränkte die Arme, kreuzte die Beine und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Frauen brauchten in der Toilette immer eine Ewigkeit. Das hatte er schon vor langer Zeit gelernt, und offenbar hatte sich im Lauf der Jahrhunderte nichts daran geändert. Was machten sie bloß so lange da drin? Er hatte seiner Mutter und Lissianna diese Frage im Lauf der Jahrhunderte oft gestellt, aber sie hatten ihm nie eine zufriedenstellende Antwort geben können.
Vielleicht würde Terri ja die Ausnahme von der Regel sein. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte zu warten. Es war eine Erleichterung, aus der Sonne zu kommen, aber ein großer Teil des Schadens war bereits angerichtet, und er fühlte sich schrecklich. Ein Blutbeutel oder zwei wären sehr willkommen gewesen, denn sein gesamter Körper verkrampfte sich aufgrund des Mangels daran.
Zwei Frauen kamen um die Ecke, gingen an ihm vorbei und unterhielten sich vergnügt, als sie auf die Tür zur Damentoilette zuschritten. Das war noch so ein Mysterium - Frauen gingen oft paarweise aufs Klo. Was es wohl damit auf sich hatte?
Erneutes Klappern von Absätzen zog seinen Blick nach links, wo die Kundin, die die arme Kassiererin einen Stock tiefer angeschrien hatte, um die Ecke bog. Sie war eine bösartig aussehende, gemeine alte Vettel. Genau der Typ Mensch, den Bastien in der Vergangenheit immer gern gebissen hatte, damals, als es noch notwendig gewesen war, sich von lebenden Menschen zu ernähren. Er hatte immer dazu geneigt, Leute zu beißen, die er nicht leiden konnte. Das belastete sein Gewissen weniger, als wenn er sich von jemand Nettem und Harmlosem nährte. Er hatte oft Menschen ausgewählt, die Verbrecher waren oder Egoisten, aber die Kneifzangen waren seine Lieblingsnahrung gewesen.
Bastien hatte es immer Genugtuung bereitet, diese gemeinen alten Vetteln geschwächt und verwirrt zurückzulassen.
Er lächelte freundlich, als die Frau an ihm vorbeikam, und sie erwiderte das mit einem herablassenden Gesichtsausdruck. Oja - das war genau die Sorte, der er gerne einen Dämpfer verpasste. In der Vergangenheit hatte er oft, während er das Blut solcher Leute trank, die Gelegenheit genutzt, ihnen den Gedanken in den Kopf zu setzen, sie sollten netter zu ihrer Umgebung sein.
Ja, das hatte ihm gefallen. Es hatte sich beinahe angefühlt, als täte er der Welt einen Gefallen, indem er sich von ihnen nährte.
Eine Witterung stieg Bastien in die Nase, als die Frau an ihm vorbeiging. Blut - süß und berauschend. Er spürte, wie seine Krämpfe heftiger wurden, und versuchte sie zu ignorieren, indem er an den Bluttyp der Frau dachte. Sie war Diabetikerin, das konnte er riechen. Und zwar eine, die entweder nicht wusste, dass sie Diabetikerin war, oder die sich um das Problem nicht scherte.
Wahrscheinlich war Letzteres der Fall. Bastien ging auch davon aus, dass sie irgendwo eine offene Schnittwunde hatte, sonst wäre der Geruch nicht so intensiv gewesen. Er sah ihr nach, als sie den Flur entlangging und durch die Tür zur Damentoilette verschwand. Einen Augenblick später kam sie allerdings zurückmarschiert. Und Marschieren war die einzige Bezeichnung, die ihre Fortbewegungsweise wirklich traf: Diese Frau befand sich auf dem Kriegspfad.
„Hier können Sie lange warten!”,
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