Immer dieser Knasterbax
immer schwächer geworden wäre, wenn er nicht gegessen
hätte, und ihm der Räuber dann leicht hätte entkommen können. Außerdem war es
besser, wenn die gestohlenen Lebensmittel im Magen eines ehrlichen Polizisten
landeten als in dem eines Räubers. Knasterbax grinste seinen Aufpasser an und
sagte: „Hunger tut schrecklich weh, nicht? Verstehen Polizist Siebenschütz nun,
warum armes Räuber Knasterbax muß stehlen Brot und
Wurst für knurrendes Bauch? Stiehlt sich niemals nix für Vergnügen, immer nur
für Hunger.“
„Das ist aber verboten“,
antwortete Siebenschütz mild. „Denk doch mal, wie es uns ginge, wenn es jeder
machen würde!“
„Macht aber nix jeder! Macht
nur armes Knasterbax und arme Räuberkollegen.“
„Es ist trotzdem verboten.
Sieh, wenn einer was essen will, dann muß er auch dafür arbeiten.“
„Tu ich doch arbeiten für
Essen! Meinst du, es ist Kleinigkeit zu laufen um Haus wie Wiesel und stehlen Bienenstich? Oder zu steigen durch Fenster an
schlafendes Bauer vorbei immer auf Spitze von Zeh? Das ist schweres Arbeit und
macht Hunger noch größer.“
Siebenschütz schüttelte den
Kopf.
„So etwas ist keine Arbeit, das
bringt nichts ein.“
„Oh, da du sein im Irrtum.
Manchmal bringt ein viel, manchmal wenig. Ist sich bei jedes Klauerei
verschieden.“
„So meine ich das nicht“,
erklärte der Schutzmann, „du sollst etwas herstellen mit deinen Händen.“
„Tu ich, tu ich, liebes Siebenschütz“,
sagte der Räuber eifrig. „Stell ich oft her Leiter, wenn ich muß einsteigen in
obere Fenster oder schlüpfen durch Dach. Manchmal stell ich her auch nur
Stuhl.“
Siebenschütz schüttelte wieder
seinen Kopf, aber diesmal heftiger. „Du verstehst mich nicht. Ich meine, daß du
etwas verändern mußt“, sagte er, „etwas so machen, wie es vorher nicht war.“
„Versteh ich kluges Schutzmann
sogar sehr gut“, beteuerte Knasterbax, „und kann ich ihn beruhigen gar und
ganz. Wenn ich bin gewesen in Haus für Stehlerei, alles ist verändert und
anders. Steht sich kein Ding an altes Platz. Hier
fehlt den Wurst, da der Brot und dort den süßen Marmelade.“
Siebenschütz wackelte so stark
mit dem Kopf, daß ihm fast der Helm abfiel.
„Nein, nein, nein!“ rief er
verzweifelt. „Hör zu, ich will dir ein Beispiel geben. Du kennst doch einen
Bauern?“
„Was fragst du dummes Frage!
Natürlich ich kenne einen Bauern“, sagte Knasterbax empört. „Den Grigoleit aus Unterlupfing kenne ich sehr gut. Ist sich ein feines
Mensch, das Grigoleit.“
„Schön“, fuhr der Schutzmann
fort, „dann sind wir ja schon ein Stück weiter. Nun sag mir mal, was der
Grigoleit so tut, ich meine, was er den Tag über macht.“
„Ah, das ich weiß genau! Sitzt
sich in Wirtshaus ,Zum Ochsen’, trinkt Bier und Schnaps
und spielt Karten mit das dicke Wirt Janoschek .“
„Was er am Vormittag treibt,
möchte ich wissen“, unterbrach ihn der Schutzmann, „morgens, wenn der Tag
beginnt.“
„Morgens wascht sich das Mensch
und frühstückt.“
„Weiter“, bohrte Siebenschütz,
„und dann? Was macht er danach?“
„Danach er raucht sein langes
Pfeife, was sich hat silbernes Deckel.“
„Und wenn er die Pfeife
geraucht hat?“ fragte Siebenschütz ungeduldig. „Fängt er dann nicht endlich an
zu arbeiten?“
„Nein! Er setzt sich auf Wagen
von Pferd, sagt hüh und fährt spazieren.“
„Spazieren fährt er? Wohin
denn?“
„Auf das Acker.“
„Aha“, sagte der Schutzmann und
atmete erleichtert auf. „Er fährt also auf den Acker! Endlich! Und da beginnt
er zu arbeiten. Das hast du doch bestimmt schon mal gesehen?“
„Beginnt sich nix zu arbeiten
auf Acker! Sitzt auf Kutschbock und knallt mit Peitsche. Armes Pferd zieht
Pflug durch das Erde und Egge.“
„Aber das ist doch Arbeit!“
rief der Polizist.
„Für den Pferd ja, aber nicht
für faules Grigoleit. Soll mal verdienen sein Brot wie armes Räuber Knasterbax,
das ist harte Arbeit.“
Der Schutzmann gab es auf. Mit
so einem dummen Räuber konnte man kein vernünftiges Gespräch führen.
Mittlerweile war die Sonne sehr
hoch gestiegen und heizte den beiden Wanderern gehörig ein. Knasterbax
schwitzte, daß ihm das Wasser in kleinen Bächen an der
Nase herunter lief. Siebenschütz erging es nicht viel besser. Als sie an einem
kleinen See vorübergingen, blieben beide stehen und guckten auf das Wasser, das
so kühl und einladend lockte.
„Liebes Siebenschütz“, sagte
Knasterbax und sah seinen Bewacher
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