Immer dieser Knasterbax
Scheibchen und Würfel verteilten sich auf dem
Fußboden und wurden von den Vorübergehenden zertreten oder weitergestoßen.
Von Knasterbax und dem Auto war
nichts mehr zu sehen. Sie waren unter Schachteln und Pappen vergraben. Nur der
Roller überragte den Trümmerberg. Sein Vorderrad drehte sich blitzend, und auf
der Lenkstange lag ein roter Pappdeckel mit der Aufschrift: „Mensch, ärgere
dich nicht!“
Es dauerte eine ganze Weile,
bis der ungeschickte Fahrstuhlführer wieder ans Licht tauchte. Verwundert
blickte er in die Runde und den vielen Neugierigen, die sich um den Unglücksort
versammelt hatten, ins Gesicht. Und plötzlich war auch der vornehme Herr zur
Stelle, der ihn von der Straße aufgelesen hatte. Der beherzigte die freundliche
Aufforderung, die der Roller ihm schwarz auf rot entgegenhielt, nicht, denn er
ärgerte sich sehr. Wütend stieß er einige der Schachteln und Kästchen zur
Seite, arbeitete sich an den Räuber heran und zischte ihm ins Ohr: „Mann, haben
Sie denn völlig den Verstand verloren? Machen Sie, daß Sie ins Büro kommen,
aber ohne Aufhebens, sage ich Ihnen! Den Schaden, den Sie hier angerichtet
haben, bezahlen Sie aus Ihrer eigenen Tasche, dafür werde ich sorgen. Los
jetzt, vorwärts!“
Gehorsam rappelte Knasterbax
sich auf, stapfte durch die Trümmer um ihn herum, daß es knickte und knackte,
und folgte dem Geschäftsführer.
„Bitte schön“, sagte er, „gehen
wir in die Büro. Aber sag’ ich gleich, kann ich nix schreiben mit
Schreibmaschine und nix Buchhalterei! Wär’ schon besser, zu geben einfache
Arbeit, Briefe auf Post bringen oder Treppe fegen.“
„Halten Sie endlich den Mund!“
befahl der Geschäftsführer. „Ich mag Ihre Dummheiten nicht mehr hören. Sie
sollen im Büro nicht arbeiten, sondern erfahren, was Sie zu bezahlen haben.
Kommen Sie schon!“
„Gerne, bitte schön“, sagte
Knasterbax und marschierte hinter dem Mann her. „Bezahlen ist immer großes
Vergnügen für Leute mit Geld.“
Der Geschäftsführer steuerte
auf den Fahrstuhl zu und betrat ihn als erster. Knasterbax stieg ebenfalls in
die Kabine und zeigte, was er gelernt hatte. Er drückte auf Knopf fünf, wartete
einige Sekunden und sprang dann blitzschnell, bevor sich die Schiebetür ganz
schloß, hinaus in den Verkaufsraum, so daß der vornehme Geschäftsführer allein
in das oberste Stockwerk glitt. Knasterbax grinste über diesen Erfolg, wandte
sich um, ging seelenruhig zur Rolltreppe und ließ sich von ihr nach oben
tragen. Dabei winkte er den Leuten, die den Zwischenfall miterlebt hatten und
ihm nun verblüfft nachschauten, lächelnd zu.
Wird sich die vornehme Mensch
bestimmt wieder nehmen nächstes Fahrstuhl nach unten, dachte er. Bin ich darum
in größtes Sicherheit, wenn ich fahre in fünftes Stock.
Tatsächlich drückte der
Geschäftsführer sofort den Knopf mit der Nummer drei, als der Fahrstuhl
anhielt, und schwebte wieder zu den Spielwaren hinunter.
Knasterbax aber befand sich nun
in der Abteilung für Herrenoberbekleidung. Gemächlich schlenderte er an
karierten, gestreiften, gepunkteten und ungemusterten Anzügen vorbei, befühlte
Wintermäntel und Sportjacken, staunte über Knickerbocker und Kniebundhosen und
fragte sich, welche Herren all diese feinen Kleidungsstücke wohl tragen
mochten.
An die Abteilung für
Herrenkleidung schloß sich die für Herrenkosmetik an. Dort gab es Rasierer,
Haarwässer, Seifen, Manikürzubehör, Massagebürsten und sogar Perücken und
falsche Bärte. In einem breiten Gang stand ein Herr mit einem weißen Kittel und
führte einen neuen Rasierapparat vor.
„Was Sie hier sehen“, sagte er
soeben, „ist das Allerbeste, was es an Rasierern gibt. So leicht und angenehm
wie mit diesem Apparat ist noch niemand von Ihnen, meine Herren, seinen Bart
losgeworden! Kein Kratzen mehr, kein Reißen der Haut, kein Schneiden! Sie spüren
es überhaupt nicht, wenn die extradünne, glasharte Edelstahlklinge über Ihre
Wange gleitet. Als ob eine zarte Frauenhand Sie streichelte, so schonend, ja,
so liebevoll werden Sie rasiert. Ich will nun nicht mehr viele Worte machen,
sondern Ihnen einfach vorführen, wie dieser unübertreffliche Apparat arbeitet.
Ist jemand von Ihnen bereit, sich von mir rasieren zu lassen? Er bekommt den
Apparat geschenkt und noch ein Stück Rasierseife dazu.“
Aber keiner der Herren wollte
sich öffentlich einseifen und vor aller Augen den Bart schaben lassen. Sie
schämten sich alle voreinander. Da fiel der Blick des
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