Immer dieser Knasterbax
Pflicht!
Fürs Faulenzen bezahlen wir Sie nicht. Heute haben wir Familieneinkaufstag,
falls Sie das vergessen haben sollten, da ist unser Haus bis halb sieben Uhr
geöffnet. Nun gehen Sie schon endlich!“
„Ich soll bedienen die
Fahrstuhl?“ fragte Knasterbax verblüfft. „Was denn sonst, Sie Witzbold!“ rief
der Herr ungeduldig. „Und nehmen Sie endlich den dummen Faschingshut ab, Sie
sind doch hier nicht auf dem Maskenball!“
Denkt das Mensch bestimmt, ich bin Fahrstuhlführer, weil ich hab’ an schönes Uniform, dachte
Knasterbax und grinste. Und da er alles mitmachte, was lustig zu werden
versprach, sagte er: „Also schön, fahr’ ich mit die Fahrstuhl ’rauf und
’runter. Ist sich wahrscheinlich großes Spaßvergnügen.“ Er nahm seinen
Räuberhut ab, schob ihn unter die Jacke und stapfte mit festen Schritten in das
Kaufhaus. Dort herrschte ein geschäftiges Leben. In allen Gängen drängten sich
Kauflustige. Keiner achtete auf
den Fahrstuhlführer, der sich mit großen erstaunten Augen vorsichtig an den
Tischen, Ständern und Regalen vorbeischob und den Fahrstuhl suchte. Nur ein
kleines Mädchen zupfte ihn an der Jacke.
„Du, Onkel, bist du der
Kaufhausdetektiv?“
Knasterbax, auf eine derartige
Frage nicht vorbereitet, fand nicht gleich eine Antwort. Um Zeit zu gewinnen, fuhr
er sich mit der Hand über sein unrasiertes Kinn. Schließlich sagte er langsam,
wobei er ein Auge vieldeutig zukniff: „Darf sich Detektiv nicht verraten, wenn
er ist Detektiv. Und wenn er ist nicht Detektiv, muß er auch halten
verschwiegenes Mund.“
Daraufhin kniff das Mädchen
ebenfalls ein Auge zu und sagte: „Also doch! Hab’ ich mir ja gleich gedacht.
Komm mal eben mit, ich muß dir was zeigen!“ Sie ergriff seine Hand und zog ihn
mit sich fort. Knasterbax widersetzte sich der resoluten kleinen Dame nicht, er
lächelte und folgte ihr.
Vor einem großen Tisch, auf dem
in vielen Fächern Unmengen von Bonbons lagen, blieb sie stehen, zeigte auf die
buntschillernden süßen Berge und sagte: „Hier darf sich doch jeder selbst was
einpacken, nicht?“
„Jaja“, antwortete Knasterbax . „Steht sich auf Tafel geschrieben
,Selbstverdienung‘ .“
Das Mädchen nickte.
„Wenn aber Bonbons auf den
Fußboden gefallen sind, die muß man doch nicht mehr nehmen, da sind doch
Bazillen dran?“
„Ganz recht“, bestätigte
Knasterbax, „Bonbons auf Fußboden sind was für Schweine und andere Ferkel, aber
nicht für saubergewaschene Menschen.“
„Dachte ich mir schon“, sagte
die Kleine, „sagt meine Mama auch immer. Hast du was dagegen, daß ich sie
aufsammle und ’rausbringe?“
„Hab ich nichts dagegen, hab
ich was dafür“, sagte Knasterbax. „Tust du gutes Werk für Sauberhaltung und
Umweltverschmutzung.“
„Darum mache ich es ja auch so
gern“, rief das Mädchen eifrig. Und nachdenklich fügte sie hinzu: „Nur schade,
daß nicht mehr herunterfallen!“
Knasterbax feixte sie an.
„Paß auf“, flüsterte er,
„gleich regnen Bonbons wie Hagelschlag bei Gewitter. Ist sich mein Hut gerollt
unter den Tisch. Wenn ich nicht hole ihn zurück, macht böses Dieb klau klau .“
Damit zog er seinen Hut unter
der Jacke hervor und warf ihn unter den Tisch. Dann zwinkerte er dem Mädchen
noch einmal zu und ging auf Tauchstation. Im nächsten Augenblick begann der
Tisch zu wackeln und ließ nach allen Seiten eine Menge seiner wohlschmeckenden
Last fallen. Da es sehr voll im Kaufhaus und das Gedränge groß war, bemerkte
niemand dieses örtlich beschränkte Erdbeben, das nur den Bonbontisch ins
Schwanken brachte und sonst nichts.
Das Mädchen aber lief wie ein
Wiesel zwischen Hosenbeinen, Mantelsäumen, Perlonstrümpfen und Schaftstiefeln
herum und grapschte nach dem süßen Segen. Bald waren ihre Taschen prall wie
aufgeblasene Luftballons. Dankbar warf sie dem vermeintlichen Kaufhausdetektiv,
der sich langsam wieder aus der Zone eiliger Füße in die der Hälse und Köpfe
hinaufarbeitete, ein Kußhändchen zu und verschwand.
Knasterbax wollte auch gerade
verschwinden, aber da stand plötzlich wieder der feingekleidete Herr hinter
ihm, stieß ihm seinen spitzen Zeigefinger in die Rippen und forderte ihn auf,
jetzt endlich in den Fahrstuhl zu gehen.
Der war, wie auf einem kleinen
Pappschild zu lesen stand, vorübergehend außer Betrieb. Der richtige
Fahrstuhlführer hatte das Schild an die Tür gehängt, weil er es vor
Zahnschmerzen nicht mehr hatte aushalten können und zum Zahnarzt gegangen war.
Der
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