Immer dieser Knasterbax
von seinem Geld zu erzählen. Na ja, aber entkommen
kann er mir diesmal nicht. Ich gehe einfach hinein ins Kaufhaus und schnappe
ihn mir.“
Allein, so einfach war das
nicht, denn sowohl der Haupteingang als auch alle Seiten- und Hintertüren waren
noch fest verschlossen.
„Das habe ich mir beinah
gedacht“, knurrte Siebenschütz, „alles stellt sich gegen mich! Aber die Türen
sind nicht nur für mich versperrt, sondern auch für Knasterbax. Ich kann zwar
nicht ’rein, aber dafür kann er nicht ’raus.“
Suchend ging er um das große
Gebäude herum. Dabei entdeckte er eine Feuerleiter auf der Rückseite.
„Na also“, frohlockte er, „hier
gibt es ja doch einen Einstieg! Warte nur, Freundchen, jetzt rücke ich dir auf
den Pelz!“
Und entschlossen kletterte er
die eiserne Leiter hinauf.
Knasterbax war inzwischen auch
nicht müßig gewesen. Er hatte sich in der Lebensmittelabteilung einiges
ausgesucht, was er zum Frühstück, und einiges, was er als Mittagsmahl verzehren
wollte, hatte alles in eine Plastiktüte gepackt und war dann auf die Suche nach
einem Ausschlupf gegangen. Im Erdgeschoß waren alle Türen verschlossen und die
Schlüssel abgezogen, die Fenster waren gegen Einbrecher vergittert, aber im
Keller ließ sich ein Fenster öffnen.
Durch das schlüpfte Knasterbax
ins Freie.
Gerade als Siebenschütz das
Ende der Feuerleiter erreicht hatte und seinen Fuß auf das Dach setzte, nahm
Knasterbax den Plastikbeutel wieder auf, den er auf die Steinplatten
vorausgeschoben hatte, rieb sich den Kopf, der dem Fensterrahmen zu nahe
gekommen war, und tappte so leise wie möglich über den leeren Hof. Und
sicherlich wäre er dem eifrigen Polizisten unbemerkt entwischt, wenn nicht eine
verirrte kleine Windbö Siebenschütz den Helm vom Kopf gefegt hätte. Der
erschrockene Schutzmann klammerte sich mit beiden Händen am Schneegitter fest
und schaute seiner Kopfbedeckung nach, die wie eine in der Luft abgeschossene
Wildente auf die Erde segelte. Sie knallte dem flüchtenden Knasterbax genau vor
die Füße.
Der Räuber blickte auf, um
festzustellen, wer da mit Polizistenhelmen auf ihn schoß, und begegnete den
bestürzten Augen seines Verfolgers, der da hoch oben auf dem Dach hockte, die
Füße ängstlich gegen das Schneegitter stemmte und sich offenbar nicht ganz wohl
fühlte.
„Da sieh an“, sagte Knasterbax,
„sitzt sich böses Schutzmann auf Dach hoch wie Kirchturm und kann nicht mehr
’runter. Ist und bleibt sich größtes Esel von Welt.“
Er winkte dem uniformierten
Mann lächelnd zu, rückte seinen Räuberhut zurecht und verschwand um die
Hausecke auf die Straße. Siebenschütz faßte sich jedoch schneller, als der
Räuber dachte. Er tastete sich vorsichtig an die Feuerleiter heran und
kletterte dann rasch auf den sicheren Erdboden zurück. Als er mit dem
verbeulten Polizistenhelm in der Hand auf die Straße gerannt war, konnte er
gerade noch mit ansehen, wie Knasterbax einen Personenwagen anhielt, einstieg
und davonfuhr.
„Der Kerl findet aber auch
immer wieder einen Dreh, mir zu entwischen“, wetterte Siebenschütz. „Wenn ich
jetzt nicht auch ein Auto stoppen kann, gewinnt er einen riesengroßen
Vorsprung.“
Mißmutig stellte er sich an den
Straßenrand und wartete.
Und er hatte Glück!
Ein Milchwagen klapperte heran
und hielt, als der Polizist den Arm ausstreckte.
„Was darf es denn sein, Herr
Wachtmeister?“, fragte der Fahrer, nachdem er das Fenster heruntergedreht
hatte. „Hätten Sie gern meinen Führerschein gesehen? Hier ist er!“
„Nein, nein“, wehrte
Siebenschütz ab. „Darum habe ich Sie nicht angehalten. Ich verfolge den Mann,
der da vorne in dem roten Auto sitzt, er ist nämlich ein Räuber. Lassen Sie
mich einsteigen, und jagen Sie sofort hinterher!“
„Mit dem größten Vergnügen!“
rief der junge Mann. „Ich habe zwar eigentlich keine Zeit, die Schulkinder
warten auf ihre Trinkmilch, aber eine Räuberjagd geht vor. Steigen Sie ein, den
Burschen wollen wir schon fassen!“
Noch bevor Siebenschütz saß,
trat der Mann so heftig auf das Gaspedal, daß der Wagen wie ein wildgewordener
Ziegenbock nach vorn sprang und der Schutzmann auf den Sitz geschleudert wurde.
„Ich wollte schon immer mal
einen Räuber fangen“, sagte er begeistert, „jetzt habe ich endlich die
Gelegenheit dazu.“
Hinten auf dem Wagen klirrte
und schepperte es, und in einer Kurve flog einer der eisernen Kästen mit seiner
ganzen Flaschenladung auf den Bürgersteig.
„Halten Sie
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