Immer dieser Knasterbax
dringend nach einer Rasur verlangte.
„Wie wär’s denn mit Ihnen, mein
Herr?“ fragte er. „In weniger als fünf Minuten ist Ihr Gesicht so glatt wie
eine Fensterscheibe.“ Hm, dachte Knasterbax, warum nicht? Paßt sich
glattrasiertes Backe gut zu schönes Fahrstuhlführeruniform. Darum setzte er sich bereitwillig in den Polsterstuhl
und ließ sich einen hellblauen Umhang umlegen. Da traten die andern Herren
wieder näher und sahen belustigt zu, wie Knasterbax eingeseift wurde.
Als der Schaum mehrere
Zentimeter dick auf seinem Gesicht verteilt war und der Verkäufer just die
extradünne, glasharte Edelstahlklinge in den Apparat legte, stürzten zwei
Herren aus dem Fahrstuhl, schritten hastig durch die Reihen der Mäntel und
Anzüge und blickten alle männlichen Kunden prüfend an. Der eine von ihnen war
der vornehm gekleidete Geschäftsführer und der andere der Kaufhausdetektiv. Sie suchten den verrückten Fahrstuhlführer, der in der
Spielwarenabteilung mit einem Kinderauto einen Unfall mit hohem Sachschaden
verursacht hatte und davongelaufen war. Aber der Gesuchte befand sich nicht in
der Abteilung für Herrenoberbekleidung. Auch unter den Kunden, die sich nebenan
für Nagelscheren und Badebürsten interessierten, war er nicht, das sahen die
beiden auf den ersten Blick. Seine Uniform wäre ihnen sofort aufgefallen. Darum
zwängten sie sich mißmutig durch die Gruppe der Herren, denen ein neuer
Rasierapparat vorgeführt wurde, und fuhren mit der Rolltreppe abwärts.
Das war Glück in letztes Augenblick, dachte Knasterbax, der den
Geschäftsführer natürlich erkannt hatte. Er schloß erleichtert die Augen und
ließ sich Kinn und Wange schaben, ohne auch nur mit der Nasenspitze zu zucken.
„Schnauzbart bleibt stehen“,
sagte er, als der Verkäufer ihn fragte, ob er den mit abrasieren solle.
Nachdem er mit einem herben Duftwasser
bespritzt und abgetrocknet worden war, betrachtete er sich wohlgefällig im
Spiegel, der auf dem Tisch stand und sagte: „Bin ich sehr zufrieden mit Rasur.
Kann ich empfehlen das Apparat bestens.“
„Da haben Sie den Beweis!“ rief
der Verkäufer strahlend. „Es gibt wirklich nichts Besseres als diesen Apparat.
Kaufen Sie ihn, Sie werden es nicht bereuen!“ Er bedankte sich bei Knasterbax
und machte ihm einen der Rasierer und ein Stück Seife zum Geschenk, wie er es
versprochen hatte. Dann wandte er sich den Herren zu, die den vortrefflichen
Apparat ebenfalls besitzen wollten und ihre Geldbörse schon aus der Tasche
gezogen hatten.
Knasterbax aber spazierte in
die Bekleidungsabteilung zurück, fuhr mit der Rolltreppe in den dritten Stock
und schlüpfte dort unbemerkt in ein geräumiges Hauszelt.
„Wenn ich jetzt noch hätte
weiches Matratze mit Luft“, murmelte er, „würde ich schlafen ganzes Nacht in
Zelt.“
Durch den Eingangsschlitz
beobachtete er die vorübergehenden Leute und bemerkte bald, daß es immer weniger
wurden.
Wenn sich ist geschlossen die
Kaufhaus, ich werde suchen den breiten Bett, was ich habe gesehen in anderes
Etage, dachte er, bin ich müde wie Hund.
Eine halbe Stunde später war
der letzte Kunde gegangen, und nach einer weiteren halben Stunde hatten auch
die Angestellten das Kaufhaus verlassen. Nun konnte Knasterbax sich ungehindert
in allen Räumen und Stockwerken bewegen, konnte Fahrstuhl fahren, sooft er
wollte, und konnte sogar auf dem Treppengeländer vom fünften Stock ins
Erdgeschoß rutschen, wenn er Lust dazu verspüren sollte. Niemand würde ihn
stören. Das einzige, was ihn ärgerte, war die Dunkelheit im Haus, denn nach Geschäftsschluß war die Beleuchtung ausgeschaltet worden.
Knasterbax konnte darum auf der Suche nach seinem Bett nicht immer den
richtigen Weg finden und stieß mit mehreren Dingen zusammen, die einen
unsicheren Stand hatten und polternd zu Boden gingen. So brachte er eine
doppelmannshohe aus Bausteinen aufgeschichtete Pyramide zum Einsturz, riß drei
Modepuppen mit Kinderkleidung um und richtete im vierten Stock beim
Zusammenprall mit einem Porzellantisch einen Scherbensalat an, der für drei
Polterabende ausgereicht hätte.
„Warum läßt dummes Mensch mit
vornehmes Anzug nicht wenigstens Notbeleuchtung brennen?“ schimpfte er. „Hab’
ich doch nicht Auge von Katze, das leuchtet wie Taschenlampe!“
Über eine Stunde irrte er kreuz
und quer durch das große Haus, dann konnte er sich endlich in das weiche warme
Bett fallen lassen.
Siebenschütz hatte sich bei der
Frau für den Gänsebraten und das
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